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Vrablic flüchtet aus der Deutschen Bank

Von Björn Godenrath, Frankfurt Börsen-Zeitung, 24.12.2020 Die im US-Geschäft der Deutschen Bank für den Kreditkunden Donald Trump zuständige Managerin Rosemary Vrablic hat sich Knall auf Fall von dem Institut verabschiedet. Sie habe ihr...

Vrablic flüchtet aus der Deutschen Bank

Von Björn Godenrath, FrankfurtDie im US-Geschäft der Deutschen Bank für den Kreditkunden Donald Trump zuständige Managerin Rosemary Vrablic hat sich Knall auf Fall von dem Institut verabschiedet. Sie habe ihr Abschiedsgesuch zum Jahresende eingereicht und die Bank habe der Bitte entsprochen, erklärte ein Sprecher von Deutsche Bank USA gegenüber der “New York Times”. Offenbar hatte sie ihren Schreibtisch schon am Dienstag geräumt, da sie mehreren Medien zufolge da schon nicht mehr unter ihrer Firmenmail erreichbar war. Vrablic (60) kündigte an, dass sie in den Ruhestand gehen werde.Ihr abrupter Abschied kommt rund vier Monate, nachdem die Deutsche Bank eine interne Untersuchung zu einem privaten Immobiliengeschäft der seit 2006 im Private Wealth Management tätigen Vrablic eingeleitet hatte. Bei dieser ging es um den 2013 stattgefundenen Erwerb eines Apartments im damaligen Wert von 1,5 Mill. Dollar, bei dem sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Dominic Scalzi und Jared Kushner agierte – wobei Kushner da schon einer ihrer Kreditkunden war, den sie von Bank of America zur Deutschen Bank mitgebracht hatte. Die Transaktion gilt als delikat, da private Geschäfte gemeinsam mit Kunden nicht erlaubt sind bzw. einer Erlaubnis durch Vorgesetzte bedürfen.Die Deutsche Bank hatte angekündigt, dass die Untersuchung bis zum Jahresende abgeschlossen sein soll. Zum Ergebnis der Ermittlungen wird nichts mitgeteilt. Auch Dominic Scalzi verlässt die Bank. Vrablic hatte Donald Trump über seinen heutigen Schwiegersohn Jared Kushner kennengelernt, erstmals wurde 2011 über sie als Kundenbetreuerin ein Kredit an Trump ausgereicht. Da Trump zuvor schon eine gewisse Historie für Pleiteprojekte – auch innerhalb der Deutschen Bank – besaß, wurden solche großvolumigen Ausreichungen auch vom zentralen Kreditausschuss des Instituts in Frankfurt genehmigt.Eingebettet in die Risikokontrolle des Konzerns, war Vrablic also nie allein verantwortlich dafür, dass immer mehr Immobilien- und Golfplatz-Finanzierungen für Trump freigegeben wurden. Gut 340 Mill. Dollar an Krediten sollen derzeit an die Trump Organization ausstehen, die Reuters zufolge allesamt endfällig sind. Das Gros der Kredite steht mit 195 Mill. Dollar für Ende 2023 zur Rückzahlung an – und allein die Strukturierung sämtlicher Verbindlichkeiten Trumps auf Endfälligkeit erweckt den Eindruck, man sei dem Kreditkunden entgegengekommen. Denn normalerweise sind Kredite mit Tilgungsverpflichtungen vor Endfälligkeit verbunden.Bei Anleihegläubigern steht Trump mit gut 1 Mrd. Dollar in der Kreide, fast alles ist mit Immobilienvermögen besichert – und der Golfplatz Doral in Miami und das Post Office in Washington gehören, um nur zwei Beispiele zu nennen, noch voll und ganz der Deutschen Bank. Die hat sich dem Vernehmen nach aber Zugriff auf Trumps persönliche Vermögenswerte gesichert. Sollte es zu einem Default (Ausfall) kommen, wäre die Deutsche Bank also grundsätzlich gut besichert – sofern Trump nicht Objekte mehrfach als Sicherheit hinterlegt hat. Zudem dürften sich seine Geschäfte pandemiebedingt schlecht entwickelt haben. Mit Verabreichung der Impfdosen zeichnet sich aber eine Entspannung im Real-Estate- und Leisure-Sektor ab, den Trump bedient.Reuters zufolge ist die Deutsche Bank bemüht, ihre Geschäftsbeziehung zu Trump zu beenden – die Deutsche Bank nimmt zu solchen Berichten, die das Verhältnis zu Kreditkunden betreffen, nicht Stellung. Da die Kredite nicht vor 2023 zur Rückzahlung anstehen, besteht in der Hinsicht kein Handlungsdruck. Allerdings belastet der Status als Hausbank Trumps die Reputation der Bank. Denn Trumps Finanzen sind Gegenstand von staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen – und der Supreme Court hatte kürzlich geurteilt, dass die Bank den Behörden zumindest einen Teil der Trump-Unterlagen zur Verfügung stellen muss.Mit Trumps am 20. Januar endender Präsidentschaft war die Deutsche Bank als größter Finanzierer des Familienunternehmens ungewollt in die Schlagzeilen geraten. Noch ist unklar, welche Rolle Trump künftig bei den Republikanern einnimmt; er hatte jedenfalls angekündigt, in vier Jahren erneut die republikanische Präsidentschaftskandidatur für sich zu beanspruchen. Allerdings bröckelt sein Rückhalt – und mit der ehemaligen UN-Botschafterin Nikki Haley gibt es eine erste interne Rivalin im Rennen ums Weiße Haus.Sobald Trump den Schutz des Präsidentenamtes verliert, drohen ihm zudem strafrechtliche Ermittlungen. In der öffentlichen Debatte wurden Steuerhinterziehung und -betrug, Verstöße gegen das Wahlkampffinanzierungsgesetz, Behinderung der Justiz, öffentliche Korruption und Bestechung als mögliche Vergehen genannt, die eine Strafanzeige auslösen können. Zudem leitet der Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, Cyrus Vance Jr., seit über einem Jahr eine Untersuchung zu einer Reihe möglicher Finanzvergehen, die sich auf die Zeit vor Trumps Präsidentschaft beziehen.Auch wenn es der Deutschen Bank grundsätzlich freisteht, die Trump-Kredite zu verkaufen, dürfte sie damit doch zunächst weiter zurückhaltend sein – zumindest bis klar ist, ob Trump eine dominierende Kraft bei den Republikanern bleibt und erneut Zugriff haben könnte auf die Position des Präsidentschaftskandidaten.