Unicredit kann bei Commerzbank aufstocken
Grünes Licht der EZB
Unicredit kann aufstocken
EZB genehmigt Erhöhung der Beteiligung auf 29,9 Prozent – 2025 wohl keine weiteren Schritte
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Unicredit die Erhöhung der Commerzbank-Beteiligung auf bis zu 29,9% genehmigt. Dennoch ist nicht damit zu rechnen, dass die HVB-Mutter nun rasch ein Übernahmeangebot für das deutsche Institut vorlegt. „Eine Entscheidung über eine weiter gehende Beteiligung ist im Jahr 2025 unwahrscheinlich“, heißt es in einer Mitteilung von Unicredit.
Kartellamt muss noch entscheiden
Die Bank verweist darauf, dass noch weitere Genehmigungen erforderlich sind, bevor die rund 18,5%, die derzeit über Derivate gehalten werden, in physische Aktien umgewandelt werden können. Es steht insbesondere noch eine Entscheidung des Bundeskartellamts aus. Ein weiteres Hindernis ist die politische Situation in Deutschland. Unicredit strebt einen „konstruktiven Dialog mit der neuen Bundesregierung“ an, „sobald diese im Amt ist“. Das wird voraussichtlich noch dauern. Unicredit hat mehrmals erklärt, eine Zustimmung Berlins anzustreben. Der deutsche Staat hält 12% an der Commerzbank.
Allerdings ist der Widerstand in Deutschland gegen eine Übernahme groß. Nicht nur die Commerzbank selbst, auch die Gewerkschaften und die aktuelle Bundesregierung sind dagegen. Der vermutliche künftige Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich gegen das Vorhaben ausgesprochen. Unicredit hatte im September 2024 zunächst 9,5% der Commerzbank-Aktien direkt erworben und später weitere 18,5% über Derivate.
Fokus auf eigene Strategie
Die italienische Bank erklärte nun, der Fokus liege vorerst „weiter auf der Umsetzung der zweiten Phase der ‚Unicredit Unlocked‘-Strategie. In einem zunehmend volatilen externen Umfeld werden sich unsere Performance und Ausschüttungen dadurch weiter vom Rest der Branche abheben.“ Unicredit zeigte sich „als Aktionär erfreut“ darüber, dass ihr Commerzbank-Einstieg dort „einige positive Veränderungen“ angestoßen habe. Der Kurs der Commerzbank-Aktie hat sich seither fast verdoppelt.
Die HVB-Mutter lässt auch Skepsis über den Erfolg der eingeleiteten Maßnahmen, zu denen der Abbau von 3.900 Stellen gehört, erkennen. Es werde sich „erst in einiger Zeit zeigen, ob der Plan realisierbar und daher der Kursanstieg gerechtfertigt und nachhaltig ist“.
Entscheidung wie erwartet
Ein Sprecher der Commerzbank sagte, an der grundsätzlichen Situation habe sich nichts geändert. Unicredit sei nach wie vor ein Aktionär der Commerzbank. „Wir sind überzeugt von unserer Strategie, die auf profitables Wachstum und Wertsteigerung zielt, und arbeiten an der erfolgreichen Umsetzung.“
Die für Unicredit positive Entscheidung der EZB war erwartet worden. Denn ausschlaggebend dafür war die wirtschaftliche Stärke und die Einhaltung der regulatorischen Vorgaben seitens der Unicredit. Das Institut ist mit einer harten Kernkapitalquote (CET1) von 15,9% (Ende Dezember 2024) sehr kapitalstark und erfüllt die Vorgaben klar. Eine Umwandlung der Derivate in Aktien würde die Kapitalquote nur um 30 Basispunkte drücken.
Externe Wachstumsoptionen
Unicredit weist darauf hin, sich „Spielraum für externe Wachstumsoptionen gesichert“ zu haben, die nur genutzt würden, „wenn sie unseren Finanzvorgaben entsprechen und unsere Planungen weiter verbessern“. So hat die Bank 5% an der Generali erworben. Der Anteil ist womöglich auf 10% erhöht worden. Die EZB hat, vorbehaltlich der Zustimmung der Unicredit-Hauptversammlung am 27. März, eine Aufstockung von deren Angebot für die italienische Bank BPM genehmigt.
Die Aktien von Unicredit und der Commerzbank legten am Freitag in Mailand und Frankfurt deutlich zu.
Die italienische Unicredit darf ihre Beteiligung an der Commerzbank auf bis zu 29,9% erhöhen. Mit der Genehmigung der EZB ist die HVB-Mutter einer Übernahme einen Schritt näher gekommen. Ob es dazu kommt, ist aber offen. Laut Unicredit wird eine Entscheidung darüber wohl nicht in diesem Jahr fallen.