Banken-Tarifrunde

Verdi fordert mehr Gehalt und Recht auf Homeoffice

Es könnte zäh werden: Schon vor dem offiziellen Verhandlungsstart am 1. Juli haben sich die Arbeitgeber der privaten Banken ein erstes Scharmützel mit den Gewerkschaften geliefert.

Verdi fordert mehr Gehalt und Recht auf Homeoffice

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Schon vor dem offiziellen Verhandlungsstart am 1. Juli haben sich die Arbeitgeber der privaten Banken ein erstes Scharmützel mit den Gewerkschaften geliefert. Nach den zähen Verhandlungen in der 2019 abgeschlossenen Tarifrunde steht der Branche aller Voraussicht nach erneut eine harte Auseinandersetzung bevor.

Wie die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Freitag in einem virtuellen Pressegespräch bekannt gab, ziehen Jan Duschek und Stefan Wittmann mit der Forderung nach einer Gehaltserhöhung um 4,5% bei einer Laufzeit von zwölf Monaten in die in diesem Jahr erstmals getrennt geführten Gespräche mit den Arbeitgebern der privaten und der öffentlichen Banken. Davon gleichermaßen profitieren sollen die übertariflich wie auch tariflich entlohnten Be­schäf­tigten. Um sicherzustellen, dass die unteren Tarifgruppen, Berufsanfänger und Auszubildende von der Erhöhung profitieren, verlangt die Gewerkschaft, dass die Gehälter um mindestens 150 Euro im Monat steigen.

Die Reaktion des Arbeitgeberverbands des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) kam prompt und fiel harsch aus: Die Forderung liege weit über den Möglichkeiten der Branche. „Kostendisziplin bleibt oberstes Gebot“, ließ sich Verhandlungsführerin Sabine Schmittroth, hauptberuflich Arbeitsdirektorin und Privatkundenvorständin der Commerzbank, in der Mitteilung zitieren. Auch die Forderungen der beiden Randgewerkschaften DBV (4,8% plus 2,6% über Arbeitszeitverkürzung) und DHV (5,3% auf zwölf Monate) seien angesichts der tiefgreifenden Transformation und des damit einhergehenden hohen Kostendrucks auf die Branche unrealistisch.

Nach anderthalb Jahren Pandemie, in der ein Großteil der Bankbeschäftigten im Homeoffice arbeitetet, will sich Verdi jedoch nicht mit einem Lohnaufschlag begnügen. Die Gewerkschaft fordert auch einen dauerhaften Anspruch darauf, bis zu 60% der Arbeitszeit mobil zu arbeiten. Beschäftigte, die dies in Anspruch nehmen wollen, sollen zudem eine Pauschale in Höhe von 1500 Euro erhalten, etwa um die Anschaffung eines ergonomischen Bürostuhls und der übrigen Ausstattung des Heimarbeitsplatzes zu finanzieren. Auch diese Forderung weisen die Arbeitgeber zurück. „Wir sollen einen massiven Eingriff in das gesetzlich garantierte Direktionsrecht des Arbeitgebers akzeptieren und diesen auch noch finanzieren“, empört sich Schmittroth: „Das ist mit uns nicht zu machen.“ Übergreifende Regelungen auf der Tarifebene seien nicht sachgerecht, das Thema gehöre auf die Betriebsebene.

VÖB gibt sich kooperativ

Obwohl die Tarifkommission von Verdi ihr zusätzlich noch eine monatliche Homeoffice-Pauschale von 50 Euro in den Forderungskatalog geschrieben hat, geben sich die Arbeitgeber der öffentlichen Banken, die im Bundesverband VÖB organisiert sind,  deutlich kooperativer. In einer bereits am Vortag veröffentlichten Mitteilung wünschen sie sich mit Blick auf die am 23. Juli beginnenden Gespräche zwar ebenfalls einen Tarifabschluss, der die „herausfordernden wirtschaftlichen Realitäten“ abbildet. Wichtig aber ist ihnen vor allem die Reform des Tarifvertrags, der in ihren Augen aktuell die Zukunftsthemen Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht abbildet.