"Wir haben also Raum zu wachsen"
– Herr Lewis, liest man die Zeitungen in den vergangenen Wochen, könnte man sich wundern, dass Sie Zeit finden, Interviews zu geben, anstatt an Szenario-Rechnungen zu sitzen, um die Fusion mit der Commerzbank vorzubereiten.Ich finde, unser Vorstandschef Christian Sewing hat sich bereits ausreichend deutlich zu den Spekulationen um eine Fusion geäußert.- Die Deutsche Bank müsse zunächst ihre Profitabilität verbessern, bevor sie sich mit anderen Themen befasse, hat er gesagt.So ist es. Wir arbeiten daran, auf eigenständiger Basis zu liefern.- In jüngster Zeit war ohnehin jede Menge über die Bank zu lesen: dass sie eine Holding-Struktur erwäge, dass sie infolge des Brexit eine Tochter in London gründen müsse, dass sie wegen ihrer Derivatepositionen eine Kapitalerhöhung benötige und so weiter und so fort. Woher rührt diese Häufung solcher Berichte?Das Interesse an uns ist sehr groß, da wird viel spekuliert. Grundsätzlich möchte ich aber betonen, dass unsere Bank in den vergangenen sechs Jahren deutlich sicherer und widerstandsfähiger geworden ist. Unsere Risikosysteme haben wir verbessert, und wir investieren große Summen, um unsere Kredit-, Markt- und operativen Risiken weiterhin angemessen zu steuern und unser Risikomanagement zukunftsfähig zu gestalten.- Was beschäftigt Sie dann momentan? Was steht mit Blick auf die Risiken, denen sich die Bank gegenüber sieht, derzeit ganz oben auf der Agenda?Als Risikomanager der Deutschen Bank müssen Sie sich unter anderem damit auseinandersetzen, wie sich makroökonomische Risiken auf das Institut auswirken können. Beispielsweise beschäftigen wir uns derzeit mit der Frage, welche Auswirkungen ein anhaltender Handelsstreit haben könnte. Dazu lassen wir zurzeit intern verschiedene Stressszenarien laufen.- Mit welchen Ergebnissen?Nach unserer Einschätzung würde sich ein Handelskonflikt sehr unterschiedlich auf die einzelnen Bereiche unserer Bank auswirken. Das haben wir im Blick und überwachen die Risiken auf täglicher Basis. In diesem Zusammenhang ist natürlich auch unsere starke Kapitalposition sehr hilfreich.- Welche Bereiche würden denn besonders betroffen sein?Es mag auf der Hand liegen: Ein Handelskonflikt würde sich vor allem auf diejenigen Länder und Branchen auswirken, die stark globalisiert und international vernetzt sind.- Kommt denn in einer Zeit, in der Sie einen Handelskrieg befürchten, auch dem Gegenparteirisiko eine höhere Bedeutung zu?Wir analysieren, welche Branchen von einem anhaltenden Handelsstreit beeinträchtigt sein würden und welche Gegenparteien oder Kunden betroffen wären. Ja, wenn Sie einen großen Schock haben, könnte es sein, dass dies einige Kunden vor Herausforderungen stellen würde.- Was folgt daraus?Als Risikomanager konzentriert man sich natürlich in erster Linie darauf, die eigenen Risiken zu steuern, sowohl in der Bilanz als auch außerbilanziell – beispielsweise mit Blick auf Derivate-Gegenparteien. Was die Deutsche Bank angeht, so sind wir gut besichert. Die großen Finanzinstitute, die Hedgefonds und auch die anderen Marktteilnehmer stellen uns in der Regel Sicherheiten. Das würde uns im Fall der Fälle helfen, selbst bei einem Ausfall Verluste zu vermeiden oder deutlich zu mindern.- Was treibt Sie noch um?Ein weiteres Feld, das wir bearbeiten, sind die potenziellen Folgen des Brexit.