Wirecard setzt Rekordserie fort

Jahresziel erreicht - Streit um Bilanzierung sorgt für hohe Beratungskosten

Wirecard setzt Rekordserie fort

sck München – Trotz der Vorwürfe rund um die Bilanzierungsmethoden hat der Zahlungsabwickler Wirecard sein Wachstumstempo erhöhen können. Das Dax-Mitglied setzte im vergangenen Jahr seine Serie von Umsatz- und Ergebnisrekorden fort und peilt im laufenden Turnus einen neuen Bestwert beim operativen Gewinn an. Das Unternehmen mit Sitz in Aschheim bei München erhöhte den Umsatz im vergangenen Jahr nach vorläufigen eigenen Angaben um 38 % auf 2,8 Mrd. Euro. Damit übertraf Wirecard die Analystenschätzungen um rund 100 Mill. Euro.Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) steigerte der Konzern überproportional um 40 % auf 785 Mill. Euro. Vorstandschef Markus Braun und sein Managementteam lagen damit im mittleren Bereich ihrer Prognosebandbreite von 765 Mill. bis 815 Mill. Euro. Reges Geschäft im QuartalFür einen Schub sorgten die Transaktionen im Jahresschlussquartal. Von Oktober bis Dezember steigerte Wirecard den Umsatz um 46 % auf 835 Mill. Euro. Das Ebitda legte um 41 % auf 232 Mill. Euro zu. Für das laufende Jahr bekräftigte Wirecard ihre Prognose eines Ebitda-Anstiegs auf 1 Mrd. bis 1,2 Mrd. Euro.Braun bezeichnete das Jahresresultat als “stark”. Es sei “ein sehr deutlicher Beleg “für die nachhaltige Ertragsstärke unseres Geschäftsmodells”, ließ der CEO sich in einer Pressemitteilung zitieren. “Die finanzielle Performance von Wirecard schließt nahtlos an die guten Ergebnisse der Vorjahre an”, ergänzte darin Finanzvorstand Alexander von Knoop. Aktie verliert 3 ProzentDie Eckdaten überzeugten die Anleger jedoch nicht, obwohl einige Analysten ihre Kaufempfehlungen für die Aktie bekräftigten und ihre Kursziele erhöhten. Das Papier büßte am Freitag zum Xetra-Handelsschluss 3,5 % auf 138,90 Euro ein.Braun hält 7,1 % des Grundkapitals. In den vergangenen Wochen positionierten sich US-Investmentbanken bei Wirecard, darunter Goldman Sachs, die inklusive Finanzderivaten 14,05 % am Unternehmen hält. Das trug dazu bei, dass sich der Kurs von Januar an zunehmend stabilisierte. Im Herbst sorgten noch Hedgefonds für Verunsicherung. Sie bauten ihre Netto-Leerverkaufspositionen aus. Diese Adressen wetteten damit auf weiter fallende Kurse.Derweil schlugen die Kosten im Zusammenhang mit dem Streit zwischen dem Konzern und der britischen Tageszeitung “Financial Times” wegen Bilanzierungsfragen allerdings ins Kontor. Ohne die Aufwendungen für Prüfungs-, Beratungs- sowie Rechtsberatungsdienste im vierten Quartal wäre nach Unternehmensangaben das Ebitda 2019 um 42 % auf 794 Mill. Euro gestiegen. Warten auf KPMG-BerichtAllein im Jahresschlussquartal gab Wirecard für Anwälte und Berater damit 9 Mill. Euro aus. Zusammen mit den Aufwendungen gleicher Art von 64 Mill. Euro in den ersten neun Monaten des Vorjahres lagen die Kosten dafür 2019 insgesamt bei 73 Mill. Euro. Diese Mehraufwendungen sorgten dafür, dass 2019 die operative Umsatzrendite nur geringfügig um 0,2 Punkte auf 28 % wuchs. Über die Sonderprüfung von KPMG äußerte sich Braun zur Vorlage der Eckdaten nicht. Nach erneuten Vorwürfen der “Financial Times” hatte Wirecard im Oktober die Wirtschaftsprüfer damit beauftragt, die Konzernbücher gesondert zu durchleuchten. Mit diesem Schritt will Wirecard die Berichterstattung der Tageszeitung widerlegen, systematisch Luftbuchungen vorgenommen zu haben. Mit einem Ergebnis der Untersuchung rechnet die Konzernführung bis Ende März. Regulärer Abschlussprüfer wiederum ist Ernst & Young, der bisher die Bilanzen uneingeschränkt testierte.Die “Financial Times” wirft Wirecard vor, bei Bilanzierungen getrickst zu haben. Das sorgte 2019 für Kursturbulenzen. Die Aktie stürzte zeitweise auf unter 100 Euro ab. Wirecard sieht sich als Opfer von gezielten Angriffen von Spekulanten, die den Markt manipulieren. Die Finanzaufsicht BaFin schaltete sich ein. Die Behörde erstattete Anzeige, nachdem sie zuvor ein zeitlich begrenztes Leerverkaufsverbot in Bezug auf die Wirecard-Aktie verhängt hatte. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt bereits in der Causa.