Warburg-Bankengruppe rutscht wegen erodierender Erträge in Verlustzone

Privatbank betont erhöhte Stabilität im Zuge interner Konsolidierung - Keine neuen Rückstellungen nach Deloitte-Bericht zu Cum-ex-Transaktionen

Warburg-Bankengruppe rutscht wegen erodierender Erträge in Verlustzone

ste Hamburg – Die Hamburger Warburg-Bankengruppe ist im vergangenen Jahr wegen sinkender Erträge und einer erhöhten Risikovorsorge, die vor allem durch das Schiffskreditgeschäft verursacht wurde, in die Verlustzone gerutscht. Das von Vorwürfen im Zusammenhang mit Cum-ex-Geschäften bedrängte Institut betonte anlässlich der Vorlage von Zahlen für das Geschäftsjahr 2018 seine gefestigte Stabilität sowie deutlich gestiegene Kapitalquoten.Wie das Institut nach Feststellung des Jahresabschlusses in der Hauptversammlung mitteilte, entstand im Berichtsjahr ein Fehlbetrag im Konzern von 14,6 Mill. Euro – nach einem Gewinn von 10 Mill. Euro im Jahr zuvor. Die Warburg Bank allein schrieb mit 7,1 (i.V. 27) Mill. Euro schwarze Zahlen. Die unter anderem durch den Verkauf von Auslandsgesellschaften erreichte Verringerung der Verwaltungskosten um rund 57 Mill. auf 173 Mill. Euro reichte den Angaben zufolge im Konzern nicht aus, um den Rückgang der Erträge und andere Belastungen vollständig abzufedern. So trugen Neuregelungen im Rahmen der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II dazu bei, dass sich der Provisionsüberschuss um 54 Mill. auf 121 Mill. Euro reduzierte. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis rutschte über die Marke von 100 %. “Kapitalforderungen erfüllt”Die Bank betonte aber, der vor vier Jahren begonnene und 2018 abgeschlossene interne Konsolidierungs- und Fokussierungsprozess, der mit dem Verkauf von Unternehmenseinheiten in Luxemburg und der Schweiz sowie der Verschmelzung von Tochtergesellschaften einherging, habe die Stabilität erhöht und für mehr Flexibilität gesorgt. Die Kapitalquoten seien deutlich gestiegen. Bei Eigenmitteln von 390 (i.V. 469) Mill. Euro, die infolge der Entkonsolidierung der M.M. Warburg & CO Hypothekenbank zum Jahresende im Vorjahresvergleich sanken, würden alle aufsichtsrechtlichen Kapitalanforderungen im Zuge des Konsolidierungsprozesses komfortabel erfüllt.Dass die Konzernbilanzsumme per Ende 2018 auf 5,8 (7,4) Mrd. Euro schrumpfte, lag ebenfalls vor allem an der Entkonsolidierung des Immobilienfinanzierers, der weiterhin zu 60 % von den Warburg-Gesellschaftern und zu 40 % von dem Versicherungsverein Landeskrankenhilfe getragen wird. Die Integration der 2018 übernommenen Nord/LB Asset Management, die nun als Warburg Invest firmiert und schrittweise mit der Warburg Invest Kapitalverwaltungsgesellschaft zusammengeführt wird, sei weit vorangeschritten. “Haltlose Spekulationen”Zusätzliche Rückstellungen im Zusammenhang mit den seit 2016 laufenden Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts einer Beteiligung an steuergestaltenden Wertpapiergeschäften um den Dividendenstichtag (Cum-ex-Geschäfte) zum Schaden des Fiskus wurden im Abschluss 2018 nicht gebildet. Die Warburg-Bank sprach von “weiterhin haltlosen Mutmaßungen und Spekulationen” in verschiedenen Medien. Man habe “in keinem Fall weder direkt noch indirekt an einer mehrfachen Erstattung von Kapitalertragsteuern kollusiv mitgewirkt”. Dies belegten Gutachten von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Anwaltskanzleien. Die erhobenen Vorwürfe weise man daher “weiter entschieden zurück”.Die “Süddeutsche Zeitung” hatte unlängst aus einer Zusammenfassung des unveröffentlichten Untersuchungsberichts der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte im Auftrag der Finanzaufsicht BaFin berichtet. In dieser komme Deloitte zu dem Ergebnis, dass sich nach derzeitigen Erkenntnissen und Einschätzungen Warburg-Mitinhaber und Aufsichtsratschef Christian Olearius zusammen mit zwei Beschäftigten der Bankengruppe bei Cum-ex-Geschäften der “besonders schweren Steuerhinterziehung” strafbar gemacht und auch gegen gesetzliche Vorschriften für die Führung von Banken verstoßen haben soll. Die BaFin könne, so Deloitte in dem vom 19. Februar datierenden Bericht, wohl verlangen, Olearius als Aufsichtsrat bei Warburg abzuberufen. Dafür lägen “ausreichende Anhaltspunkte” vor.Zudem, so der Bericht weiter, halte Deloitte zusätzliches Kapital bei Warburg für notwendig, um mögliche Steuernachforderungen von bis zu 189 Mill. Euro inklusive Zinsen verkraften zu können. Im schlimmsten Fall sei eine zusätzliche Rückstellung von 144,5 Mill. Euro zu bilden. Im Geschäftsjahr 2017 hatte die Bank im Zusammenhang mit als nicht gerechtfertigt angesehenen Steuerforderungen der Finanzbehörden eine Rückstellung von 44,5 Mill. Euro gebildet, die inklusive Zinsen inzwischen 47,5 Mill. Euro ausmachen soll. Damit sieht Warburg alle Finanzrisiken abgedeckt. In jedem Fall stünden die Gesellschafter voll hinter der Bank, betonte Warburg.Die Bank wehrt sich gegen die Steuernachforderung und gegen den Vorwurf, zwischen 2007 und 2011 an rechtswidrigen Cum-ex-Transaktionen beteiligt gewesen zu sein. Ende 2018 verklagte sie die Deutsche Bank auf Schadenersatz (vgl. BZ vom 11. Januar). Diese hätte als inländische Depotbank des Aktienverkäufers Steuern abführen müssen. Die Deutsche Bank hat die Vorwürfe zurückgewiesen.