"Wir leben in einer Modellwelt"

KfW zeigt sich trotz möglicher Umwälzung durch "Basel IV" optimistisch, die Kapitalregeln einzuhalten

"Wir leben in einer Modellwelt"

Die KfW gibt Entwarnung für ihre Kapitalquote: Die neuen Baseler Regeln sind für die Förderbank auch im ungünstigen Fall verkraftbar, wie Bankchef Günther Bräunig sagt. Möglich werde das durch eine Anpassung der internen Rechenmodelle der Bank. Pferdefuß: Die Aufsicht muss noch zustimmen.jsc Frankfurt – Die Förderbank KfW sieht sich trotz möglicherweise weitreichender Folgen des Baseler Regelwerks in der Lage, die Eigenkapitalvorgaben auch künftig zu stemmen. Durch eine Neuausrichtung der internen Modelle zur Berechnung des Kapitalbedarfs sei die von Bund und Ländern getragene Förderbank in der Lage, auch weitreichende neue Vorgaben zu schultern, erklärte Bankchef Günther Bräunig auf einer Veranstaltung des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). “Die Modellwelt, auch in der KfW, hat sich weiterentwickelt. Dort hat sich gezeigt, dass in unseren Risikomodellen noch sehr viel Luft gesteckt hat. Somit haben wir insgesamt erhebliche Entlastungen zu Tage gefördert.”Für die Kreditanstalt bringt die Ende 2017 finalisierte Nachschärfung der internationalen Basel-III-Kapitalvorgaben, landläufig oft als “Basel IV” bezeichnet, möglicherweise hohe Kapitalvorgaben im Kerngeschäft mit sich. Die Kreditanstalt reicht im Inlandsgeschäft Förderdarlehen über gewöhnliche Banken und Sparkassen aus, die ihrerseits das Kreditausfallrisiko schultern und der KfW darüber hinaus Zugriff auf die Sicherheiten eines Kredites gewähren – aus Sicht der Förderbank ein sehr solides Geschäft. Den Vorgaben von Basel zufolge müsste die KfW die Darlehen aber wie unbesicherte Ausreichungen an Banken behandeln und entsprechend mit Kapital unterlegen. Der Geschäftsbericht 2017 weist für die “durchgeleiteten” Kredite mit vollständiger Haftung der Partnerbank ein Volumen von 182 Mrd. Euro aus.Auf europäischer Ebene müssen die Regeln aber noch in die CRR-Verordnung überführt werden. Als Staatsbank könnte die KfW wie auch in früheren Verhandlungen mit ihren Interessen berücksichtigt werden. Bräunig wollte am Mittwochabend jedoch keine Prognose zu den politischen Verhandlungen abgeben. “Zur Frage, wie viel Bewegungsspielraum es in der Umsetzung gibt: Das kann ich, ehrlich gesagt, nicht beurteilen.” Wirksam werden die neuen Regeln ab 2022. Zur Jahresmitte wies die KfW eine harte Kernkapitalquote von 19,9 % aus. Externe Sicherheiten helfenIm Interview der Börsen-Zeitung im September hatte der Bankchef bereits gesagt, dass sich durch Umstellung des internen Modells “gewisse Entlastungseffekte an anderer Stelle” ergäben (vgl. BZ vom 18. September). Nun wurde Bräunig konkreter: Die KfW hat als umfassender Konzern verschiedene Möglichkeiten, “externe Sicherheiten” in ihrem Geschäft zu berücksichtigen. Als Beispiele nannte Bräunig Hermes-Garantien durch den Bund oder Flugzeughypotheken, offenbar mit Blick auf Geschäftsfelder der KfW-Tochter Ipex-Bank, die für die Export- und Projektfinanzierung verantwortlich ist. Hatte er noch vor einem halben Jahr “mit Bauchschmerzen” auf die Kapitaldecke geschaut, die nach Berechnungen der Bank ab 2022 “etwas knapp” geworden wäre, sei er nun entspannter. “Die Planung zeigt für 2022, dass wir die Kapitalquoten einhalten.”Bräunig schränkte jedoch ein, dass langfristige Prognosen nicht völlig sicher seien. Auch müsse die Aufsicht die Modelle noch genehmigen. Der KfW-Chef deutete er an, dass die Diskussion über eine Aufstockung des Kapitals noch nicht endgültig vorbei ist. “Wir führen natürlich auch mit dem Eigentümer einen regelmäßigen Dialog, welche Möglichkeiten es gibt, und da gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Diesen Dialog führen wir sehr konstruktiv.”Entlastung für die Mindestvorgaben der Kapitalquote erwartet der KfW-Chef aber bereits in naher Zukunft. Denn das seit 2016 unter Aufsicht der BaFin stehende Institut muss wegen Mängeln in den IT-Systemen und in der internen Revision einen zusätzlichen Aufschlag auf die Mindestkapitalquote von 2,75 Prozentpunkten einhalten. Inklusive weiterer Puffer und Aufschläge ergibt sich damit eine Mindestquote von 15,75 %, wie die Bank im April erklärt hatte. 2019 werde die BaFin die IT erneut überprüfen, ehe 2020 die interne Revision wieder in den Blick gerate. Die KfW gehe davon aus, dass die BaFin die Aufschläge dann zurücknehme, sagte er. “Einfach abarbeiten”Der seit Jahresbeginn amtierende Bankchef, der bereits 1989 in die KfW eingetreten war und sich im Auftrag der Förderbank unter anderem als Sanierer der leckgeschlagenen IKB bewährt hat, verteidigte die Praxis der internen Modelle: Wann immer eine Bank Risiken schätze, müsse sie von bestimmten Annahmen ausgehen. “Wir leben im Bankgeschäft in einer Modellwelt.”Strenge Vorgaben müsse die Bank, die im Zusammenhang mit der Aufsicht durch die BaFin nach seinen Worten 300 Mill. bis 400 Mill. Euro pro Jahr aufwendet, hinnehmen. “Es nützt nichts, wenn sie sich als einzelne Bank über Regulierung beschweren.” Die von der deutschen Aufsicht getroffene “Feststellung”, dass die Kreditanstalt die interne Revision aufstocken müsse, sei für die KfW gesetzt – das erkläre er auch den Mitarbeitern der Bank. “Redet nicht so lange über die Frage, ob die Feststellung jetzt richtig war oder nicht. Arbeitet sie einfach ab.”