Liquiditätsregeln

„Wenn wir zu viel Liquidität verlangen, können Banken ihren Job nicht machen“

Zwar basieren Liquiditätskennziffern von Banken nicht unbedingt auf realistischen Annahmen, warnt Allianz Global Investors. Strengere Regeln sieht Analyst Simon Outin gleichwohl skeptisch.

„Wenn wir zu viel Liquidität verlangen, können Banken ihren Job nicht machen“

Allianz-Fondstochter warnt vor zu strengen Liquiditätsregeln

Analyst: Banken brauchen Freiraum, um ihren Job zu machen Ende der EZB-Hilfen setzt Italiens Geldhäuser unter Zugzwang

jsc Frankfurt

Die Fondstochter der Allianz warnt in einer Analyse vor zu strengen Liquiditätsvorgaben für Banken. Zwar habe die Krise der Credit Suisse gezeigt, dass die Liquiditätsdeckungsquote (Liquidity Coverage Ratio, LCR) nicht unbedingt von realistischen Annahmen ausgehe, sagte Simon Outin, Direktor für Financial Credit Research von Allianz Global Investors, am Dienstag in einer Videokonferenz. Zugleich seien die Liquiditätspolster der Banken auf einem historisch hohen Niveau. Zu strenge Regeln hinderten die Branche an ihrer Kernaufgabe, nämlich der Ausreichung von Krediten. „Wenn wir zu viel Liquidität verlangen, können Banken ihren Job nicht machen.“

Die Kennziffer LCR gibt an, wie hoch die liquiden Mittel einer Bank im Verhältnis zu einem hypothetischen Abfluss binnen 30 Tagen sind. Während für bestimmte Kunden höhere Abflussraten unterstellt werden – etwa 40% für andere Kreditinstitute oder 10% für Unternehmen – schreiben die Rechenregeln
in der Kategorie „Mengengeschäft“ lediglich einen Abfluss von 5% vor. Seit der jüngsten Bankenkrise in den USA und dem Beinahe-Kollaps der Credit Suisse steht eine Verschärfung der Regeln im Raum. So hatte jüngst BaFin-Präsident Mark Branson angeregt, die LCR zu überprüfen. Allianz-Global-Investors-Analyst Outin erwartet allerdings nicht, dass der internationale Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht das Thema alsbald anpackt. Besser sei es, die „Sichtbarkeit externer Backstops“ zu stärken, sagt er offenbar mit Blick auf die Einlagensicherung.

Italiens Banken unter Zugzwang

Das absehbare Ende der speziellen EZB-Hilfen verschärft das Problem vor allem in Italien: Um von der Notenbank gezielte längerfristige Refinanzierungs­geschäfte (Targeted Longer-Term Refinancing Operations, TLTRO) zu erhalten, haben Banken als Sicherheiten überwiegend weniger liquide Anlagen wie regionale Staatsanleihen, forderungsbesicherte Wertpapiere (ABS) oder Kreditforderungen hinterlegt, wie die Analyse festhält. Wenn die TLTRO-Hilfen auslaufen und Banken die Papiere zurückerhalten, sinkt rechnerisch ihre LCR.

Gerade Italiens Geldhäuser haben die üppigen EZB-Hilfen in den vergangenen Jahren rege genutzt. Das hat Folgen: Während die Banken in den allermeisten Ländern für ein Ende des TLTRO-Programms gerüstet sind, geraten Italiens Institute demnach bis Ende 2024 unter die vorgeschriebene Marke von 100%, sofern sie nicht gegensteuern. „Sie müssen etwas tun“, sagte Analyst Outin. Zugleich beschwichtigte er: Eine Liquiditätsklemme in Italien sehe er absolut nicht.

Wertberichtigt Seite 2
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