NOTIERT IN FRANKFURT

Wie kommen die da wieder raus?

Wir wollen eigentlich über den Bankenplatz schreiben, dazu gleich. Es gibt aber noch ein anderes schönes Thema, so schön, dass wir damit anfangen müssen: die A1-Bescheinigung. Hey, EU! Das ist mal wirklich eine gute Idee: Parlament, Rat und...

Wie kommen die da wieder raus?

Wir wollen eigentlich über den Bankenplatz schreiben, dazu gleich. Es gibt aber noch ein anderes schönes Thema, so schön, dass wir damit anfangen müssen: die A1-Bescheinigung. Hey, EU! Das ist mal wirklich eine gute Idee: Parlament, Rat und Kommission haben sich auf die Abschaffung des Entsendeformulars A1 für Dienstreisen ins EU-Ausland, ein Bürokratiemonster par excellence, verständigt. Den Scoop hatte am Mittwoch das Feuilleton der “FAZ”; die Kulturschaffenden sind wohl auch viel unterwegs. Nur unser Kollege ist etwas traurig, dem es gerade nach 28 Telefonaten gelungen war, für seinen Kurztrip nach Luxemburg den Sozialversicherungsnachweis zu ergattern, dessen Fehlen bisher bis zu 10 000 Euro Strafe kosten kann. Noch steht der formale Beschluss zur Abschaffung des Formulars ja aus. Wenn er bald gefasst sein wird, werden sich vermutlich 99,9 % aller noch mehr als 500 Millionen EU-Bürger nicht der Tatsache bewusst sein, dass es jemals eine A1-Bescheinigung gab und was ihnen durch diese Bildungslücke entgangen ist.Damit ist ein Anfang gemacht. Wenn sich die EU-Instanzen jetzt noch aufraffen, die Datenschutzgrundverordnung auf das Allernotwendigste zu entschlacken und die Finanzmarktrichtlinie Mifid II zu entsorgen, dann werden wir Europa wieder mit ganz anderen Augen sehen. Denn, wie sagte der Chef der Frankfurter Sparkasse, Robert Restani, am Dienstag zum Thema Mifid so treffend: “Telefonaufzeichnungen und kiloweise Papier haben noch keinen Kunden für Wertpapiere begeistert.”Und damit sind wir schon beim Finanzplatz. Am Freitag trafen wir auf der Bad Homburger Louisenstraße zufällig unseren langjährigen Mentor und ehemaligen Chefredakteur Hans K. Herdt, einen der Kundigsten aller kundigen Thebaner, wenn von deutschen Banken und Unternehmen die Rede ist. “Wie kommen die da wieder raus?”, war seine erste Frage, die den Stand der Fusionsgespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank treffsicher wie eh und je auf den Punkt bringt. Ob Christian Sewing und Martin Zielke sich die Frage auch schon gestellt haben? Man kann sich ja ausmalen, was es in mancher Hinsicht bedeuten würde, wenn die Fusion – obwohl die Matadore unter kolossalem öffentlichen Gegenwind erkennbar den politischen Rückhalt verlieren – zustande käme. Zum Beispiel könnten die übrig bleibenden Beschäftigten der Gelben fast mit einer Einkommensverdoppelung rechnen, wie dieser Tage die Geschäftsberichte offenbarten. Man wird die Vergütungen ja kaum nach unten nivellieren wollen. Aber das nur am Rande. Doch was heißt es für die Banken und die handelnden Personen, wenn der Zusammenschluss abgeblasen wird? Die Protagonisten sitzen in der Falle. Scheitern sie, wird es auch für sie persönlich eng. Als im April 2000 die Fusionspläne von Deutscher Bank und Dresdner Bank platzten, übernahm immerhin einer der beiden Vorsitzenden, Dresdner-Chef Bernhard Walter, die politische Verantwortung und trat zurück. Deutsche-Bank-Vorstandssprecher Rolf Breuer überlebte den Flop im Amt und wurde später Aufsichtsratsvorsitzender.