Wirecard setzt auf mehr Transparenz

Zahlungsdienstleister will nach der Leerverkaufsattacke Anleger mit operativen Erfolgen überzeugen

Wirecard setzt auf mehr Transparenz

sck Aschheim – Nach den Kursturbulenzen infolge einer dubiosen Leerverkaufsattacke will der Zahlungsverkehrsdienstleister Wirecard mehr Einblicke in seine Geschäftsberichte gewähren. “Wir passen das Reporting permanent an”, sagte Vorstandschef und Großaktionär Markus Braun zur Bilanzvorlage am Firmensitz in Aschheim bei München. Er und Finanzvorstand Burkhard Ley verwiesen auf detailliertere Angaben zum Cash-flow. Braun bezeichnete den zurückliegenden Angriff auf die Wirecard-Aktie als “Börsenspekulationsthema”. Auf “unkonstruktive Polemiken” könne das Unternehmen “nur schwer reagieren”.Ende Februar brach der Kurs binnen weniger Stunden um ein Viertel ein; 1 Mrd. Euro Marktkapitalisierung löste sich in Luft auf. Auslöser war eine im Internet veröffentlichte fragwürdige Studie, die dem Unternehmen bilanzielle Unregelmäßigkeiten, Betrug und Geldwäsche vorwarf (vgl. BZ vom 25. Februar). Trotz mehrerer Dementis der Konzernführung hat sich das Papier davon immer noch nicht erholt.Braun bezeichnete die erhobenen Vorwürfe abermals als “zu 100 % unfundiert”. Wirecard schöpfe “alles aus, was rechtlich möglich ist”. Der Vorstandsvorsitzende räumte aber ein, dass man bislang keine Personen, die hinter dem Angriff steckten, habe ermitteln können. “Es gibt keine natürliche Person, die verfolgbar wäre.” In dem Fall ermittelt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wegen des Verdachts auf Kursmanipulation.Der Wirecard-CEO will die Investoren mit operativen Fortschritten überzeugen. “Wir konzentrieren uns auf das operative Geschäft.” Der Aktienkurs habe sich von der Fundamentalentwicklung “entkoppelt”. Braun wies darauf hin, dass seit etwa zwölf Monaten weltweit eine erhöhte Volatilität bei Technologiewerten festzustellen sei. Er hält das nach eigenen Worten aber für ein kurzfristiges Phänomen. “Ich glaube an Wirecard. Das Beste des Unternehmens steht noch bevor.” Braun verwies auf das überproportionale Wachstumspotenzial über das Internet und Smartphones in Schwellenländern. Die Leerverkaufsattacke beeinträchtige das Geschäft nicht. Mit dem Kauf von rund 250 000 Titeln nach dem Angriff an der Börse stockte er seinen Firmenanteil auf nun 7 % auf nach 6,4 % im vergangenen Jahr. Nordamerika im VisierNach der Vorlage der Bilanz, deren Eckdaten Wirecard bereits zuvor bekannt gab, gewann die Aktie zeitweise über 4 % an Wert, drehte aber im weiteren Tagesverlauf ins Minus und beendete den Xetra-Handel in einem schwachen Markt bei 32,75 Euro (-3,4 %). Aufgrund der guten Jahreszahlen und der zuletzt erhöhten Prognose für 2016 bekräftigten Analysten ihre Kaufempfehlungen für das Papier. Hauck & Aufhäuser nannte ein Kursziel von 62,50 Euro.Trotz des Rekordjahres will das TecDax-Mitglied die Dividende nur auf 0,14 (i.V. 0,13) Euro je Aktie erhöhen. Die Dividendensumme von 17,3 (16,1) Mill. Euro entspricht 12 (15) % des Konzernnettogewinns. Als Gründe für die niedrigen Ausschüttungsquoten nannte der Finanzvorstand im Oktober in einem Interview der Börsen-Zeitung die hohen Investitionen für den Geschäftsausbau und die internationale Expansion (vgl. BZ vom 24.10.2015). Nach Übernahmen in Indien und Brasilien prüft Wirecard dem CEO zufolge den Einstieg in Nordamerika. Dies könnte über eine größere Akquisition bewerkstelligt werden, sagte er. Ley beurteilte die finanzielle Lage des Unternehmens als komfortabel. Der CFO bezifferte den Bruttobarmittelbestand auf gut 1,3 Mrd. Euro. Im laufenden Jahr profitiert Wirecard von Erlösen aus der Übernahme von Visa Europe durch Visa aus den USA. Das bringt der Firma einen Ertrag von 80 Mill. Euro ein.