UBS-Zauber entzückt die Investoren

Steuergutschrift und Zugeständnis der Finanzaufsicht führen zu überraschend hohem Gewinn - Boni steigen kräftig

UBS-Zauber entzückt die Investoren

Die UBS verzaubert die Investoren mit überraschend guten Zahlen. Doch während die Boni wieder kräftig steigen, lässt die operative Leistungskraft der Bank weiter zu wünschen übrig.dz Zürich – Die UBS bleibt eine Wundertüte. Der Finanzkonzern überraschte seine Aktionäre gestern bei der Vorlage der Jahreszahlen sowohl mit einem weit über den Erwartungen liegenden Ergebnis im Schlussquartal als auch mit einer auffallend robusten Kapitalquote, wie sie nach der strengen UBS-Spezialauflage der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) vom vergangenen Oktober kaum jemand mehr für möglich gehalten hatte. “Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul”, werden sich die vielen Investoren gesagt haben, die sich mit Blick auf die positive Überraschung auf die Aktien der Großbank stürzten und diesen zu einem Tagesgewinn von mehr als 5 % verhalfen.Eine kritische Betrachtung der beiden unverhofften Geschenke lässt rasch erkennen, dass diese nur sehr bedingt mit der operativen Leistung der Bank zu erklären sind. Für den überraschenden Gewinnanstieg im Schlussquartal auf 917 Mill. sfr war zum großen Teil die Verbuchung eines sogenannten Steuerertrages von 470 Mill. sfr verantwortlich.Für die UBS ist diese Ertragsquelle insofern relevant, als der Konzern die Riesenverluste, die er in der Finanzkrise angehäuft hatte, vielerorts von der laufenden Steuerrechnung abziehen kann. Diese von den lokalen Steuerbehörden der internationalen UBS-Niederlassungen als abzugsfähig anerkannten oder unter gewissen Bedingungen noch als abzugsfähig anzuerkennenden Verluste belief sich zum Jahresende auf astronomische 29 Mrd. sfr. Aufgrund dieses Effektes zahlt die UBS auch in ihrem Stammland kaum Steuern. In Zürich werde die Bank wohl erst ab 2017 wieder Geld an den Fiskus abliefern, erklärte Konzernchef Sergio Ermotti auf einer Telefonkonferenz mit Journalisten.Eher noch als das Quartalsergebnis lässt sich die unerwartet robuste Kapitalquote als Resultat einer betrieblichen Leistung darstellen. Das einbezahlte Aktienkapital und die zurückgestellten Gewinnreserven, die als qualitativ bestes Eigenkapital gelten, weil es im Bedarfsfall sofort greifbar ist, erreichten zum Jahresende 12,8 % der nach dem Basel-III-Standard gewichteten Risikoaktiven. Damit steht die UBS nicht nur unmittelbar davor, eine wichtige Vorgabe aus dem Too-big- to-fail-Gesetz weit vor dem Termin zu erfüllen. Vielmehr ist die Bank bald bei der 13-Prozent-Marke angelangt, ab der sie ihren Aktionären endlich wieder eine substanzielle Dividende auszuzahlen verspricht. Wunder der FinmaZustande kam dieses kleine Wunder, weil die Finma ihre im Oktober beschlossene Sicherheitsauflage gegenüber der UBS etwas zu lockern bereit gewesen ist. Ursprünglich hätte die UBS ihre operationellen Risiken mit einem 50-prozentigen Eigenkapitalzuschlag unterlegen sollen, um mit Blick auf weitere potenzielle Milliardenstrafen ein Polster zu haben. Dafür wäre ein Kapital von rund 3,5 Mrd. sfr nötig gewesen. Aufgrund einer zweiten Analyse hat die Finma einer Lockerung der Auflage zugestimmt und der UBS damit geholfen, etwa 1 Mrd. sfr Kapital wieder freizubekommen. Das ursprüngliche Ziel, schon in diesem Frühjahr wieder mindestens die Hälfte des Gewinns an die Aktionäre abzuführen, hat die UBS zwar verpasst. Aber immerhin kann der Verwaltungsrat dank der verbesserten Kapitalquote seinen leidgeprüften Eigentümern eine Erhöhung der Dividende auf 0,25 sfr pro Aktie vorschlagen und damit wenigstens eine Ausschüttung von 30 % des Gewinnes anpeilen.Während den Aktionären in absoluten Zahlen also ein zusätzlicher Ertrag von rund 380 Mill. sfr winkt, sollen die Mitarbeiter und Manager der Großbank in den Genuss von 700 Mill. sfr mehr Boni kommen. Ermotti kündigte eine Einlage von 3,2 Mrd. sfr in den Topf für leistungsabhängige, variable Gehaltskomponenten an. Im Vorjahresvergleich entspricht dies einer Zunahme von 700 Mill. sfr oder rund 30 %. Auf die Frage, wie die Aktionäre diese ungleiche Verteilung verstehen sollen, antwortete Ermotti, die Aktionäre verstünden sehr gut, dass sich die UBS die Rückgewinnung ihrer Kapitalkraft durch eine zurückhaltende Ausschüttungspolitik verdienen müsse, und sie verstünden auch, dass die Gehaltspolitik auch der Verteidigung der Marktposition der Bank zu dienen habe. So oder so hat die Bank operativ noch einiges aufzuholen. Selbst nach den UBS-eigenen Maßstäben, mit denen der Finanzkonzern den Gewinn um sogenannte außerordentliche Ereignisse zu “adjustieren” pflegt, ist die Eigenkapitalrendite von 8,3 % alles andere als berauschend und schwer mit einer Erhöhung der Boni um 30 % in Einklang zu bringen.In Gehaltsangelegenheiten mitreden dürfen werden die Aktionäre der UBS wohl erst 2015. Zwar wollte sich Ermotti nicht über die Tagesordnung der im April anstehenden Generalversammlung auslassen. Doch er macht hinreichend klar, dass die Großbank die Übergangsfrist bis 2015 nutzen wird, um die bindende Abstimmung der Aktionäre zum Vergütungsbericht durchzuführen.