IM GESPRÄCH: BERNHARD RAPP, CANADA LIFE DEUTSCHLAND

"Wir wollen angreifen"

Der angelsächsische Lebensversicherer plant auf deutschem Markt Offensive mit biometrischen Produkten

"Wir wollen angreifen"

Der Lebensversicherer Canada Life steigt im Mai in das Geschäft mit Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherungen ein. Ziel sei es, in Deutschland zu einem “großen Player im Risikobereich” zu werden. Bislang fristet die Gesellschaft in Deutschland jedoch ein Nischendasein.Von Antje Kullrich, DüsseldorfWährend die großen Lebensversicherer in Deutschland mit ihren Langfristgarantien im Niedrigzinsumfeld kämpfen, wittert ein Zwerg Morgenluft. Die Canada Life schaltet auf Offensive. Der Versicherer mit 380 000 Kunden und 550 Mill. Euro Beitragseinnahmen im vergangenen Jahr hat sich eine Neuausrichtung verordnet. Die Kanadier drängen in den Markt für biometrische Produkte. “Wir wollen angreifen”, sagt Bernhard Rapp, stellvertretender Deutschland-Chef von Canada Life, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Im Mai steigt das Unternehmen in das Geschäft mit Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherungen ein. “Wir wollen in Deutschland ein anerkannter großer Player im Risikobereich werden”, skizziert Rapp das Ziel.Bislang ist der Versicherer nur mit biometrischen Nischenprodukten unterwegs, die in Deutschland anders als im angelsächsischen Raum noch kaum Akzeptanz erfahren und nur von wenigen Versicherern vertrieben werden. Canada Life hat bisher Dread-Disease-Policen – Vorsorgedeckungen bei schweren Krankheiten wie Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall – und eine Grundfähigkeitsversicherung im Angebot.Rapp beobachtet unter den deutschen Lebensversicherern, denen die anhaltend niedrigen Zinsen angesichts der hohen Garantieversprechen aus der Vergangenheit immer mehr zu schaffen machen und die sich gleichzeitig mit hohen regulatorischen Anforderungen auseinandersetzen müssen, eine gewisse Lethargie. Er sieht Canada Life als Nischenplayer unbelastet und frisch: “Die Bewertungsreserven-Thematik betrifft unsere Kunden nicht. Ebenso wenig der Rechnungszins.” Mühsamer StartDas 1847 in Ontario gegründete Unternehmen ist der älteste Lebensversicherer in Kanada. In Deutschland ist Canada Life seit dem Jahr 2000 mit einer Niederlassung aktiv. Der Start auf der grünen Wiese sei mühsam, gibt Rapp zu. Canada Life ist ein reiner Maklerversicherer, im Maklermarkt beziffert das Unternehmen seinen Marktanteil bei fondsgebundenen Produkten auf 5 %. Eine Verdoppelung ist laut Rapp das Ziel.Auf biometrische Produkte stürzen sich derzeit viele Lebensversicherer in Deutschland. Canada Life jedoch wählt gerne auf den ersten Blick wenig aussichtsreiche Zeitpunkte für neue Launches. Mit sogenannten Variable-Annuities-Policen kam der Versicherer mitten auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2009 in Deutschland auf den Markt. Damals hatte die Axa gerade ihr drei Jahre zuvor groß eingeführtes Produkt “Twinstar” erst teilweise, später dann ganz vom Markt genommen.Der Erfolg ist denn auch bis heute bescheiden. Canada Life hat bislang knapp 5 000 Verträge verkauft, der durchschnittliche Betrag dieser aufgeschobenen fondsgebundenen Rentenversicherung gegen Einmalbeitrag liegt bei 54 000 Euro. Kooperation mit Swiss ReDie jetzt geplante Offensive bei den biometrischen Produkten kostet die Canada Life nach eigenen Angaben einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Sie hat bei der Produktentwicklung eng mit ihrem Hauptrückversicherer Swiss Re zusammengearbeitet, der auch in der IT-Technik und bei den Service-Prozessen unterstützt hat.Die angelsächsischen Versicherer, die nach der Deregulierung des deutschen Marktes Mitte der neunziger Jahren hierzulande Fuß zu fassen suchten, fristen immer noch ein Nischendasein. Als Niederlassungen schätzen sie den Vorteil, nicht unter die deutsche Versicherungsaufsicht zu fallen und Policen anbieten zu können, die freier in Produktgestaltung und Kapitalanlage sind als die der hierzulande mit eigenen Gesellschaften ansässigen Konkurrenz. Gleichzeitig ist ihr Geschäft dadurch limitiert. Die potenzielle Problematik offenbarte sich an dem Fall Equitable Life. Der britische Versicherer hatte in den neunziger Jahren mit hohen Renditeversprechen auch in Deutschland Kunden gewonnen, war dann in Schieflage geraten und hatte im Jahr 2000 das Neugeschäft einstellen müssen. Etliche Versicherungsnehmer erlitten drastische Einbußen ihrer Altersvorsorge.