- Wo liegt denn da das größte Problem?Der Brexit stellt für mich als Risikomanager vor allem deswegen ein wichtiges Feld dar, weil ihn so viele Unsicherheiten umgeben. Für uns ist es deshalb nicht trivial, hier zeitig und präzise vorzugehen. Grundsätzlich ist die Deutsche Bank gut aufgestellt, die Auswirkungen eines Ausscheidens Großbritanniens aus der EU abzufedern. Unabhängig von den endgültigen Ergebnissen der Brexit-Verhandlungen werden wir sicherstellen, dass wir dort präsent sind, wo unsere Kunden arbeiten. Wir haben bereits vor einiger Zeit entschieden, dass Frankfurt zum primären Buchungsstandort für die Geschäfte unserer Unternehmens- und Investmentbank wird. Die Umsetzung dieses Plans läuft bereits.- So verlagert die Bank Neugeschäft in der Abrechnung von in Euro denominierten Derivaten von London nach Frankfurt. Welche Rolle spielt dabei das Problem der Vertragskontinuität? Nicht nur mancher Aufseher auf dem Kontinent sorgt sich darum, dass nach britischem Recht geschlossene Verträge nach dem Brexit nicht mehr durchsetzbar sein könnten oder angefochten werden dürften.Das Thema Derivatekontrakte stellt unsere ganze Branche vor Herausforderungen. Wir sind dazu in Gesprächen mit unseren Kunden. Hier stellen sich vor allem zwei Fragen: Wenn die EU und Großbritannien keine Brexit-Einigung erzielen, gibt es für die Banken lizenzrechtliche Herausforderungen, wie sie bestimmte bestehende Finanzverträge mit EU-Kunden aus Großbritannien verarbeiten. Wir gehen davon aus, dass für diese Art von vertraglichen Vereinbarungen das englische Recht das Mittel der Wahl bleiben wird. Dabei ist hier vieles noch nicht geklärt und somit nicht planungssicher. Letztendlich erwarte ich jedoch, dass diese Fragen mit dem angemessenen Pragmatismus gelöst werden. Deshalb bin ich nicht allzu pessimistisch, weder in Bezug auf bestehende vertragliche Vereinbarungen, noch auf neue. Letzten Endes rechne ich damit, dass in dieser Frage eine angemessene Portion Pragmatismus einkehren wird. Von daher bin ich nicht allzu pessimistisch, weder was alte noch was neue Verträge angeht.- Das heißt, die Gefahr eines Handelskrieges steht bei Ihnen höher auf der Agenda als der Brexit?Ja, weil ein anhaltender oder gar verschärfter Handelsstreit auch aus Sicht unserer Volkswirte langfristig größere Auswirkungen nach sich ziehen würde als der Brexit.- Wie sieht eigentlich die Absicherung gegen einen Handelskrieg aus, wenn die Ergebnisse der Stresstests, die Sie derzeit intern laufen lassen, nicht beruhigend ausfallen?Man versucht natürlich, dort, wo man besonders hohe Risiken sieht, die Positionen direkt zu verkaufen oder sie zum Beispiel durch den Einsatz von Derivaten abzusichern.- Kopfschmerzen könnte Regulierern, Banken und Aufsehern in der nächsten Zeit ja auch noch die Reform der Zins-Benchmark-Sätze bereiten. Noch ist aber völlig offen, wie etwa ein neuer Euribor aussehen soll. Was heißt das für die Deutsche Bank?Den Finanzprodukten, die auf Benchmark-Zinssätze wie Libor oder Euribor Bezug nehmen, liegen umfangreiche Dokumentationen zugrunde. Wenn es neue Benchmarks gibt, müssen wir prüfen, ob diese Dokumentationen noch gültig sind oder wie sie angepasst werden können.- Wenn Sie den drohenden Handelskrieg, den Brexit und die Zins-Benchmark-Reform zusammennehmen – würden Sie sagen, dass Ihre Arbeit in den vergangenen zwei Jahren schwieriger geworden ist?In den vergangenen Jahren haben wir viele regulatorische Neuerungen erlebt. Das bindet natürlich Kräfte. Zugleich arbeiten wir daran, uns für künftige Regulierungen zu wappnen, zum Beispiel für das finale Basel-III-Regelwerk, das ab 2022 über einen Zeitraum von fünf Jahren eingeführt werden soll.