Versicherte erhalten mehr Geld
Versicherte erhalten mehr Geld
Neuer Höchstrechnungszins kommt in erster Linie Neukunden zugute
tl Frankfurt
Wer jetzt eine Berufsunfähigkeits- oder Risikolebensversicherung abschließt, kann mit höheren Garantieleistungen rechnen. Bei den Rentenversicherungen erhöht sich auch für Bestandskunden die Garantierente, sofern sie jetzt aus der Spar- in die Rentenphase kommen. All dies liegt an dem seit 1. Januar 2025 geltenden Höchstrechnungszins von 1,0 (i.V. 0,25)%. Das ist der maximal zulässige Wert, den Lebensversicherer bei der Berechnung ihrer Rückstellungen nutzen dürfen. Der Zinssatz wurde das erste Mal seit 30 Jahren erhöht. Die Leistungsverbesserungen errechnete der Versicherungsverband GDV anhand von 11 Modellfällen.
Garantieleistungen legen zu
„Die Garantieleistungen in der Berufsunfähigkeitsversicherung steigen um bis zu 9% und in der Risikolebensversicherung um bis zu 6%“, sagte Moritz Schumann, stellvertretender GDV-Hauptgeschäftsführer bei der Vorstellung der Analyse. In der Rentenversicherung kommt der GDV auf bis zu 12% höhere Rentenfaktoren. Sie bestimmen nach Angaben des Verbands die Höhe der monatlich garantierten Rente pro 10.000 Euro angespartem Kapital. Ein Rentenfaktor von 30 bedeute zum Beispiel bei einem angesparten Kapital von 10.000 Euro eine lebenslange Rente von 30 Euro pro Monat.
Der GDV schränkt allerdings ein, dass beim „überwiegenden Teil“ aller untersuchten Versicherungen steigende Leistungen errechnet werden konnten. In der Rentenversicherung profitieren die Kunden aber auch von der erhöhten Gesamtverzinsung, die aus dem Garantiezins und der Überschussbeteiligung besteht. Nach Angaben von Michael Fauser, Vorsitzender des Ausschusses Mathematik und Produktfragen im GDV, hat sich die Gesamtverzinsung (Median) von 2023 auf 2024 um 0,3 Prozentpunkte und von 2024 auf 2025 um weitere 0,2 Prozentpunkte auf 2,70% erhöht.
Immer mehr alternative Anlagen
„Durch das seit 2021 deutlich erhöhte Zinsniveau können wir höher anlegen“, sagte Fauser weiter. „Außerdem haben wir unsere Anlagen in den vergangenen Jahren stark diversifiziert.“ Neben den weiter dominierenden Staatsanleihen haben die Versicherer zunehmend in alternative Anlagen wie Infrastruktur investiert. „Das sind teilweise illiquide Anlagen, die man nicht sofort verkaufen kann. Dafür bekommt man höhere Renditen.“ Als langfristig orientierter Anleger könnten Versicherer diese Illiquiditätsprämie nutzen. „Deshalb gehen wir von weiter steigenden Überschussbeteiligungen aus.“
Die Versicherer können auch deshalb größere Risiken in der Kapitalanlage eingehen, weil sie mit den Produkten der neuen Generation keine 100-prozentige Rückzahlung des eingezahlten Kapitals mehr garantieren. „Wenn ich hohe Garantien beim Rentenfaktor ausspreche, dann nehme ich mir Freiheiten in der Kapitalanlage“, sagte Schumann. Da die Kunden dies wüssten, liege der Anteil der Klassik schon seit Beginn der 2020er Jahre unter 10% der Neuabschlüsse.