Wealthfront holt sich frisches Kapital

75 Mill. Dollar für Start-up - Vanguard ist das Zugpferd der US-Robos

Wealthfront holt sich frisches Kapital

Von Björn Godenrath, FrankfurtFür die in den USA tätigen Robo-Advisor läuft es wie geschmiert. Angesichts anziehender Volumina hat das nach Betterment zweitgrößte Start-up Wealthfront eine Wachstumsfinanzierung über 75 Mill. Dollar erhalten zu einer üppigen Bewertung. Bei der vorherigen Finanzierungsrunde 2014 wurde CB Insights zufolge eine Bewertung von 700 Mill. Dollar erzielt. Seitdem hat sich Wealthfront bei glänzenden Aussichten für die automatisierte Vermögensberatung auf Assets under Management (AuM) von 7,5 Mrd. Dollar gesteigert. Betterment kommt per Ende November auf verwaltete Mittel von 10 Mrd. Dollar (siehe Tabelle), die inzwischen auf 12 Mrd. Dollar angewachsen sein sollen.Größtes Zugpferd der Robo-Branche ist aber Vanguard, die per Ende November auf 93 Mrd. Dollar kam und bereits die Schwelle von 100 Mrd. Dollar geknackt haben soll. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen mit Charles Schwab und TD Ameritrade zwei Old-School-Adressen, die wie Vanguard mit Schmackes in den Markt gegangen sind, sobald sie sich für eine Strategie entschieden hatten.Vanguard verzichtete auf Akquisitionen und baute die notwendigen Instrumente selbst, während andere Geldverwalter ihr Geschäft mit Zukäufen beschleunigen wollten.Das hat mit Stand heute nicht wirklich funktioniert. BlackRock krebst im Ranking auf Platz 8, verfügt der Zukauf Future Advisor doch lediglich über 1 Mrd. Dollar AuM – das wurde vor einem Jahr so publiziert, die Mittel dürften seitdem deutlich angezogen haben. Vermutet wird in der Branche, dass BlackRock die Technologie von Future Advisor vermarktet und den Aufbau eigener AuM bei dem Robo vernachlässigt. Zudem verteilen sich die weiteren AuM im weit verzweigten BlackRock-Universum auf Aladdin Risk for Wealth, iRetire and iCapital. BlackRock-Chef Larry Fink betrachtet das Thema automatisierte Geldanlage jedenfalls als höchste Priorität und hat zuletzt den Retail-Fokus des Geldverwalters forciert. Junges PublikumDas ist kein Wunder, besteht doch dank digitaler Marken ein direkter Zugang zu der Klientel, welche Vermögensverwalter unbedingt an sich binden wollen: Kunden unter 45 Jahre, die genug auf der hohen Kante oder entsprechend Luft in ihrer Finanzplanung haben, um ein Outsourcing ihrer Finanzplanung vorzunehmen – und dank Algorithmen rechnet sich das für die Anbieter schon bei kleineren Summen.Genau in diesem Paradies tummeln sich Wealthfront und Betterment als Speerspitze der Robo-Branche, was sie attraktiv macht für Venture-Investoren, lässt sich das Geschäft doch prima skalieren. Beflügelt von ihrer Finanzierung sammelte Wealthfront an nur einem Tag weitere 100 Mill. Dollar ein. Betterment hatte 2017 eine VC-Finanzierung aufgenommen und dabei eine Bewertung von 700 Mill. Dollar erzielt.Dabei ist der US-Markt mit über 150 Mrd. Dollar – Vanguard erreichte aus dem Stand heraus 8 Mrd. Dollar – viel größer als der europäische, wo jetzt rund 3 Mrd. Euro erreicht sein dürften. Mehr als ein Drittel davon entfällt laut Techfluence auf den deutschen Markt, der mit dem Markteintritt des Deutsche-Bank-Angebots “Robin” vor einem kräftigen Wachstumsschub steht, hält das Robo-Konzept doch bald schrittweise Einzug in die Filialberatung.In den USA sind die Verhältnisse aber ganz anders: Die Aite Group prognostiziert, dass der US-Markt von derzeit 166 Mrd. Dollar auf 435 Mrd. Dollar bis Ende 2018 wächst. Allerdings ist der Wettbewerb inzwischen so scharf, dass erste Anbieter keinerlei Gebühren mehr für die Basis an Assetmanagement-Leistung berechnen – ein Riese wie Charles Schwab kann das quersubventionieren. Betterment setzt auf den Ausbau von Beratungsqualität.—– Wertberichtigt Seite 6