Nur eine von fünf Personen in der Umfrage von Union Investment zu Finanzwissen beschäftigt sich häufig mit Geldthemen. Hauptinformationsquelle ist das Internet, aber auch Familie und Freunde werden um Rat gefragt. Das eigene Finanzwissen benoten die befragten Personen im Durchschnitt mit der Schulnote „3“. Dies sind Ergebnisse aus einer Befragung der Fondsgesellschaft unter gut 1.000 Menschen in Deutschland, die in privaten Haushalten über Finanzen entscheiden. Vor zwei Jahren lag die Einschätzung des eigenen Finanzwissens noch bei „3–4“.

Diese Ergebnisse stehen im Kontrast zur Einschätzung der Befragten hinsichtlich von Fähigkeiten, um gut auf das Leben vorbereitet zu sein. So gefragt, gehören Kenntnisse über Geld zu den wichtigsten überhaupt. Lediglich über Gesundheit und Ernährung möchten die Menschen in Deutschland noch besser Bescheid wissen als über Finanzen.

Für fast alle Befragten (95%) stehen Kenntnisse und Fähigkeiten rund um Gesundheit und Ernährung an erster Stelle, um gut im Leben zurechtzukommen. Beinahe genauso wichtig ist ihnen Wissen zu Geld und Finanzen (93%) sowie zu Technik und IT (90%). Diese Einschätzungen hat sich seit der Umfrage 2021 kaum verändert. Deutlich wichtiger geworden sind aus Sicht der Befragten handwerkliche Fähigkeiten mit 82% im Vergleich zu 70% in der Umfrage 2021.

Wenn es um die Vermittlung von Finanzwissen geht, sehen die meisten die Schule und die Eltern in der Pflicht. Die Praxis sieht anders aus, die Befragten geben an, dass die selbst weder in der Schule noch zu Hause gut auf den Umgang mit Geld vorbereitet wurden.

Dazu passt, dass sich heute lediglich 19% der Befragten häufig mit Finanzthemen beschäftigen. 2021 waren es ebenfalls 19%. Häufiger tun dies Männer (27%), unter den weiblichen Befragten sind es 11%. „Aufgrund der Herausforderungen bei der Altersvorsorge ist es für jeden, aber insbesondere auch für Frauen wichtig, sich mit Lösungen für das Alter zu beschäftigen“, kommentiert Kerstin Knoefel, Leiterin des Segments Privatkunden bei Union Investment, die Ergebnisse der Umfrage.

Die beliebteste Informationsquelle für Finanzthemen ist das Internet (72%); Podcasts und Fernsehen als Informationsquellen spielen hingegen eine geringe Rolle (15 bzw. 9%). Am besten kennen sich die Befragten nach eigener Einschätzung beim Thema Zinsen aus. Auch beim Thema Inflation halten sich die Menschen für gut informiert. Am wenigsten wissen die Befragten zu Versicherungen.

Die Mängel bei der Finanzbildung wurden im März auf politischer Ebene aufgegriffen. Das Finanz- und das Bildungsministerium hatten die Initiative Finanzielle Bildung gestartet, mit dem Ziel, eine Finanzbildungsstrategie zu entwickeln. Diese wird derzeit gemeinsam mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erarbeitet und soll im Herbst 2024 präsentiert werden. Künftig werden außerdem auf einer Finanzbildungsplattform die öffentlichen Angebote gebündelt.

Die OECD hatte Ende 2023 die Finanzkompetenz in 39 Ländern untersucht. Das Ergebnis steht im Widerspruch zu vielen Umfragen. Laut OECD können die Deutschen sehr gut mit Finanzen umgehen. Sowohl das Finanzwissen als auch das angegebene Finanzverhalten und die Einstellung zum Geld sind hierzulande gut ausgeprägt, so die OECD.