Vom Banker des Jahres zum Absteiger des Jahres
Jean-Laurent Bonnafé, der CEO von BNP Paribas, wird am Montagabend im Kaisersaal des Frankfurter Römer den Preis “European Banker of the Year 2017” entgegennehmen. Nach dem Urteil einer Gruppe von 20 Journalisten, die jedes Jahr den Preisträger wählt, hat sich die seit 2011 von Bonnafé geführte französische Großbank “als Vorbild für Stabilität und Kontinuität” erwiesen. Dem kann man zustimmen. Auch die Börsenperformance unter seiner Ägide ist nicht so schlecht, obgleich die Aktie schon deutlich bessere Zeiten gesehen hat und aktuell rund ein Drittel unter ihrem im Januar erreichten Jahreshoch von 68,66 Euro notiert.Doch egal, wie viele und welche guten Argumente es für die Auszeichnung Bonnafés noch geben mag: Man kann dem Mann nur viel Glück auf seinem weiteren Berufsweg wünschen. Denn für eine beachtliche Zahl der bisher gut zwei Dutzend Preisträger nahm die Bankerkarriere kein rühmliches Ende, oder die bis zum Festakt noch makellos reine Weste wurde zumindest plötzlich durch einen hässlichen Fleck verunziert. Bei manchem Top-Banker hatte man noch die wohlklingende Laudatio und die mal gravitätischen, mal launigen Dankesworte im Ohr, schon war er seinen Job los oder wurde anderweitig verhaltensauffällig. Der damalige UBS-Chef Peter Wuffli etwa wurde im September 2006 als “Banker of the Year 2005” geehrt. Ein Dreivierteljahr später, kurz bevor die globale Finanzkrise ruchbar wurde, mutierte er unfreiwillig zum Absteiger des Jahres.2008 musste die UBS zur Vermeidung einer Apokalypse vom Staat gerettet werden. Auch der in jenem Jahr nach Subprime-Abschreibungen in zweistelliger Milliardenhöhe – sicher auf Druck der Finanzaufsicht – davongejagte UBS-Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel, der sich immerhin explizit für die unter seiner Verantwortung angerichteten Verluste schämte, war schon mal Banker des Jahres gewesen. Nämlich 1997 als Chef des vormaligen Schweizerischen Bankvereins, und zwar zusammen mit Mathis Cabiallavetta von der Schweizerischen Bankgesellschaft – beide Häuser fusionierten zur neuen UBS. Cabiallavetta steht, wie jüngst die Schweizer “Finanz und Wirtschaft” schrieb, nicht nur für den Glanz, sondern auch für die Abgründe des eidgenössischen Finanzplatzes. Bereits 1998 musste der Preisträger im Zuge der milliardenschweren, auch für die UBS teuren Affäre um den US-Hedgefonds LTCM als Verwaltungsratspräsident abdanken.Die Jury war mit ihren Entscheidungen gewiss auch schon treffsicherer: Die Wahl der EZB-Präsidenten Wim Duisenberg (1996) und Jean-Claude Trichet (2007) zeugt ebenso davon wie die Kür von DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch (2013) oder des heutigen UBS-Präsidenten Axel Weber (2014). Der im Vorjahr ausgezeichnete CEO der ING, Ralph Hamers, wiederum, der am Montag die Laudatio für Bonnafé halten wird, ist aus heutiger Sicht ein fragwürdiger Preisträger. Unter seinen Augen kam es zu einem Geldwäsche- und Korruptionsskandal, für den die ING mit 775 Mill. Euro büßen musste. Geopfert wurde dafür auf der Vorstandsebene Finanzchef Koos Timmermans.