VGH-Gruppe forciert Sparkurs bis 2020
ste Hamburg – Die zur Gruppe der öffentlichen Versicherer zählende VGH stemmt sich mit einer Reihe von Maßnahmen zur Kostensenkung gegen die Folgen der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Regulierungsanforderungen für die Assekuranz. Das aktive Kostenmanagement sei für Investitionen notwendig, um das Geschäftsmodell des Regionalversicherers aus Niedersachsen auf das digitale Zeitalter einzustellen, erklärte Vorstandschef Hermann Kasten anlässlich der Bilanzvorlage für das Geschäftsjahr 2015. Eine Fusion kommt für die VGH nach wie vor nicht in Frage. Die Größe eines Unternehmens müsse zum Geschäftsmodell passen. Das sei bei der VGH der Fall, so Kasten. Kostenquote soll sinkenDie im vergangenen Jahr auf 25,3 (i.V. 25,6) % gesunkene Kostenquote der Landwirtschaftlichen Brandkasse, dem Kompositversicherer der VGH-Gruppe, soll 2016 unter die Marke von 25 % gedrückt werden und bis 2020 auf 24 % sinken. Dazu plant man in Hannover mit Einsparungen von insgesamt rund 30 Mill. Euro. Durch Kürzungen in der betrieblichen Altersversorgung und bei übertariflichen Leistungen werde eine Kostendämpfung von rund 10 Mill. Euro in diesem Jahr bereits ergebniswirksam, sagte Kasten. Die Sachkosten will der Versicherer in den kommenden Jahren durch mehrere Maßnahmen ebenfalls um insgesamt 10 Mill. Euro reduzieren. Beim Personal, das in den vergangenen Jahren kontinuierlich bis auf rund 2 100 Beschäftigte anwuchs, soll die natürliche Fluktuation für einen Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen genutzt werden, um die Kostenbasis um weitere 10 Mill. Euro zu verringern. Mit der kombinierten Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) lag die Brandkasse 2015 zwar im Branchenschnitt, verglichen mit dem Vorjahr erhöhte sie sich jedoch auf 96,2 (94,4) %. Ins Kontor schlug eine abermals hohe Schadenbelastung als Folge mittelschwerer Stürme, teurer Feuerschäden sowie einer erhöhten Grundschadenlast. Insgesamt habe die VGH 852 (776) Mill. Euro für Schäden aufbringen müssen, die Schadenquote stieg auf 70,9 (68,8) %.Weil der Schadenaufwand zum Jahresende etwas geringer ausfiel als erwartet und Sturmpauschalen nicht in Anspruch genommen werden mussten, zeigt der Versicherer für die Brandkasse mit 31 (31) Mill. Euro einen höheren Bruttoüberschuss für 2015 als im Dezember antizipiert (vgl. BZ vom 19.12.2015).VGH-Chef Kasten rechnet angesichts der EZB-Nullzinspolitik nicht damit, dass frühere Ergebnisniveaus von 50 Mill. bis 100 Mill. Euro bald erreicht werden können. Für 2016 sei bei der Brandkasse ein Ergebnis auf Vorjahreshöhe zu erwarten. Dabei wird ein Anstieg der 2015 um 3,2 % auf 1,17 Mrd. Euro erhöhten Beitragseinnahmen um 2,3 % unterstellt. Der Jahresstart sei mit einem Plus von 2,8 % in den ersten drei Monaten erfolgreich verlaufen, sagte Kasten. Auch beim Schadenaufwand liege man besser als vor einem Jahr. Ein Großbrand beim Schlachtbetrieb Wiesenhof, der einen geschätzten Schaden von 300 Mill. Euro verursachte, schlage bei der Brandkasse auf Basis einer Sammelpolice mit 7 % zu Buche, so der VGH-Chef.Bei der ebenfalls zur Gruppe zählenden Provinzial Leben sank die Beitragseinnahme 2015 um 1,7 % auf 741 Mill. Euro. Damit liege man im Markttrend. Die neue Produktlinie der VGH-Altersvorsorge habe das Geschäft stabilisiert. 2016 wird ein leichter Rückgang erwartet. Die Provinzial Kranken steigerte ihre Beitragseinnahmen im Berichtsjahr den Angaben zufolge um 4 % auf gut 65 Mill. Euro. Das Niveau soll in diesem Jahr mindestens gehalten werden.