Frauenquote im Vorstand

Unternehmenswert steigt – Investoren profitieren

Frühere Untersuchungen hatten negative Auswirkungen einer Frauenquote im Vorstand auf Unternehmenswert und Rendite festgestellt. Dies widerlegt das ZEW Mannheim und zeigt sogar das Gegenteil.

Unternehmenswert steigt – Investoren profitieren

wf Berlin

Eine Frauenquote im Vorstand wirkt positiv auf den Unternehmenswert. Frauen bereinigen ineffiziente Unternehmensprozesse und neigen nicht zum „Empire Building“. Dies haben das Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW Mannheim und die New Economic School in Moskau herausgefunden. Die Daten der Untersuchung stammen aus sieben Ländern. In Norwegen, Italien, Spanien, den Niederlanden, Belgien und Frankreich gelten rechtlich bindende Quoten von 33 bis 40%. In Großbritannien sind 25% empfohlen. Die Daten beziehen sich auf die Jahre vor der Ankündigung der Quote sowie nach deren Inkrafttreten.

Frühere Untersuchungen hatten negative Auswirkungen einer Frauenquote im Vorstand auf den Unternehmenswert festgestellt. Diese Ergebnisse zeigten, dass die Politik in dieser Hinsicht vor keinem Dilemma stehe, erklärte ZEW-Forscherin Valentina Melentyeva. „Durch weniger Empire Building steigen sogar Unternehmenswert und Buy-and-Hold-Rendite“, konstatierte Melentyeva. „Geschlechterdiversität in Vorständen ist somit nicht nur vorteilhaft für die Gesellschaft, sondern auch für die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens.“

Steige die Frauenquote um zehn Prozentpunkte, nehme der Unternehmenswert, gemessen am Indikator Tobin’s Q (Marktwert/Wiederbeschaffungskosten) um 2,1 Einheiten zu. Die Wissenschaftlerinnen registrieren außerdem eine höhere Buy-and-Hold-Rendite von durchschnittlich 1,6 bis 3,8% im jährlich ermittelten Äquivalenzwert für europäische Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil im Vorstand. „Diese Effekte werden vom Markt nicht antizipiert, wenn eine Regulierung angekündigt wird“, stellte Melentyeva fest. Langfristig profitierten Investoren daher auch von der Gleichstellung.

Bei einem Zuwachs des Frauenanteils um zehn Prozentpunkte erhöhe sich der Marktwert des Eigenkapitals zu Vermögenswerten um etwa 5,3 Einheiten. Dies liege nicht am höheren Verschuldungsgrad oder einer satten Dividende, sondern am geringen Empire Building – also externem Wachstum durch Konzernbildung, steigende Vermögenswerte oder Fusionen. Bei gleichbleibendem Geschäftsumsatz hätten die Unternehmen mit mehr Frauen eine um 10% geringere Wahrscheinlichkeit, Ausgaben für Fusionen zu tätigen. Zudem werde seltener neues Anlagevermögen erworben, aber nicht weniger aus Verkauf erlöst. Dies deute darauf hin, dass mit einem höheren Frauenanteil ineffiziente Anlagen eher abgeschrieben würden.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.