- Dennoch gibt es ja immer wieder auch Vorfälle, die von spezifischen Risiken zeugen. Vor einigen Monaten etwa hat die Deutsche Bank mit einer fehllaufenden Überweisung von 28 Mrd. Euro auf ein Konto bei der Eurex von sich reden gemacht. Wie modellieren Sie solche Risiken?Lassen Sie mich das zunächst einordnen: Die Bank hat den Fehler innerhalb weniger Minuten selbst entdeckt und korrigiert. Das Geld hat unser Haus nie verlassen, niemandem ist ein finanzieller Schaden entstanden. Wir haben die Ursachen sofort gewissenhaft untersucht und geeignete Maßnahmen ergriffen, damit sich ein solcher Fehler nicht wiederholt. Grundsätzlich unterscheiden wir allein im Bereich der nicht finanziellen Risiken rund 20 Top-Risiken. Großzahlungen sind eines davon. Im Falle größerer Zahlungen verfolgen wir deshalb grundsätzlich ein Vieraugenprinzip. Zudem haben wir darüber hinaus weitere automatisierte Kontrollen eingeführt.- Ein operationelles Risiko ist Geldwäsche. Vor wenigen Tagen hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht in der Deutschen Bank einen Sonderbeauftragten eingesetzt wegen Defiziten in der Bekämpfung dieses Delikts. Geht dies auf eine Vernachlässigung dieses Risikos zurück, weil etwa längst bestehende Vorgaben unzureichend umgesetzt wurden?Wir haben den Anspruch, dass die Know-your-Client-Prozesse zur Identifizierung unserer Kunden den regulatorischen Anforderungen in jeder Hinsicht gerecht werden. Die Bank arbeitet gemeinsam mit der Finanzaufsicht und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG als Sonderbeauftragtem daran, die regulatorischen Anforderungen schnellstmöglich und im vorgegebenen Zeitrahmen zu erfüllen. Das ist eine Herausforderung für die gesamte Branche, die mit hohen Investitionen einhergeht. Jeder muss permanent prüfen, wie er seine Vorkehrungen verbessern und auch effizienter gestalten kann, zum Beispiel durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Wir sind sicher, dass uns dies gelingt.- Ein weiteres Risiko, über das jedermann redet, das aber schwer zu modellieren ist, sind Cyberrisiken.In der Tat werden Cyberrisiken heute in unserem Modell zur Berechnung des operationellen Risikos ausführlich berücksichtigt – sowohl deren Wahrscheinlichkeit als auch Schweregrad. Hierfür wird ein Kapitalbedarf kalkuliert, der auf Modellrechnungen über Verlusthäufigkeiten und -höhen beruht. Die Deutsche Bank hat die Governance in diesem Bereich in den letzten Jahren wesentlich verbessert und eigens eine Kontrollinstanz als Teil der Aufsicht über die sogenannten nichtfinanziellen Risiken geschaffen. Ihr Mandat beinhaltet Kontrollen zu Transaktions- und Prozessaktivitäten sowie für Infrastrukturrisiken, um System- oder Prozessausfälle zu vermeiden und die Vertraulichkeit, Integrität sowie die Verfügbarkeit von Daten und Informationen sowie von Archivierungsrisiken sicherzustellen. Damit stellen wir als Risikomanager auch sicher, dass die Geschäftsbereiche robuste Pläne vorhalten, um kritische Geschäftsprozesse und -funktionen im Fall einer Störung aus technischen oder baulich bedingten Ereignissen sowie Naturkatastrophen oder Cyberangriffen wiederherzustellen.- Die auf operative Risiken entfallenden Risikoaktiva der Bank haben zuletzt zugenommen.Sie haben in der Tat zugenommen, von 52 Mrd. im Jahre 2012 auf 92 Mrd. Euro im vergangenen Jahr. Sie sind stetig gestiegen, haben sich zuletzt aber stabilisiert.