US-Senat knöpft sich Credit Suisse vor

Untersuchungsausschuss befragt CEO - Dougan: Nur kleine Gruppe wusste von Steuerhinterziehungen

US-Senat knöpft sich Credit Suisse vor

Credit Suisse befindet sich im Visier des US-Senats. Am Mittwoch hat der Untersuchungsausschuss CEO Brady Dougan mit dem Vorwurf konfrontiert, die Bank habe US-Kunden bei der Steuerhinterziehung geholfen und nach deren Entdeckung die Aufklärung verschleppt. Dougan erklärte, man habe im Rahmen der Schweizer Gesetze alles getan, um die US-Justiz zu unterstützen. Die Verfehlungen gingen auf eine kleine Gruppe von Bankern zurück.Von Sebastian Schmid, New York”Eine kleine Gruppe in der Schweiz ansässiger Banker hat sich alle Mühe gegeben, ihr Fehlverhalten vor dem Exekutivmanagement der Credit Suisse zu verheimlichen”, erklärt Chief Executive Officer (CEO) Brady Dougan die Beihilfe seiner Bank zur Steuerhinterziehung in vergangenen Jahren. Rund 22 000 Amerikaner sollen insgesamt rund 10 Mrd. Dollar Vermögen in dem Alpenstaat vor dem US-Fiskus versteckt haben, wie aus einem Bericht hervorgeht, den Senator Carl Levin diese Woche präsentiert hat. “Auch wenn die Vorgänge gegen unsere Firmenpolitik verstoßen haben und wir im Management nichts davon wussten, akzeptieren wir die Verantwortung für die Aktionen unserer Mitarbeiter und bedauern diese zutiefst”, erklärte Dougan am Mittwoch vorab schriftlich. Der Amerikaner Dougan leitete von Januar 2006 bis zu seinem Aufstieg zum CEO des Gesamtkonzerns im Mai 2007 das US-Geschäft der Credit Suisse. Damit stünde er auch bei Mitwisserschaft nur des Regionalmanagements direkt in der Schusslinie, da Credit Suisse erst 2008 aus dem Offshore-Geschäft ausgestiegen ist. 2009 hatte Credit-Suisse-Rivale UBS die Steuerhinterziehungsvorwürfe in den USA gegen die Rekordzahlung von 780 Mill. Dollar beigelegt.Die vom Untersuchungsausschuss-Chairman Levin bemängelte Kooperationsbereitschaft der Credit Suisse führt Dougan auf den Konflikt zwischen den US-Auskunftsersuchen und dem Schweizer Bankgeheimnis sowie anderen eidgenössischen Datenschutzgesetzen zurück. So wurden zwar E-Mails aus den USA, nicht aber aus der Schweiz weitergegeben. Levin geißelte in diesem Zusammenhang vor allem die Haltung der Schweizer Regierung, die Steuerbetrüger und damit auch das Geschäft der heimischen Banken schützen wolle. Er erinnerte den Credit-Suisse-CEO zudem daran, dass ausländische Gesetze nicht vor einer Strafverfolgung in den USA schützen. Dougan beteuerte derweil, er habe die Regierung mehrfach aufgefordert, die Gesetze dahingehend zu ändern, dass die Bank besser mit den US-Behörden zusammenarbeiten könne. Mehr Informationen könne man geben, sobald ein Doppelbesteuerungsabkommen von 2009 durch den US-Senat verabschiedet werde. Das Schweizer Parlament habe diesem bereits 2010 zugestimmt. Levin zog indes in Zweifel, dass das Abkommen die Weitergabe der geforderten Informationen auslösen würde.Bisher sei kaum jemand zur Verantwortung gezogen worden – weder von der US-Justiz noch von der Bank selbst, kritisierte Levin. Zwar sind 2011 sieben ehemalige Credit-Suisse-Banker der mittleren Führungsebene wegen der Vorgänge in den USA angeklagt worden. Zudem erhielten 10 der 1 800 US-Mitarbeiter Disziplinarstrafen. Gefeuert worden sei aber niemand. Der Untersuchungsausschuss zweifelt zudem an, dass nur so wenige Mitarbeiter von der Steuerhinterziehung wussten. Als Hinweis darauf wertet der Senat auch, dass nach Beginn der Untersuchung zwar versprochen wurde, das Geschäft mit US-Kunden “aufzuräumen”. Das Ausmaß des Problems sei aber zunächst verschleiert worden.”Die traurige Wahrheit ist, dass die Zeit der Verschwiegenheit der Banken noch nicht vorbei ist”, eröffnete Levin die Anhörung am Mittwoch. So habe die Bank Konten über falsche Namen angelegt und die Auszüge nicht etwa per Post oder Mail, sondern oft direkt zugestellt. Mindestens 85 % der Schweizer Konten von US-Kunden seien vor dem US-Finanzamt verheimlicht worden.