Bank of America dringt auf Kapitalmarktreform in Europa
Bank of America dringt auf Kapitalmarktreform in Europa
Bank of America dringt auf Kapitalmarktreform
London-CEO Vicario hält deutsche Finanzmarktinfrastruktur für verbesserungsfähig
hip London
Fernando Vicario, der CEO von Bank of America UK, betrachtet „eine konstruktive Kapitalmarktreform“ als entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit Europas. Dabei hält er die deutsche Finanzmarktinfrastruktur für verbesserungsfähig. „Die Finanzmarktinfrastruktur in Deutschland ist solide, könnte aber noch dynamischer sein“, sagt Vicario im Interview der Börsen-Zeitung.
Zusammenarbeit von Regierungen und Investoren
„Einfachere Börsenzulassungsverfahren, bessere Liquiditätsbedingungen für den Handel und die Möglichkeit von Doppelnotierungen würden dazu beitragen, dass vor allem mittelständische Unternehmen sich besser mit Eigenkapital finanzieren können“, diagnostiziert der designierte Chef von Merrill Lynch International, des Geschäfts der US-Großbank jenseits der Landesgrenzen. Darüber will er auf der Konferenz Berlin Global Dialogue sprechen, die in der Bundeshauptstadt stattfindet. Dort geht es darum, wie die gewaltigen Summen zusammenkommen sollen, die für den Infrastrukturausbau und die Verteidigung Europas benötigt werden. „Der Erfolg der nächsten Wachstumsphase Europas hängt davon ab, wie gut Regierungen und private Investoren zusammenarbeiten“, konstatiert Vicario. „Wenn Deutschland ein klares und transparentes Modell für öffentlich-private Partnerschaften schaffen kann, könnte das als Blaupause für ganz Europa dienen.“
Brücke zum Kapitalmarkt
Angesichts der Dimension der deutschen Infrastrukturvorhaben sei Zusammenarbeit auf dieser Ebene alternativlos. Öffentlich-private Partnerschaften trügen dazu bei, die Finanzierungslücke zwischen öffentlicher Hand und privaten Investitionskapazitäten zu schließen. „Investitionen der Privatwirtschaft bringen mehr Effizienz, Innovation und vor allem Umsetzungskompetenz“, betont Vicario. Seine Bank wolle als Brücke zwischen politischen Zielen und Kapitalmärkten fungieren. „Unsere Aufgabe ist es, die passenden Finanzierungen für Projekte zu finden und Transaktionen so zu strukturieren, dass sie für internationale Investoren attraktiv sind“, sagt der Investmentbanker.
Dabei spart er nicht mit Lob für die Bundesregierung. „Man spürt deutlich, dass sich der Kurs verändert hat, sowohl im Ton als auch im Ausmaß der Maßnahmen“, sagt Vicario. Die Kombination aus Infrastrukturinvestitionen, industrieller Modernisierung und Ausgaben für die Energiewende sei nicht nur kurzfristige Konjunkturmaßnahme, sondern ein Schritt in Richtung langfristiger Wettbewerbsfähigkeit. Ermutigend findet er die Beteiligung des privaten Sektors. „Das signalisiert, dass das Vertrauen in die politische Ausrichtung Deutschlands zurückkehrt, was wiederum für die Mobilisierung von Kapital in großem Umfang entscheidend ist.“
Industrieller Anker des Kontinents
Deutschland sei für das europäische und internationale Geschäft seines Instituts von zentraler Bedeutung. „Es ist nach wie vor der industrielle Anker des Kontinents und ein Gradmesser für die Stimmung der Investoren“, sagt Vicario. Für seine Bank prägen die Entwicklungen in Deutschland – sei es im fiskalischen, industriellen oder regulatorischen Bereich – die grenzüberschreitenden Finanzierungs-, Beratungs- und Kapitalmarktaktivitäten in ganz Europa.
„Wenn Deutschland investiert und wächst, hat das eine Signalwirkung, die weit über die eigenen Grenzen hinausreicht“, sagt Vicario. Deutschland bleibe in der Fiskalpolitik zwar diszipliniert, handele aber inzwischen pragmatischer.
Im Interview Seite 7