- Cyberrisiken beschäftigen Sie nicht so stark wie die Gefahr eines Handelskrieges?Wann immer ich es mit einem Risiko zu tun habe, denke ich daran, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es eintritt, und wie groß die Auswirkungen wären, wenn es einträte. Ich würde sagen, ein Handelskrieg ist wohl wahrscheinlicher als eine erfolgreiche Cyberattacke. Die Auswirkungen eines Handelskonflikts wären wohl tragbar, während diejenigen einer Cyberattacke weitaus schwerer abzuschätzen sind, aber womöglich tiefgreifender wären. Es gibt stets eine Abwägung zwischen dem, was offensichtlicher ist und uns schaden könnte, und dem, was weniger wahrscheinlich ist, aber tiefgreifende Auswirkungen nach sich ziehen könnte. Damit aber nicht genug: Bei der Betrachtung von Risiken gibt es noch einen anderen Aspekt, der zu beachten ist.- Welchen?Es gibt Risiken, die stellen Erträge in Frage. Es gibt aber auch Risiken, die zugleich Ertragschancen für uns mit sich bringen, zum Beispiel in Form einer höheren Volatilität an den Märkten, welche wiederum unser Handelsgeschäft beflügeln kann.- Manchmal allerdings läuft es im Investment Banking weniger glatt. So erfuhren die Anleger, als die Deutsche Bank im vergangenen Jahr ihr Kapital erhöhte, von einem rund 60 Mrd. Euro schweren Portfolio aus problematischen Altlasten. Gibt es ein Update, wie sich dieses Portfolio seither entwickelt hat?Von “problematisch” kann keine Rede sein. Es handelte sich im Frühjahr 2017 um ein Portfolio nichtstrategischer Positionen in Höhe von 20 Mrd. Euro risikogewichteter Aktiva, ohne operationelles Risiko, die wir schrittweise veräußern möchten.- Na ja, es ist insofern problematisch, weil es Kapital bindet und die Eigenkapitalrendite empfindlich drückt, weil die Bank damit kein Geld verdient.Deshalb handelt es sich aber nicht notwendigerweise von vorneherein um schlechte Assets. Wir sind dabei, das Portfolio zu reduzieren. Zum Ende des ersten Halbjahres 2018 belief sich es sich noch auf 8 Mrd Euro risikogewichteter Aktiva.- Neben diesem Portfolio weist die Deutsche Bank in ihrer Bilanz per Ende 2017 rund 22 Mrd. Euro an sogenannten Level-3-Assets auf, das sind Aktiva, deren Wertansatz mangels Marktwerten auch mit vergleichbaren Aktiva nur geschätzt werden kann. Viele Investoren halten dieses Volumen für deutlich zu hoch. Planen Sie, es zurückzufahren?Vor zehn Jahren lag der Umfang der Level-3-Assets mit 88 Mrd. Euro viermal so hoch. Das entsprach zu der Zeit dem Drei- bis Vierfachen des Eigenkapitals. Nun ist es ein Drittel. Andere Banken liegen zwischen 15 % und 35 %. Ich würde nicht sagen, dass der Anteil in unserem Fall zu hoch liegt. Wir fühlen uns auch mit dem Niveau wohl. Diese wird von uns und auch vom Wirtschaftsprüfer regelmäßig überprüft. Diese Assets sind ja nicht deshalb Level-3-Assets, weil sie so hohe Risiken bergen. Allein die direkte Beobachtbarkeit der Marktpreisbildung ist in ihrem Fall nicht gegeben. Ich sehe diese Assets deshalb nicht als mit höheren Risiken behaftet an.- BlackRock-Chef Laurence Fink sagte einst sinngemäß, wenn es keinen Marktpreis für ein Asset gibt, dann ist dessen Wert vermutlich null. Sagt er das nur, weil er diese Assets geschenkt haben will?Wir haben eine Reihe interner und externer Indikatoren, die uns zeigen, dass die Assets angemessen bewertet sind. Wir handeln diese Assets ja auch und drehen das Portfolio durchschnittlich im Abstand von drei Jahren. Zum Vergleich: Konzernweit liegt die durchschnittliche Verweildauer der Assets bei dreieinhalb Jahren. Die Herausforderung bei der Bilanzierung dieser Assets ist halt, einen Marktwert zum Bilanzstichtag zu ermitteln.- Sie planen nicht, das Niveau zu senken?Wie sich das Volumen entwickelt, hängt ja nicht zuletzt von unseren Kunden ab.