Unicredit startet Venture Debt für Verteidigung
Unicredit startet Venture Debt für Verteidigung
Venture Debt für Verteidigung
Unicredit startet unkonventionelles Kreditprogramm für Startups
phh Frankfurt
Die italienische Unicredit legt ein neues Kreditprogramm auf, um junge Wachstumsunternehmen aus dem Verteidigungssektor zu finanzieren. Wie die Börsen-Zeitung vorab erfuhr, handelt es sich dabei um sogenanntes Venture Debt, auch Growth Debt genannt. Diese spezielle Kreditform soll in der Kapitalstruktur die Lücke zwischen Eigenkapital und traditionellem Fremdkapital schließen und hat dementsprechend ein riskanteres Risikoprofil als ein konventioneller Bankkredit. Venture Debt flankiert in der Regel eine von Wagniskapitalgebern angeführte Finanzierungsrunde.
„Wir finanzieren dadurch junge Defense-Unternehmen, die bereits gezeigt haben, dass das Geschäftsmodell funktioniert, aber noch nicht profitabel sind und von einem Venture-Capital-Investor finanziert werden“, sagt Lars Dürschlag, Head of Defense Technology bei der Unicredit. Dies würde es dem wachsenden Unternehmen ermöglichen, zusätzliche Mittel für Investitionen oder zur Deckung des Betriebskapitalbedarfs zu sichern, ohne eine Verwässerung des Eigenkapitals in Kauf nehmen zu müssen. Dürschlag nennt ein fiktives Beispiel: „Wenn ein Startup in einer Finanzierungsrunde 100 Mill. Euro Eigenkapital einwirbt, könnten wir das mit bis zu 50 Mill. Euro Fremdkapital flankieren.“
Milliardenmarkt Defense Growth Debt
Das Marktpotenzial für das Fremdkapitalprodukt leitet sich daher maßgeblich aus dem aktuellen Transaktionsvolumen auf den Eigenkapitalmärkten ab. Der Unicredit zufolge hat der europäische Defense-Venture-Capital-Markt 2025 ein Marktvolumen von 2,3 Mrd. Dollar erreicht. Theoretisch beträgt das Marktpotenzial für Defense Growth Debt in Europa also mehr als 1 Mrd. Euro, wenn die Hälfte davon mit Fremdkapital flankiert werden kann. Deutschland ist Unicredit zufolge dabei der mit Abstand am schnellsten wachsende europäische Markt.
Auf lange Sicht sind die Kapitalkosten für Eigenkapital zu hoch.
Lars Dürschlag, Head of Defense Technology, Unicredit
Die größte Dynamik herrsche derzeit im Bereich Tech-Defense. Mit Wagniskapital finanziert haben sich beispielsweise Helsing, Quantum Systems, Stark Defense und ARX Robotics. „Hier haben wir zuletzt hohe Bewertungen gesehen“, sagt Dürschlag. Defense-Tech ist bislang vor allem eigenkapitalfinanziert. Doch es gebe viele Tech-Investoren, die jetzt auch in Defense-Tech investieren möchten. „Der Markt öffnet sich aber auch für Private Credit, denn auf lange Sicht sind die Kapitalkosten für Eigenkapital zu hoch“, sagt Dürschlag.
Hinten in der Wertschöpfungskette fehlt Kapitalzugang
Growth Debt ist gemessen am Marktvolumen dennoch eine Nische, verglichen mit den Milliarden, die große Rüstungskonzerne oder Private-Equity-Häuser über die Kapitalmärkte bewegen. Allein Rheinmetall will bis 2030 seinen Umsatz auf rund 50 Mrd. Euro verfünffachen und einen möglichst großen Betrag von den 180 Mrd. Euro abschöpfen, welche die Bundesregierung für Rüstung ausgeben möchte. „Die großen Verteidigungskonzerne haben keine Finanzierungsprobleme, da sie Zugang zum Banken- als auch dem Kapitalmarkt haben“, sagt Dürschlag. Auch die größeren Zulieferer fänden durch ihre Nähe zu den Großkonzernen noch guten Kapitalzugang. Doch weiter hinten in der Wertschöpfungskette sehe es anders aus.
Banken spielen in dem ganzen Defense-Ökosystem eine entscheidende Rolle. „Wir haben die direkten Beziehungen zu den Kunden“, sagt Marco Iannaccone, Head of Client Solutions bei der Unicredit. Im Bereich Venture Capital und Private Equity sei viel Kapital vorhanden. Banken seien die Schnittstelle zwischen den Defense-Unternehmen und dem Kapital. „Wir covern die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich Verteidigung, von den Konzernen bis zu kleinen Zulieferern und Technologieunternehmen. Wir verstehen die Industrie und kennen die relevanten Kunden seit Jahren“, sagt Iannaccone.
Ob Bankdarlehen, Wagniskapital oder Private-Equity-Finanzierung: Seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine ist Verteidigung wieder stärker ins Bewusstsein gerückt. Für die Unicredit sei das Geschäft aber nicht neu. „Wir haben auch schon vor dem Kriegsausbruch unsere Kunden unterstützt, ihren Beitrag für die europäische Sicherheit zu leisten“, sagt Iannaccone. Immer im Rahmen der ESG-Leitlinien und einer klaren unveränderten Policy für den Defense Sektor, die z.B. die Finanzierung von aktiven Kriegsgebieten und unkonventionelle Waffen ausschließe.
