Wirecard-Handel wird untersucht

Nach Kurssturz geht BaFin abermals dem Verdacht der Marktmanipulation nach - Aktie erholt sich

Wirecard-Handel wird untersucht

Der jüngste spektakuläre Kurseinbruch bei Wirecard hat die deutsche Finanzaufsicht auf den Plan gerufen. Die BaFin geht dem Verdacht nach, dass die Aktie des Zahlungsabwicklers erneut Ziel von Marktmanipulationen gewesen sein könnte. In einem früheren Fall deckten Strafermittler kriminelle Machenschaften auf.sck München – Nach neuen Betrugsvorwürfen und einem Kurssturz von Wirecard um bis zu 25 % untersucht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), ob es sich um eine Marktmanipulation gehandelt haben könnte. Das sagte eine Behördensprecherin.Die “Financial Times” hat dem Dax-Neuling in einem Online-Artikel illegale Geschäftspraktiken unterstellt. So soll ein führender Manager im Asiengeschäft namens Edo Kurniawan am Standort Singapur gefälschte und zurückdatierte Aufträge für Transaktionen verwendet haben (vgl. BZ vom 31. Januar). Die Zeitung beruft sich auf hausinterne Dokumente von Wirecard über die Untersuchung von Geldströmen. Das Volumen der dubiosen Geldflüsse wird dem Bericht zufolge auf 37 Mill. Euro beziffert.In einer am Mittwochabend nach Börsenschluss veröffentlichten schriftlichen Erklärung wies das Unternehmen die Beschuldigungen zurück: “Es ist ein ungenauer, irreführender und diffamierender Medienbericht in der Financial Times über Wirecard veröffentlicht worden.” Es habe keine compliancerelevanten Erkenntnisse gegen Wirecard-Tochtergesellschaften und gegen die genannte Person gegeben.”Es ist klar, dass der Journalist mit falschen Informationen versorgt wurde, und dass es vor Erscheinen des Artikels Kapitalmarkt-seitig zu verstärkten Short-Aktivitäten kam”, schlussfolgerte die Konzernführung. Die Firma deutete damit Leerverkaufsattacken an. Wirecard verneinte, dass es Geschäftsbeziehungen mit einem asiatischen Unternehmen namens Flexi Flex gegeben habe. Die Zeitung erwähnt diese Firma als Geschäftspartner, über dem ein Teil der zweifelhaften Transaktionen gelaufen sei. Analysten verteidigen FirmaDerweil konnte sich die Aktie am Donnerstag vom Kurseinbruch des Vortages zeitweise leicht erholen. Das Papier gewann um bis zu 5,2 % an Wert, drehte aber am frühen Nachmittag mit dem Markt ins Minus und ging mit 144,70 Euro (-0,3 %) aus dem Xetra-Handel. Tags zuvor hatte das Unternehmen in der Spitze 4,2 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung eingebüßt. Der Konzern bringt noch 17,9 Mrd. Euro auf die Waage. Wirecard stieg im September 2018 in den Dax auf und ersetzte die Commerzbank.Analysten reagierten unbeeindruckt auf die neuen Vorwürfe. Nach guten Eckdaten für 2018 bekräftigten einige Banken ihre Kaufempfehlungen für den Titel. Hauck & Aufhäuser verteidigte Wirecard-Chef Markus Braun, der mit einem Anteil von 7,1 % größter Einzelaktionär ist. Der Bericht der “Financial Times” entbehre jeder Grundlage, schrieb die Frankfurter Privatbank. Die DZ Bank wies darauf hin, dass das Unternehmen mit Sitz in Aschheim bei München zuvor wiederholt Ziel von Beschuldigungen war, die sich bisher als ungerechtfertigt erwiesen hätten.Hauck & Aufhäuser und die Commerzbank empfahlen, die Kursschwäche für Aktienkäufe zu nutzen. Ähnlich ging bisher der CEO vor. Braun kaufte Papiere nach deutlichen Kursrückschlägen nach. Dies war zuletzt im Herbst vorigen Jahres der Fall. Ebenso verhielt er sich im Februar und März 2016, als die Aktie nach Vorwürfen des Betrugs und der Bilanzfälschung ebenfalls in starke Turbulenzen geriet. Seinerzeit sorgte eine im Internet unter dem Namen Zatarra veröffentliche Studie für Aufsehen im Markt.Nach der Leerverkaufsattacke leitete die BaFin damals Untersuchungen wegen des Verdachts auf Marktmanipulation ein. Mehr als zweieinhalb Jahre danach bestätigten sich die Vermutungen der Aufsicht. Hinter Zatarra steckte der britische Spekulant Fraser Perring, der zuvor mit kritischen Analysen über seinen Börsendienst Viceroy unter anderem die Sendergruppe ProSiebenSat.1 unter Druck gebracht hatte.Im Dezember schloss die in der Causa Zatarra eingeschaltete Staatsanwaltschaft München ihre Untersuchungen ab. Die Ermittler beantragten einen Strafbefehl gegen Perring, der sich in London aufhalten soll. Der BaFin zufolge kommt es selten vor, dass sich nach verdächtigen Kursbewegungen Beweise für eine Straftat finden.