Wirecard schmiert abermals ab
sck München – Ein neuer Bericht der “Financial Times” (FT) mit Betrugsvorwürfen gegen Wirecard hat die Aktie am Donnerstag abermals auf Talfahrt geschickt. Das Papier büßte zeitweise bis zu 19,5 % ein, begrenzte im weiteren Tagesverlauf die Kursverluste und beendete den Xetra-Handel mit 110,75 Euro (-15 %). Damit war die Kurserholung vom Montag nach einer Klarstellung des Vorstands verflogen (vgl. BZ vom 5. Februar). Der Titel war Schlusslicht im deutschen Leitindex. Die Frankfurter Börse setzte die Aktie wegen der starken Kursausschläge zeitweise vom Handel aus.Wirecard bringt 13,7 Mrd. Euro auf die Waage. Anfang vergangener Woche betrug die Marktkapitalisierung noch über 20 Mrd. Euro. Das Kursbeben löste die FT vor neun Tagen mit einem ersten Bericht über angebliche Unregelmäßigkeiten am Konzernstandort Singapur aus. “Komplett falsch”Der Dax-Neuling kämpft weiter um Vertrauen bei den Investoren. In einer schriftlichen Erklärung bezeichnete das Unternehmen den jüngsten Artikel in der Online-Ausgabe der britischen Wirtschaftszeitung als “komplett falsch”. Wirecard verwies auf ihr Statement zu Wochenbeginn. In dem neuen Bericht behauptet die FT, zwei Manager aus dem Finanzwesen in der Konzernzentrale in Aschheim bei München seien über dubiose Transaktionspraktiken eines Kollegen in Singapur vorab informiert gewesen. Ansonsten enthielt der Bericht nichts substanziell Neues.Am Montag versuchten Firmengründer und Vorstandschef Markus Braun sowie Finanzvorstand Alexander von Knopp die Anleger mit einem Statement und in einer Telefonkonferenz zu beruhigen. Damit waren sie kurzfristig erfolgreich. Die Aktie erholte sich teils vom Crash in der Vorwoche. Der CEO bezog sich auf einen Bericht der internen Compliance und auf eine vom Konzern in der Sache eingeschaltete Anwaltskanzlei. Demnach gebe es Hinweise, dass die Beschuldigungen gegen einen Manager in Singapur auf einen Whistleblower zurückzuführen seien. Braun signalisierte, dass möglicherweise eine persönliche Fehde die Ursache dafür sein könnte.Schlüssige Feststellungen für ein strafbares Fehlverhalten von Mitarbeitern oder Führungskräften von Wirecard seien nicht gefunden worden, betonte das Unternehmen. Braun bezeichnete die Darstellung der FT als unwahr. Das Blatt schrieb von gefälschten und zurückdatierten Aufträgen im Asiengeschäft. Kein Verdacht gegen VorstandNach dem jüngsten Kurssturz bekräftigte die DZ Bank ihre Kaufempfehlung für das Papier mit einem Kursziel (“fairer Wert”) von 200 Euro. Das operative Geschäft des Konzerns laufe gut, und Wirecard wachse mit hohem Tempo, schrieb der Analyst in einer Kurzstudie. In den vergangenen Jahren sei die Aktie immer wieder durch Short-Attacken, etwa wegen Vorwürfen zur Bilanzierung, heftig unter Druck gekommen. “Bislang erwiesen sich alle Vorwürfe als haltlos”, hob der Autor hervor, verwies aber auf die starke Schwankungsanfälligkeit der Wirecard-Aktie.Seit dem Kurseinbruch geht die Finanzaufsicht BaFin den Verdacht auf Marktmanipulation nach. Der Staatsanwaltschaft München zufolge gibt es dabei aber keinen ausreichenden Anfangsverdacht auf kriminelle Kursmanipulation durch die Konzernspitze. Das sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Hans Kornprobst in München.