US-Großbanken treffen Erwartungen

Zwischenberichte bieten kaum Überraschungen - Hypothekengeschäft schwach, Investment Banking stark

US-Großbanken treffen Erwartungen

Die beiden US-Großbanken J.P. Morgan Chase und Wells Fargo haben zum Auftakt der Quartalssaison in etwa so abgeschnitten wie erwartet. J.P. Morgan hat zwar das Ergebnis entgegen den Analystenprognosen trotz fallender Erträge gesteigert. Die von CEO Jamie Dimon geleitete Bank profitierte dabei aber ausschließlich von gesunkenen Rechtskosten. Ohne diesen Sonderfaktor wären die Kosten langsamer gesunken als die Erträge.scd New York – Die beiden US-Großbanken J.P. Morgan Chase und Wells Fargo haben zum Auftakt der Berichtssaison zum zweiten Quartal nicht voll überzeugt. J.P. Morgan hat im zweiten Quartal zwar trotz eines dreiprozentigen Ertragsrückgangs auf 24,5 Mrd. Dollar unter dem Strich mehr verdient als in der Vorjahresperiode. Dies verdankte das US-Institut aber in erster Linie einem Rückgang der schwer kontrollierbaren Rechtskosten. Die nach Bilanzsumme größte US-Bank steigerte den Gewinn so von knapp 6 Mrd. auf 6,3 Mrd. Dollar. Mit 1,54 Dollar je Aktie verdiente J.P. Morgan rund 8 Cent mehr als in der Vorjahresperiode und 6 Cent mehr, als von Thomson Reuters befragte Analysten im Schnitt erwartet hatten. Rechtskosten fallenTreibende Kraft des Ergebnissprungs waren zwar um 6 % geringere Kosten im Vergleich zur Vorjahresperiode. J.P. Morgan erreichte diese allerdings nicht in erster Linie durch eigene Einsparungen – der Personalaufwand etwa legte sogar 1 % zu -, sondern durch den Rückgang der sonstigen Aufwendungen, die im Wesentlichen aus den Rechtskosten bestehen. Im zweiten Quartal schrumpften diese um 30 % zum Vorjahr auf 1,97 Mrd. Dollar. Ohne diesen Einmaleffekt blieben die Nichtzinskosten zum Vorjahr nahezu unverändert, während die Nichtzinserträge um 5 % gesunken sind. Der Gewinn war ohne den Sondereffekt rückläufig – wie auch von den von Thomson Reuters befragten Analysten vor der Zahlenbekanntgabe erwartet worden war. Schwacher AnleihehandelDie Ertragsschwäche von J.P. Morgan im zweiten Quartal war primär auf das nachlassende Hypothekengeschäft zurückzuführen, dessen Nichtzinserträge um fast 40 % auf 783 Mill. Dollar zurückgingen. Auch das Handelsgeschäft schwächelte überraschend. Insgesamt gingen die Einnahmen hier um 7 % auf 5,8 Mrd. Dollar zurück. Das war vor allem auf das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren zurückzuführen, das um mehr als ein Fünftel auf 2,93 Mrd. Dollar einbrach. Analysten hatten im Schnitt nur einen halb so kräftigen Rückgang befürchtet. Derweil stiegen die Erträge im Aktienhandel um mehr als ein Viertel auf 1,58 Mrd. Dollar. Positiv entwickelte sich auch das Investment Banking. Die damit verbundenen Einnahmen legten 4 % auf 1,75 Mrd. Dollar zu – vor allem dank der um 17 % gestiegenen Beratungsgebühren, die durch den M & A-Boom getrieben wurden. Keine Sorge wegen ChinaDie Probleme in Griechenland und unlängst an Chinas Börsen spielte CEO Dimon herunter. Griechenland sei wirtschaftlich nicht sonderlich bedeutend für die Eurozone oder gar die Weltwirtschaft. In China reflektiere die Marktentwicklung nicht unbedingt die gesamtwirtschaftlichen Fortschritte.Der stärker auf den Heimatmarkt fokussierte Konkurrent Wells Fargo hat derweil noch weniger überzeugt. Das Neugeschäft mit Häuserkrediten litt im zweiten Quartal unter dem bereits leicht gestiegenen Zinsniveau und der weiter sinkenden Anzahl an Refinanzierungen. Das Volumen der offenen Kreditanträge schrumpfte von 44 Mrd. Dollar per Ende März auf 37 Mrd. Dollar per Ende Juni. Allerdings machte sich das leicht höhere Zinsniveau auch positiv bemerkbar. Die seit Jahren schrumpfende Nettozinsmarge legte im Vergleich zum ersten Quartal um zwei Basispunkte auf 2,97 % zu. Unter dem Strich verdiente Wells Fargo 5,72 (i.V. 5,73) Mrd. Dollar – praktisch exakt so viel wie in der Vorjahresperiode. Der Gewinn je Aktie legte aber dennoch dank Aktienrückkäufen um 2 Cent auf die erwarteten 1,03 Dollar zu. Die Dividende wurde um 7 % auf 0,375 Dollar je Aktie angehoben. Die Wells-Fargo-Aktie notierte am Dienstag bei 57,11 Dollar gut 0,7 % fester. Die Titel von J.P. Morgan verteuerten sich um 1,0 % auf 68,80 Dollar.—– Wertberichtigt Seite 8