Kreditgenossen

Volksbank Stuttgart dämmt Mitgliederschwund ein

Die Volksbank Stuttgart hat den Mitgliederschwund gestoppt. Vorstandschef Stefan Zeidler verrät im Gespräch mit der Börsen-Zeitung, wie.

Volksbank Stuttgart dämmt Mitgliederschwund ein

IM GESPRÄCH: STEFAN ZEIDLER

Volksbank Stuttgart kann Mitgliederschwund eindämmen

Institut zollt der Zinswende Tribut – Vorstand sieht keine großen Risiken in Form von Pleiten oder Notverkäufen

Thomas Spengler Stuttgart

Die Volksbank Stuttgart stemmt sich mit einigem Erfolg gegen einen schleichenden Schwund ihrer Mitglieder. Wie viele andere Genossenschaftsbanken auch hat die Nummer Drei unter Baden-Württembergs Geno-Banken aufgrund der fortgeschrittenen Altersstruktur ihrer Mitglieder in den vergangenen Jahren zunehmend Teilhaber verloren. Die Tatsache, dass sie Mitgliederorganisation sind, unterscheide die Volksbanken deutlich von den Wettbewerbern im Kreditwesen, unterstrich Stefan Zeidler, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Stuttgart, im Gespräch der Börsen-Zeitung. Daher wirbt das Institut seit Mai 2022 um neue Teilhaber, wofür die maximale Summe der Geschäftsanteile von 250 auf 5.000 Euro pro Mitglied verzwanzigfacht wurde.

Haftsumme gesteigert

Entsprechend des Hausbankenmodells der Bank wird die Anzahl der zu zeichnenden Anteile an die Intensität der Geschäftsbeziehung gekoppelt. Auf diese Weise konnte die eigenkapitalrelevante Haftsumme des gezeichneten Kapitals 2022 von 80,4 auf 97,9 Mill. Euro angehoben werden, blieb damit allerdings hinter dem selbst gesteckten Ziel von 110 Mill. Euro zurück. Neben den Geschäftsguthaben besteht der weitere Rest des Eigenkapitals von 710 Mill. Euro aus Rücklagen.

Dank der Werbung um neue Teilhaber hat die Volksbank Stuttgart den Mitgliederschwund 2022 nach eigenen Angaben bei netto knapp unter 175.000 stoppen können. Die Mitgliederquote liegt demnach bei 65% aller Kunden. Damit hebt sich die Volksbank vom Bundesdurchschnitt von 60% ab. Die genossenschaftliche Bankengruppe zählte Ende 2022 laut Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) 17,95 Millionen Mitglieder. Das entspricht einem Nettoschwund von 231.000 oder 1,3% im Vergleich zum Vorjahr, weshalb der BVR mit einer Kampagne gegensteuert.

BVR arbeitet an digitaler Lösung

Laut BVR-Vorstandsmitglied Andreas Martin ist eine digitale Lösung zum Erwerb von Geschäftsanteilen in Arbeit. Sie zielt darauf ab, auch im Onlinebanking und in der VR Banking App den Abschluss einer Mitgliedschaft einfach und fallabschließend zu ermöglichen. Darüber hinaus will der BVR mit einem Erklärfilm für Kinder und einer Graphic Novel über Friedrich Wilhelm Raiffeisen die Werbetrommel rühren.

Die Volksbank Stuttgart hofft, 2023 netto Mitglieder zu gewinnen. Dabei spielen die so genannten Finanzscouts und die Gründerbank mit spezieller Beratung für Start-ups eine wichtige Rolle, da sie die jungen Zielgruppen im Privatkunden- und Firmenkundensegment adressieren. Ältere Bestandskunden will das Institut durch ein Kombiprodukt aus hoch verzinstem Festgeld und einem steuergünstigen Generationen-Fonds der R+V Versicherung locken.

Indessen zollt auch die Volksbank Stuttgart der Zinswende ihren Tribut. So lag der Aufwand beim Bewertungsergebnis der Wertpapiereigenanlagen und Beteiligungen 2022 mit 38,3 Mill. Euro über dem Vorjahreswert von 15,6 Mill. Euro. Dies sei ausschließlich dem sprunghaften Anstieg der Zinsen in 2022 geschuldet: „Was die Bonität der Wertpapiere angeht, handelt es sich durchweg um Toppbestände.“

Wertpapiere umgebucht

Weitere temporäre zinsinduzierte Abschreibungen von 120,0 Mill. Euro wurden durch die Umbuchung von Wertpapieren ins Anlagevermögen verbunden mit einer geänderten Bewertungsmethode, dem gemilderten Niederstwertprinzip, vermieden. An der Bonität der Papiere gebe es keinerlei Zweifel, versicherte der Vorstandschef. In der Folge aber bleibe bei der Bank weniger Ergebnis übrig, so Zeidler mit Blick auf den HGB-Abschluss des Instituts. Er spielt damit auf die Jahresabschlüsse der Großbanken an, die nach IFRS-Rechnungslegung hohe Gewinne zeigen können, weil die Abschreibungen nicht über die Gewinn- und Verlustrechnung gehen, sondern direkt ins Eigenkapital, was sich in rückläufigen Eigenkapitalquoten bemerkbar macht. Den um 8,8% auf 134,5 Mill. Euro gestiegenen Zinsüberschuss führte Zeidler unter anderem auf eine Ausgleichszahlung von 10,1 Mill. Euro aus einem Zinsswap zurück.

Das Geschäft mit Baufinanzierungen habe zwar nachgelassen, bewege sich aber im ersten Quartal 2023 auf dem Niveau von 2019. Solange die Arbeitslosenquote niedrig bleibt, sieht Zeidler auch keine nennenswerten Risiken in Form großer Pleiten oder Notverkäufen von Immobilien.

Kooperation mit anderen Banken

Sorgen bereiteten ihm der allmähliche Verlust von Standortvorteilen, etwa mit Blick auf die Windstromleitung Suedlink, deren geplante Fertigstellung von 2022 auf 2028 verschoben wurde: „Da laufen wir Gefahr, im Süden ein Problem zu bekommen.“ Von Sommer an kooperiert die Volksbank Stuttgart mit der BW-Bank sowie der Kreissparkasse Waiblingen bei vorerst 13 reinen SB-Filialen. „Dadurch können wir Kosten einsparen und dennoch den Service für unsere Kundinnen und Kunden gewährleisten“, so Zeidler. 2024/2025 sollen weitere gemeinsame Standorte mit der BW-Bank hinzukommen.

Stefan Zeidler
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