Union Investment will lückenlos grün sein

Nachhaltige Kriterien in der Geldanlage sollen in fünf Jahren für das gesamte verwaltete Vermögen gelten - Neugeschäft gibt nach

Union Investment will lückenlos grün sein

Gerade einmal ein Achtel der Fondsmittel steuert Union Investment gemäß nachhaltigen Kriterien. Nun kündigt das genossenschaftliche Haus an, in fünf Jahren alle verwalteten Vermögen auf diese Weise in der Investmentanalyse zu berücksichtigen. Noch aber mangelt es an Daten und Vorgaben.jsc Frankfurt – Der Trend zur nachhaltigen Geldanlage wird laut der Fondsgesellschaft Union Investment in den kommenden Jahren an Fahrt gewinnen. Die Initiativen der Europäischen Union veranlassen künftig immer mehr institutionelle Investoren, ihre Mittel gemäß Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) verwalten zu lassen, wie Vorstandsmitglied Alexander Schindler auf der Jahrespressekonferenz der Gesellschaft am Donnerstag in Frankfurt sagte. Bereits bis Mai und damit vor der anstehenden Wahl zum Europäischen Parlament wird die EU vermutlich Transparenzpflichten für institutionelle Anleger und Vermögensverwalter auf den Weg bringen, wie er ausführte. Auch ein Maßstab zur Treibhausgas-Bilanz (“CO2-Benchmarks”) soll bis dahin so weit sein. Europa arbeite “im Gleichklang” an einheitlichen Kennziffern. Damit gehörten ESG-Kriterien mittelbar auch zur treuhänderischen Pflicht von Assetmanagern. Investoren legten bereits heute in jedem dritten Fall auf ausdrückliche ESG-Kriterien in neu aufgelegten Mandaten Wert. Nun plane Union Investment, binnen fünf Jahren alle Mittel nachhaltig verwalten zu lassen. ESG-Standards sollen dabei in der Investmentanalyse berücksichtigt werden, und zwar ähnlich wie in den heutigen nachhaltigen Anlagelösungen, die sich im Portfolio der genossenschaftlichen Adresse auf 41 Mrd. Euro summieren (siehe Grafik). “Nachhaltigkeit wird damit zum neuen Standard”, sagte Schindler.Auf Ebene der Fondsgesellschaften sind einige Mindeststandards wie der Ausschluss von Herstellern umstrittener Waffen, der Kohleförderung und von Unternehmen, die offensichtlich gegen Menschen- und Arbeitsrechte verstoßen, bereits heute weitgehend üblich – auch bei Union Investment. Die Gesellschaften schließen dabei für alle Fonds und Mandate, gleich ob nachhaltig oder nicht, diese Firmen aus. Die Initiative Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) zählt im jüngsten Marktbericht für 2017 ein Vermögen von 1,4 Bill. Euro, für das derart rudimentäre Kategorien gelten. Neben Fonds und Mandaten sind dabei etwa auch Eigenanlagen von Investoren erfasst. Weitaus geringer ist mit 92 Mrd. Euro das Volumen der Mittel, die in Fonds- und Mandaten mit ausdrücklich nachhaltigen Zielen auf Produktebene geführt werden. Union Investment sieht sich als Marktführerin in Deutschland, obwohl sie selbst nur einen Teil des Vermögens auf diese Weise steuert.Bereits vor einem Jahr hatte die Gesellschaft angekündigt, nachhaltige Kriterien auch auf das gewöhnliche Portfoliomanagement auszudehnen (vgl. BZ vom 14.3.2018). Neben einem speziellen Komitee und Sektoranalysen zählt dazu heute eine eigene Research-Plattform Siris. Für gewöhnliche Fonds- und Mandate sind diese Kriterien aber noch nicht verbindlich. Auch mangele es immer noch an bestimmten Daten, etwa zu Klimaschutz oder zu Immobilien. In den kommenden Jahren soll das Verfahren weiterentwickelt und ausgedehnt werden. Ob der Standard auch in den Anlagerichtlinien sämtlicher Produkte explizit Einzug findet, ließ Union Investment gestern offen.Ein wesentliches Projekt der EU sei eine einheitliche Klassifizierung (Taxonomie) nachhaltiger Anlagen, sagte Schindler. Ab Mitte 2020 seien erste Vorgaben zu erwarten. Auch Ökosiegel für Finanzprodukte und Kriterien für die Anlageberatung seien ab 2020 realistisch. “Das Pferd wird dabei zum Teil von hinten aufgezäumt”, kritisierte er. Denn erst mit einer Taxonomie seien weitere Vorgaben sinnvoll. Unruhiger MarktDie turbulenten Börsen im vergangenen Jahr schlugen sich auch im Neugeschäft nieder: 15,3 Mrd. Euro sammelte das Fondshaus ein nach 25,1 Mrd. Euro im Jahr zuvor. Im Geschäft mit privaten Sparern, die das Unternehmen über das Vertriebsnetz der Volks- und Raiffeisenbanken erreicht, kam der Absatz auf 7,5 (i.V. 9,9) Mrd. Euro. Union Investment konzentriert sich wie in den Vorjahren auf eine überschaubare Liste an Produkten: die Mischfondsreihe “PrivatFonds” mit 3,2 Mrd. Euro Neugeschäft, die Immobilienfonds der Reihe “UniImmo” mit 1,7 Mrd. Euro und die Fonds der staatlich geförderten Riester-Altersvorsorge mit 1,2 Mrd. Euro. Um den Absatz zu stabilisieren, setzt das Frankfurter Haus auf Sparpläne. 4,8 Millionen Verträge zählt die Gesellschaft hier bereits und damit ähnlich viele wie das Sparkassenhaus DekaBank. Es sei überraschend, dass andere Fondsgesellschaften nicht ebenfalls so sehr auf Sparpläne setzten, sagte Firmenchef Hans Joachim Reinke.Das Segment mit institutionellen Kunden erreichte einen Nettoabsatz von 7,8 Mrd. Euro nach zuvor 15,2 Mrd. Euro. Während sich gewöhnliche Spezialfonds mit 7,2 Mrd. Euro und Beratungs- und Verwaltungsmandate mit 2,6 Mrd. Euro gut verkauften, zogen Anleger 2,0 Mrd. Euro aus institutionellen Publikumsfonds ab. Unterm Strich verdiente das Haus, das zum Konzern der DZ Bank gehört, ein Betriebsergebnis von 502 Mill. Euro nach 610 Mill. Euro im Jahr zuvor.—– Wertberichtigt Seite 8