UBS: Vermögensverwalter reicher Familien vor umfassenden Portfolioumschichtungen
Family Offices vor historischen Anpassungen
Laut einer UBS-Studie planen die Vermögensverwalter reicher Unternehmerfamilien in Folge von Zinswende und Inflation umfassende Umschichtungen
sto Frankfurt
Laut einer Studie der UBS stehen Family Offices vor den größten Anpassungen seit langem in der Verteilung des Anlagevermögens. Die im Auftrag reicher Familien tätigen Vermögensverwalter wollen nach Beendigung der Nullzinsphase wieder stärker aktiv gemanagte und ausgewogene Portfolios.
Als Folge der Zinswende planen Family Offices in ihrer Vermögensallokation die größten Anpassungen seit langem. Dies ist eine zentrale Feststellung in der jüngsten Auflage der regelmäßigen Untersuchung der UBS zu diesen spezialisierten Vermögensverwaltern für reiche Familien. Mit dem Ende der Nullzinsphase gewönnen aktiv gemanagte, ausgewogene
Portfolios wieder an Bedeutung, hieß es.
Neben der Zinswende der Notenbanken spielen dem Report zufolge bei diesen Überlegungen zur strategischen Umverteilung des Vermögens auf die diversen Anlageklassen auch die schwächere Konjunktur und die stark gestiegene Inflation eine Rolle. Vor allem bei festverzinslichen Wertpapieren in Industrieländern ist demnach eine größere Bewegung absehbar. 38% der befragten Family Offices weltweit beabsichtigen, in diesem Segment aufzustocken. In den vergangenen drei Jahren waren hier die Investitionen immer rückläufig gewesen.
Für die Studie hatte die UBS 230 der global größten Single Family Offices (Vermögensverwalter für eine einzelne Familie) mit einem Gesamtvermögen von 495,8 Mrd. Dollar befragt. Im Schnitt beträgt das durchschnittliche Familienvermögen 2,2 Mrd. Dollar. 37% von ihnen setzen zur Diversifizierung auf hochwertige Anleihen mit kurzer Laufzeit, um Vermögensschutz, Rendite und Kapitalzuwachs zu erzielen.
Zugleich wollen die befragten Family Offices auch weiter stärker ins Risiko gehen. 34% wollen ihre Investments in Schwellenländeraktien erhöhen. Zum Hintergrund verweist die Studie darauf, dass der Dollar möglicherweise seinen Höchststand erreicht hat und die chinesische Wirtschaft wieder geöffnet wurde.
Die Hälfte in alternativen Assets
Risikobereitschaft demonstrieren die Family Offices auch dahingehend, dass sie hohe Anteile im alternativen Anlagesegment haben, im Schnitt 45% des angelegten Vermögens. Der Anteil von Hedgefonds stieg zuletzt von 4% auf 7%. Die Family Offices planen der Studie zufolge, die Anteile der Private-Equity- und Private-Debt-Fonds sowie in Infrastruktur stärker zu gewichten. „Während die aktuellen marktbezogenen und geopolitischen Trends zu einer Verlagerung hin zu liquiden, kurzfristig festverzinslichen Wertpapieren geführt haben, sind 66% der Family Offices noch immer überzeugt, dass Illiquidität langfristig die Renditen steigert“, begründet George Athanasopoulos, Head Global Family and Institutional Wealth und Co-Head Global Markets bei UBS, die geplante Aufstockung im alternativen Segment. Angesichts der sich abkühlenden Immobilienmärkte sollen aber hier die Aktivitäten zurückgefahren werden.

Größte Sorge der Family Offices ist der Erhebung zufolge die Geopolitik, die die Inflation als Hauptsorge im vergangenen Jahr weltweit überholt hat. Die Inflation stehe nunmehr nach Geopolitik und Rezession an dritter Stelle, hieß es.
Mit Blick auf die Regionen ist der UBS-Studie zufolge ebenfalls mit sichtbaren Veränderungen zu rechnen. Die Family Offices wollen ihre Allokationen in Regionen, die zuletzt weniger favorisiert wurden, erhöhen. Zwar halten sie immer noch fast die Hälfte ihres Vermögens in Nordamerika. Mehr als ein Viertel der Befragten will in den kommenden fünf Jahren in Westeuropa aufstocken, fast ein Drittel im asiatisch-pazifischen Raum.