Wells Fargo steckt in der Defensive fest
sp New York – Die US-Retailbank Wells Fargo, gemessen an ihrem Börsenwert das drittgrößte Institut des Landes, kommt nach dem im September öffentlich bekannt gewordenen Skandal um die Eröffnung von mehr als 2 Millionen Phantomkonten nicht aus der Defensive. In einer der vielen landesweit eingebrachten Klagen von ehemaligen Mitarbeitern, Kunden und Aufsichtsbehörden wird der ehemalige Leiter der Bank für die Region Los Angeles, Lefky Mansi, beschuldigt, Mitarbeiter aufgefordert zu haben, “zu tun, was immer erforderlich ist”, um die Vertriebsziele zu erreichen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Verweis auf Gerichtsunterlagen berichtet.Mansi ist einer der hochrangigsten Ex-Manager der Bank, der bislang direkt mit den dubiosen Vertriebspraktiken in Verbindung gebracht wird. Die Bank, die sich mit den Aufsichtsbehörden auf eine Zahlung von 185 Mill. Dollar geeinigt hatte, hat mehrere Tausend Mitarbeiter im Zuge des Skandals entlassen. CEO John Stumpf ist ebenfalls zurückgetreten. Weil Wells Fargo versucht, möglichst viele Klagen in außergerichtlichen Verfahren mit einem Vergleich abzuschließen, hat Bill Dodd im Senat von Kalifornien ein Gesetzesvorhaben eingebracht, mit dem Vergleichsklauseln in Verträgen, die durch Betrug entstanden sind, nichtig gemacht werden sollen.Das Office of the Comptroller of the Currency (OCC) erwägt derweil, Wells Fargo in der nationalen Bewertung ihres Geschäftsverhaltens herunterzustufen. Die Aufsichtsbehörde könnte die Geschäftspraktiken des Instituts laut Reuters noch im Januar als “verbesserungswürdig” einstufen und in der Folge mehr Mitspracherecht bei operativen Entscheidungen der Bank erhalten.