Kapitalmarkt-Emissionen

Weg für mehr Kryptowertpapiere ist geebnet

Noch ist der Anteil elektronischer Wertpapiere an den gesamten Neuemissionen in Deutschland verschwindend gering. Bislang sind in der BaFin-Liste gerade einmal 34 Wertpapiere verzeichnet. Doch das könnte sich schon bald ändern.

Weg für mehr Kryptowertpapiere ist geebnet

Weg für mehr Kryptowertpapiere ist geebnet

DLT Pilot Regime und MiCa-Vorgaben dürften Zahl der Emissionen steigen lassen

fed Frankfurt

Noch ist der Anteil elektronischer Wertpapiere an den gesamten Neuemissionen in Deutschland verschwindend gering. Doch das könnte sich schon bald ändern. Denn nach Berechnungen des WM Datenservice fielen im vergangenen Jahr bereits 99,9% der Neuemissionen unter den Anwendungsbereich des Gesetzes zur Einführung von elektronischen Wertpapieren (eWpG). In anderen Worten: Für fast alle emittierten Wertpapiere bestand rechtlich die Chance, sie elektronisch zu begeben. Da sich im Entwurf des Zukunftsfinanzierungsgesetzes abzeichnet, dass nun auch eine gesetzliche Basis für die elektronische Emission von Aktien geschaffen werden soll, dürfte der Grad der Abdeckung demnächst auf 100% steigen.

WM Datenservice hat in der Rolle als nationale Vergabestelle der Wertpapierkennnummern einen vollständigen Überblick über das Emissionsgeschehen in Deutschland. Im zurückliegenden Jahr zählte das Unternehmen hierzulande 7,238 Millionen Neuemissionen von Wertpapieren. Der mit weitem Abstand größte Anteil, nämlich fast 6,5 Millionen, entfiel auf die Wertpapier-Kategorie Optionsscheine. Ebenfalls nennenswert war die Assetklasse Zertifikate mit mehr als 500.000. WM Datenservice gehört zur WM Gruppe, die auch die Börsen-Zeitung herausgibt.

Gründe dafür, warum sich die Emittenten mit Blick auf Kryptowertpapiere noch sehr zurückhalten und in einer aktuellen BaFin-Liste lediglich 34 elektronische Wertpapiere verzeichnet sind, gibt es viele. Jürgen Weidmann, Senior Business Development Manager beim WM Datenservice, und Duc Au, Manager Holdings des P. Keppler Verlags, verweisen zum einen auf organisatorische Herausforderungen. So müssen Emittenten von Kryptowertpapieren beispielsweise die Anlegerinformationen (Key Information Document) und Prospekte entsprechend anpassen, was Zeit beanspruche. Zum anderen werde die Zahl der Emissionen von Kryptowertpapieren aktuell gebremst, weil eine regulierte und risikofreie Zahlungsmöglichkeit auf der Blockchain noch nicht gegeben ist. Als Lösungen bieten sich hier digitale Zentralbankwährungen oder regulierte Stable Coins an.

Handel in der Sandbox

Beide Hindernisse – die organisatorischen Hemmnisse ebenso wie das Fehlen von „Cash on Ledger“ – dürften aber schon bald an Bedeutung verlieren, was dann die Zahl der Emissionen von Kryptowertpapieren beschleunigen sollte. Das gelte umso mehr, als dass das DLT Pilot Regime schon jetzt erlaube, den regulierten Handel von DLT (Distributed-Ledger-Technologie) basierten Wertpapieren innerhalb bestimmter Betragsgrenzen im Sinne eines „Sandboxing“ auszuprobieren.

Regulierung von Stable Coins

Zudem mache die Regulierung von Stable Coins über die EU-Kryptowert-Verordnung MiCa Fortschritte – ebenso wie die Entwicklung digitalen Zentralbankgelds. Damit könnten die Lücken geschlossen werden, die derzeit noch den Handel von Kryptowertpapieren beeinträchtigen. Künftig dürften dann die Vorteile – vor allem die kostengünstigere Begebung und die Eliminierung von Gegenparteirisiken – stärker ins Zentrum rücken und mehr Emittenten überzeugen, Optionsscheine, Zertifikate oder mittelfristig auch Aktien als Kryptowertpapiere zu begeben, sind Weidmann und Au überzeugt.

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