Wunderland Capital startet Fondsselektion
IM GESPRÄCH: DIRK RUDOLF
Wunderland Capital startet Fondsselektion
Die Gründer des VC-Dachfonds zielen auf B2B-Tech – Zielvolumen von 150 Mill. Euro – Rund 500 Beteiligungen könnten indirekt abgebildet werden
bg Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Dirk Rudolf hat als Gründer von B2B-Start-ups einen Track Record, der in Exits mündete, die sich sehen lassen können: 2014 wurde die Sofort AG an Klarna verkauft, 2021 dann Fintecsystems an Tink, die dann ein paar Wochen später von Visa geschluckt wurde. Beide Deals sollen zu Bewertungen von mehr als 100 Mill. Euro stattgefunden haben – und beide gehören zu den wenigen Erfolgsgeschichten im Open Banking.
Für Dirk Rudolf war nach einer kurzen Phase der Stabübergabe erst einmal eine Auszeit angesagt, er unternahm eine lange Reise, kriegte den Kopf frei. „Ich bin Gründer, seit ich 17 bin. Da war es sehr schön, mal so richtig Freizeit zu haben“, erzählt Dirk Rudolf im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Seiner Heimat im Mittelhessischen nahe Gießen ist er immer treu geblieben – und hat jetzt zusammen mit zwei Mitstreitern ein neues Projekt angeschoben, das auf den Wurzeln der Gründer aufbaut.
Dirk RudolfWir haben Wunderland Capital als Dachfonds gegründet, der in europäische Venture-Fonds investiert. Zielfonds sind vor allem solche, die auf B2B-Tech fokussiert sind. Bis Ende 2025 soll der Dachfonds mit 150 Mill. Euro befüllt sein, ein erstes Closing fand gerade bei 50 Mill. Euro mit nur einem Ankerinvestor statt.
„Zusammen mit Noel Zeh und Lukas Bennemann, die ich aus geschäftlicher Verbindung her kenne, haben wir Wunderland Capital als Dachfonds gegründet, der in europäische Venture-Fonds investiert. Zielfonds sind vor allem solche, die auf B2B-Tech fokussiert sind. Bis Ende 2025 soll der Dachfonds mit 150 Mill. Euro befüllt sein, ein erstes Closing fand gerade bei 50 Mill. Euro mit nur einem Ankerinvestor statt.“
Zugang zu VC-Renditen
Die Zielgruppe, die im Funding adressiert werden soll, ist schnell umrissen: Angesprochen werden primär institutionelle Investoren wie Finanzinstitute und Pensionskassen, die sich über ein Dachfonds-Konzept Zugang zu Venture-Capital-Renditen und Innovations-Know-how verschaffen können – und sich beim Investment über einen Dachfonds mit seinen Gebühren das eigene regulatorische Setup sparen können – und dafür die Aussicht auf eine mehr als branchenübliche Renditen haben. Außerdem will Wunderland beim Fundraising erfolgreiche Gründer und Family Offices ansprechen, wobei die Gründer auch als Multiplikatoren in Richtung Fondsselektion fungieren können. Denn sie haben Erfahrungswerte, welcher VC etwas besser oder schlechter macht.
Dirk RudolfAm Ende können das dann 25 Beteiligungen an VC-Fonds werden, die jeweils rund 25 Beteiligungen halten. Damit würde der Dachfonds dann indirekt 500 Beteiligungen abbilden, was echt ein breites Spektrum ist.
Die Fondsselektion ist angelaufen bei Wunderland Capital, wobei das zunächst über einen Datenfilter funktioniert. Rund 2.500 Fonds gibt es in Europa, die grundsätzlich investierbar sind. Nach der Vorab-Analyse geht es dann in Gespräche mit möglichen Zielfonds. „Am Ende können das dann 25 Beteiligungen an VC-Fonds werden, die jeweils bis zu 25 Beteiligungen halten. Damit würde der Dachfonds dann indirekt 500 Beteiligungen abbilden, was echt ein breites Spektrum ist.“ Wobei das Dachfondskonzept für Private-Market-Investments gerade an Beliebtheit gewinnt. Equation verfolgt seit 2020 ein Dachfondskonzept und versteht sich zudem als Tech-Begleiter für die Venture-Szene. Und mit Nico Rosberg hat im April ein Promi ein solches Fund-of-Funds-Vehikel an den Start gebracht, der vor allem Familienunternehmer anspricht und 75 Mill. Euro einsammeln will.
Dirk RudolfAls wir ohne großen Lärm einen Meilenstein nach dem anderen erreicht hatten, da war dann ein guter Zeitpunkt für einen Exit erreicht. Das kann man natürlich nie so richtig timen, aber man weiß ja, wie solche Zyklen von Hype bis Enttäuschung laufen.
Platz ist ausreichend vorhanden für alle Dachfondsanbieter mit ihren unterschiedlichsten Schwerpunkten. Denn Funding für Start-ups sowie Rückflüsse für die VC-Fonds befinden sich in einer flauen Phase – was wiederum genau der richtige Zeitpunkt sein kann, um antizyklisch zu agieren.
„Als wir Fintecsystems gründeten, da war keine große Stimmung für diesen Sektor vorhanden. Aber als wir ohne großen Lärm einen Meilenstein nach dem anderen erreicht hatten, da war dann ein guter Zeitpunkt für einen Exit erreicht. Das kann man natürlich nie so richtig timen, aber man weiß ja, wie solche Zyklen von Hype bis Enttäuschung laufen.“
Komplementäre Fähigkeiten
Bei der Fondsselektion sollten den drei Wunderland-Gründern ihre sich ergänzenden Fähigkeiten entgegenkommen. Noel Zeh ist Venture-Investor und hatte über die Beteiligungsfirma Littlerock bei Fintecsystems investiert, war dann beim Family Office „Reimann Investors“ und zuletzt Partner beim Venture-Fonds Alstin von Carsten Maschmeyer. Dort arbeitete er mit dem dritten Wunderland-Partner Lukas Bennemann zusammen. Mitte 2023 stiegen beide aus und beschlossen, mit Dirk Rudolf zusammen etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Der weiß, wie Gründer ticken und wie man im Softwarebereich vorgeht.
Dirk RudolfWir werden auch darauf achten, die Klumpenrisiken kleinzuhalten. Und neben dem datengestützten Benchmarking hilft dann auch das Bauchgefühl im Dialog mit den Fondsmanagern bei der Entscheidung für oder gegen ein Investment. Erste Gespräche haben wir aufgenommen.
Bauchgefühl kann entscheiden
Damit hat Wunderland Capital den sogenannten 360-Grad-Blick auf die Szene: Von Investment Banking und Venture-Partner-Erfahrung bis hin zum „daily grind“ eines Gründers sind alle strategischen Erfahrungswerte vorhanden.
„Ich denke, damit sind wir gut gerüstet, einen perfekten Investment-Mix zusammenzustellen. Wir werden auch darauf achten, die Klumpenrisiken kleinzuhalten, dass also die Zielfonds nicht zu viele Co-Investments miteinander haben. Und neben dem datengestützten Benchmarking hilft dann auch das Bauchgefühl im Dialog mit den Fondsmanagern bei der Entscheidung für oder gegen ein Investment. Erste Gespräche haben wir aufgenommen.“