Versicherer Generali geht in die Offensive
bl Mailand – Europas drittgrößte Versicherung Generali will in den nächsten drei Jahren vor allem international beschleunigt wachsen, das Assetmanagement ausbauen und den Gewinn pro Aktie um jährlich 6 bis 8 % erhöhen. Auch die Aktionäre sollen profitieren: Generali will etwa 5 Mrd. Euro der bis 2021 erwarteten Kapitalgenerierung von mehr als 10,5 Mrd. Euro in Form höherer Dividenden an die Aktionäre zahlen und plant eine Ausschüttungsquote von 55 bis 65 %. Für 2017 hatte die Versicherung die Dividende um 5 Cent auf 0,85 Euro angehoben. Konzernchef Philippe Donnet schloss bei der Vorstellung der neuen Dreijahresplanung für den Zeitraum 2019 bis 2021 in Mailand auch Akquisitionen nicht aus, “wenn sich Gelegenheiten ergeben.” Konkrete Übernahmepläne gebe es derzeit nicht.Der Versicherer hatte sich in den letzten drei Jahren von nichtstrategischen Aktivitäten im Umfang von 1,5 Mrd. Euro getrennt, darunter dem deutschen Lebensversicherungsgeschäft. Nun gehen die Triestiner in die Offensive. Donnet will bis 2021 von den generierten 10,5 Mrd. Euro etwa 3 bis 4 Mrd. Euro in organisches, aber auch externes, Wachstum stecken. Dabei setzt er auf Versicherungsmärkte “mit hohem Potenzial”, zu denen er auch die Kernländer Deutschland, Italien und Frankreich zählt, wo viele Menschen noch “unterversichert” seien und es “unglaublich große Wachstumsmöglichkeiten gibt”.Darüber hinaus nimmt Generali aber auch Osteuropa, Asien und Lateinamerika, wo man um 15 bis 25 % zulegen wolle, stärker ins Visier. Die Bedeutung Italiens, das derzeit 40 % zum operativen Ergebnis von 4,9 Mrd. Euro und rund ein Drittel zu den Prämieneinnahmen von 68,5 Mrd. Euro beiträgt, wird damit abnehmen.Generali will nicht allein auf das Versicherungsgeschäft setzen, sondern durch die Entwicklung einer globalen Plattform das Assetmanagement ausbauen und so ein solides zweites Standbein schaffen. Derzeit hat Generali 463 Mrd. Euro unter Verwaltung, weitere 56 Mrd. Euro liegen im Wealth Management der Banca Generali. Das Geschäft wurde zuletzt durch zwei Übernahmen, ein Start-up und Partnerschaften ausgebaut und internationalisiert.Rund 1 Mrd. Euro sind für die Digitalisierung vorgesehen, etwa für die Beschleunigung von Abwicklungen, aber auch die Individualisierung von Tarifen. Die Digitalisierung soll aber nicht zulasten des physischen Vertriebs gehen. Donnet betrachtet die weltweit mehr als 150 000 Vertriebler als Wettbewerbsvorteil und will sie zu lebenslangen Begleitern der Kunden machen.In Deutschland, das fast ein Viertel zu den Prämieneinnahmen des Konzerns beisteuert, setzt Generali auf die Partnerschaft mit der DVAG und zählt hierzulande 13 Millionen Kunden. Deutschland-Chef Giovanni Liverani sagte der Börsen-Zeitung am Rande der Veranstaltung, dass Generali in Deutschland weiter kräftig zulegen wolle. Er schloss Übernahmen nicht aus.Der Versicherer hat 64 Mrd. Euro Staatsanleihen im Portfolio, habe aber Maßnahmen getroffen, um trotz des hohen Zinsaufschlags für italienische Staatsanleihen von über 300 Basispunkten nicht zu sehr zu leiden. Die Solvency-Rate sei mit 201 Basispunkten in der Gruppe komfortabel, versicherte CFO Christiano Borean. Er will die Verschuldung in den nächsten drei Jahren um 1,5 bis 2 Mrd. Euro senken und so die Kosten allein dadurch um jährlich 70 bis 140 Mill. Euro reduzieren. Insgesamt will er weitere 200 Mill. Euro einsparen. Borean strebt eine Eigenkapitalrendite von über 11,5 % an.