Unicredit-Zahlen enttäuschen die Märkte

Bankchef Mustier senkt die Jahresprognose - Aktie fällt unter 10 Euro

Unicredit-Zahlen enttäuschen die Märkte

bl Mailand – Die italienische Großbank Unicredit senkt nach den an der Börse mit Enttäuschung aufgenommenen Quartalszahlen die Jahresprognose. Das Papier gab bis zum Spätnachmittag um 5,2 % auf 9,745 Euro nach. Statt Einnahmen von 19 Mrd. Euro erwartet das Institut nur noch 18,7 Mrd. Euro. CEO Jean Pierre Mustier machte die schwierigen Rahmenbedingungen mit den anhaltend niedrigen Zinsen verantwortlich für die negative Entwicklung. Gleichzeitig bekräftigte er die Gewinn- und Dividendenziele. Mit Ausnahme des Einnahmeziels werden wohl alle angepeilten Kennzahlen im Rahmen des Mehrjahresplans Transform 2019 erreicht bzw. übererfüllt.Die Zahlen lagen unter den Erwartungen der Analysten. Michael Hünseler, Leiter Credit Portfolio Management bei der Münchner Fondsgesellschaft Assenagon Asset Management, erkennt “eine Rückkehr in die Realität. In der Vergangenheit hatte Unicredit die Erwartungen meist übertroffen. Dieses Mal zeigt sich ein eher durchwachsenes Bild.” Die Zahlen machten deutlich, “dass die Bank nicht immun ist gegen externe Risiken. Darauf deuten auch die 60 Basispunkte bei der Risikovorsorge hin.” Im Vorjahresquartal waren es noch 45 Punkte. Zwar legte der Nettogewinn im zweiten Quartal um 81 % auf 1,88 Mrd. Euro zu. Das lag jedoch fast ausschließlich an dem Gewinn aus der Veräußerung der verbliebenen Beteiligung von 17 % an der Onlinebank Fineco. Bereinigt stand unter dem Strich ein annähernd stabiler Gewinn von 1,04 Mrd. Euro, wobei der operative Gewinn deutlich rückläufig war und die Einnahmen um 4,6 % auf 4,52 Mrd. Euro sanken.Zinsergebnis, Provisions- und vor allem der Handelsüberschuss sanken. Ergebnisstützend wirkten dagegen weitere Kostensenkungen. Binnen knapp drei Jahren baute die Bank 14 000 Stellen in Westeuropa ab und realisierte fast alle der geplanten 944 Filialschließungen.Am 3. Dezember will Mustier einen neuen Strategieplan vorstellen. Weitere Kostensenkungen könnten auf der Agenda stehen. Es wird spekuliert, dass Mustier den Abbau von 10 000 Stellen vorhat. Außerdem soll er angeblich die Bildung einer Unterholding in Deutschland planen, die die ausländischen Bankaktivitäten umfasst.Vorangekommen ist die Bank beim weiteren Abbau fauler Kredite, deren Bestand bis Jahresende auf 10 Mrd. Euro sinken soll. Die Bruttoquote der ausfallgefährdeten Darlehen ging auf 7 (Vorjahr: 8,8) % zurück, wobei die Deckungsquote mit 61 % hoch war. Auffällig ist die rückläufige harte Kapitalquote (CET 1) von nur noch 12,08 (12,51) %. “Sie ist noch angemessen, liegt aber am unteren Rand der in Aussicht gestellten Bandbreite und macht Maßnahmen zum organischen Kapitalaufbau wünschenswert”, meint Hünseler.Im Commercial Banking Deutschland, das das Privatkunden- und Firmenkundengeschäft, aber nicht das vollständige Geschäft in Deutschland abbildet, stieg der Nettogewinn im Quartal auf 146 (66) Mill. Euro. Hünseler hält die Ergebnisse des “Corporate-Banking in Deutschland auf den ersten Blick für ganz ansprechend. Es lebt aber vor allem von den niedrigen Risikokosten.” Er fügt hinzu, dass “das Neukreditgeschäft nicht an die Vorquartale anknüpfen kann und sogar ein rückläufiges Wachstum zeigt.”