Angeschlagener Bezahldienstleister

Wertminderungen reißen Worldline tief in die roten Zahlen

Worldline versucht, nach dem Payone-Skandal und einem Milliardenverlust das Vertrauen der Investoren mit Umbauten zurückzugewinnen.

Wertminderungen reißen Worldline tief in die roten Zahlen

Wertminderungen belasten Worldline-Aktie

Bezahldienstleister versucht Investoren mit Umbau zu beruhigen

wü Paris

Nach dem Payone-Skandal und einem neuen Milliarden-Verlust versucht Worldline das Vertrauen der Anleger mit einer Reihe von Maßnahmen zurückzugewinnen. Dazu gehören der Umbau des Managements und die Rückbesinnung auf das Kerngeschäft. An der Börse von Paris geriet die Aktie des Bezahldienstleisters Mittwoch nach hohen Wertminderungen dennoch erneut unter Druck. Ihr Kurs war bereits Ende Juni fast 40% eingebrochen, nachdem mehrere europäische Medien wie „Spiegel“, „Mediapart“ und „Le Soir“ im Rahmen des internationalen Rechercheprojekts „Dirty Payments“ über dubiose Geschäfte von Payone und seinem Mehrheitsaktionär Worldline berichtet hatten.

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Brüssel Ermittlungen wegen Geldwäsche eingeleitet, in die Worldline verwickelt sein könnte. Der Bezahldienstleister, an dem Börsenbetreiber Six mit 10,5% und Crédit Agricole mit 7% beteiligt sind, hat deshalb mit einem internen Hausputz begonnen und dafür Accuracy sowie Oliver Wyman als externe Berater zu Hilfe geholt. Accuracy soll die Risiko-Kundschaft überprüfen, damit sich Worldline notfalls von ihr trennen kann, Oliver Wyman die internen Kontrollen. Die ersten Ergebnisse der noch andauernden Audits seien beruhigend, erklärte Worldline jetzt. Offenbar seien keine weiteren größeren Vertragsauflösungen zusätzlich zu den bereits 2023 erfolgten notwendig.

Ende der Durststrecke nicht in Sicht

Der Payone-Skandal und der Verlust in Milliardenhöhe sind die jüngsten Episoden einer Pannenserie, mit der die 2019 abgespaltene ehemalige Atos-Tochter für Negativschlagzeilen sorgt. Gewinnwarnungen, rote Zahlen, zwei Chefwechsel innerhalb kurzer Zeit und der Abstieg aus dem französischen Leitindex CAC 40 haben die Aktie in den letzten Jahren auf Talfahrt geschickt. Ein Ende der Durststrecke ist noch nicht in Sicht.

Nachdem der Umsatz im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,4% gesunken ist, erwartet Worldline nun einen organischen Umsatzrückgang im niedrigen einstelligen Bereich im Gesamtjahr. Man sei sich bewusst, dass es einige Quartale Arbeit dauern werde, bis wieder ein marktgerechtes Wachstum erreicht werde, erklärte Worldline-Chef Antoine Vacheron während einer Telefonkonferenz. Wegen Wertminderungen für Händler-Dienstleistungen in Höhe von 4,1 Mrd. Euro fiel jetzt im ersten Halbjahr ein Nettoverlust von 4,2 Mrd. Euro an. Im Vorjahreszeitraum hatte der Verlust 29 Mill. Euro betragen.

Rückbesinnung auf das Kerngeschäft

Worldline will sich jetzt auf die Bezahldienstleistungen konzentrieren und sich deshalb von seinem Geschäftsbereich Mobility & E-Transactional Services trennen. Das Unternehmen hat exklusive Verkaufsverhandlungen mit Magellan Partners aufgenommen. Die Technologieberatungsfirma könnte die Sparte und einen Teil der Finanzdienstleistungen Worldlines mit einem Umsatz von 450 Mill. Euro im ersten Halbjahr 2026 übernehmen.

Der Bezahldienstleister baut auch sein Management um. Madalena Cascais Tomé soll künftig die Finanzdienstleistungen leiten und Srikanth Seshadri Finanzchef werden. Er löst Gregory Lambertie im September ab.