- Gibt es einen Ausblick von Ihnen, wie sich die Risikoaktiva im weiteren Jahresverlauf sowie im kommenden Jahr entwickeln sollen?Nein, aber bekanntermaßen haben wir das Ziel, die harte Kernkapitalquote, also die Relation von hartem Kernkapital zu risikogewichteten Aktiva, bei über 13 % zu halten. Ende des zweiten Quartals lag die Kernkapitalquote bei 13,7 %. Wir haben also Raum zu wachsen.- Grund zur Sorge gibt Beobachtern auch der börsliche und außerbörsliche Derivatebestand der Deutschen Bank, dessen Nominalvolumen sich Ende 2017 auf sage und schreibe über 48 Bill. Euro summierte. Das ist knapp das 15-Fache des deutschen Bruttoinlandsprodukts und rund 5 Bill. Euro mehr als per Ende 2016.Statt Nominalbeträge von Derivaten zu betrachten und Forderungen und Verbindlichkeiten zu addieren, sollte man gegeneinander laufende Derivateforderungen und -verbindlichkeiten miteinander saldieren und sich dann den Marktwert anschauen. Dann sprechen wir über eine sehr viel kleinere Zahl. Für unsere US-Wettbewerber ist dies nach den dortigen Bilanzierungsregeln übrigens möglich, für uns als nach IFRS bilanzierendes Institut im Moment jedoch nicht. Deshalb ist wichtig zu verstehen, dass netto unsere Derivate-Position in der Tat bei 72 Mrd. Euro liegt und nicht in die Billionen geht. Dem stehen noch Bar-Sicherheiten in Höhe von 40 Mrd. Euro gegenüber, die wir halten. Dann gibt es weitere Finanzinstrumente als Sicherheiten, etwa Bundesanleihen oder US-Staatsanleihen. Letzten Endes verbleibt damit ein Nettowert, der Mitte dieses Jahres bei 23 Mrd. Euro lag. Und wenn Sie sich diesen Betrag im Zusammenhang mit unserer Bilanz anschauen, ist das im Vergleich zu unseren Wettbewerbern keineswegs überdimensioniert, zumal sich dieses Volumen auf verschiedene Kunden verteilt, was für eine gewisse Vielfalt und auch Risikostreuung sorgt. Zu guter Letzt setzen wir vermehrt Kompressions-Transaktionen ein. Dabei werden mehrere individuelle Transaktionen ersetzt durch ein einziges Geschäft, das den gleichen ökonomischen Effekt hat. Im Laufe der Zeit wird dies das Nominalvolumen des Derivatebestands reduzieren. Ich fühle mich damit deshalb überhaupt nicht unwohl.- Wie Deutsche-Bank-Finanzchef James von Moltke vor wenigen Tagen erklärt hat, unterscheidet die Deutsche Bank inzwischen insgesamt mehr als 140 Risikoarten. Welche Art von Risiken sind denn da dabei?Hohe Zahlungen als ein Risiko haben wir bereits erwähnt. Der Ausfall einer Gegenpartei ist ein weiteres Beispiel, Pensionsrisiken ein drittes. So beschäftigen wir uns nicht nur mit Pensions-, sondern auch mit Sterberisiken und vielen anderen Arten von Risiken mehr – zum Beispiel tragen wir physische Sicherheitsrisiken in den Gebäuden unserer Bank. Wir haben ein Risk Appetite Framework erstellt, das unter den 140 Risiken die Schlüsselrisiken für jede einzelne Sparte identifiziert. Das ist wirklich sehr granular. Und viele unserer Mitarbeiter haben inzwischen vollkommen verinnerlicht, dass wir uns die Risiken je nach der jeweiligen Geschäftseinheit anschauen, dabei aber die gesamte Palette an Risiken, denen wir uns gegenübersehen, im Blick behalten, zum Beispiel auch, dass ein Risiko in einer Geschäftseinheit auch eine andere Einheit belasten könnte. Das zeigt mir, wie sehr sich die Risikokultur in unserer Bank gewandelt hat. Es gibt heutzutage eine viel größere Wertschätzung des Risikomanagements und einen anderen Blick auf die Risiken als dies vor der Finanzkrise der Fall war.—-Das Interview führte Bernd Neubacher