Russland-Risiken

Vor der Commerzbank liegt ein weiter Weg

Auch nach einem raschen Abbau seit Mitte Februar sitzt die Commerzbank noch auf einem milliardenschweren Russland-Engagement. Konkurrentin Deutsche Bank ist da weniger exponiert.

Vor der Commerzbank liegt ein weiter Weg

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Auch wenn sie es nun sehr eilig hat: Die Commerzbank muss noch einen langen Weg zurücklegen, um ihr milliardenschweres Engagement in Russland abzutragen. Zwar fuhr die Bank allein zwischen Mitte Februar und Ende April ihr Netto-Exposure nach Abzug von Hermes-Bürgschaften und im Institut gehaltenen Guthaben um gut ein Drittel auf noch knapp 1,2 Mrd. Euro herunter. Die Konkurrentin Deutsche Bank allerdings zeigte schon Ende März, bei Eventualrisiken von 1 Mrd. Euro, ein Nettokredit-Exposure von nur mehr rund 500 Mill. Euro. Was bei der gelben Bank überdies 1,2% der Risikoaktiva ausmacht, entspricht im blauen Konzern nur 0,13%. Immerhin: Ende 2020 war das Engagement der Commerzbank in Russland noch 2,7 Mrd. Euro schwer gewesen.

Die verbliebenen Bestände liegen den Risikomanagern der Institute nun zunehmend schwer im Magen: Während die Deutsche Bank ihre Risikovorsorge mit Blick auf den Krieg im Startquartal binnen Jahresfrist um gut 220 Mill. auf 292 Mill. erhöhte, weitet die Commerzbank sie nun um 315 Mill. auf 464 Mill. Euro aus. Herabstufungen von Ratings wegen Russland sowie auf den Krieg gemünzte Pauschal-Vorsorge summierten sich in der gelben Bank im Startquartal auf 493 Mill. Euro, von denen 452 Mill. in der Firmenkundensparte anfielen und das operative Ergebnis dort mit 7 Mill. ins Minus drehen ließen nach einem Betriebsgewinn von 101 Mill. Euro vor Jahresfrist.

Um Belastungen abzufedern, hat der Konzern 713 Mill. Euro Pauschal-Vorsorge gebildet, von denen 334 Mill. Russland und der Rest Corona zugedacht sind. Was die Strategie in Russland sowie die längerfristige Perspektive dort angeht, so wollte sich das Management am Donnerstag nicht so recht in die Karten schauen lassen. Allerdings hat Finanzvorständin Bettina Orlopp die Hälfte des 300 Mill. Euro umfassenden Eigenkapitals der Tochter Eurasia, in welcher die Bank ihre Aktivitäten in Russland und in der Ukraine zusammenfasst, vom harten Kernkapital abgezogen, ausgebucht, um sich für etwaige Enteignungs-Szenarien zu wappnen.

Vorstandschef Manfred Knof betonte, die Bank habe ihr Neugeschäft in Russland eingestellt, halte ihren Kunden dort zugleich aber die Stange. Inwieweit die Verlängerung eines auslaufenden Kredits als Neugeschäft zu definieren sei, müsse im Einzelfall bewertet werden, hieß es.