Wirecard verschiebt Bilanzvorlage erneut
sck München – Die Aufarbeitung der Bilanzsonderprüfung von KPMG hat die Terminpläne von Wirecard abermals durcheinandergewirbelt. Der in einer Vertrauenskrise steckende Zahlungsabwickler verschob die Vorlage seines Jahresabschlusses für 2019 zum dritten Mal. Am späten Montagabend teilte das Dax-Unternehmen ad hoc mit, dass es die Veröffentlichung des Konzernabschlusses und die Bilanzpressekonferenz auf den 18. Juni 2020 verlegt. Nach zwei zuvor verschobenen Terminen sah die Verwaltung von Wirecard zuletzt den 4. Juni für die Bekanntgabe der testierten Zahlen für das vergangene Jahr vor.Als Grund für die abermalige Verzögerung nannte das Unternehmen mit Sitz in Aschheim bei München die Komplexität der Arbeiten des Abschlussprüfers Ernst & Young (EY) infolge des Untersuchungsberichts von KPMG Ende April (vgl. BZ vom 29. April). “EY (. . .) hat darüber informiert, dass zwischenzeitlich alle ausländischen Prüfer grundsätzlich ihre Prüfungshandlungen für Konzernzwecke finalisieren konnten. Im Rahmen der abgeschlossenen Teile der Prüfungshandlungen wurden Wirecard bisher keine wesentlichen Feststellungen bekannt gemacht. Es wurden jedoch noch nicht alle Prüfungshandlungen abgeschlossen”, berichtete Wirecard, um gleich das Ergebnis vorwegzunehmen: “Das Unternehmen erwartet ein uneingeschränktes Testat.” Aktionärstreffen Ende AugustInfolge der geänderten Terminplanung verschiebt die Gesellschaft nach eigenen Angaben zugleich ihre Hauptversammlung auf den 26. August dieses Jahres. Bislang sahen Vorstand und Aufsichtsrat dafür den 2. Juli vor.”Die erneute Verzögerung bei der Vorlage eines testierten Abschlusses ist mehr als ärgerlich – mit oder ohne Covid-19″, ließ sich Finanzvorstand Alexander von Knoop zitieren. “Ich gehe davon aus, dass sich keine wesentlichen Abweichungen dieses sehr intensiv geprüften Abschlusses gegenüber den gemeldeten vorläufigen Zahlen ergeben.” Im Februar meldete Wirecard für das vergangene Jahr nach vorläufigen eigenen Berechnungen ein Umsatzplus von 38 % auf 2,8 Mrd. Euro und einen Zuwachs des operativen Ergebnisses (Ebitda) von 40 % auf 785 Mill. Euro.Seit der von Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann initiierten Personalrochade im Topmanagement ist Finanzvorstand von Knoop auch für den Bereich Investor Relations zuständig. Nach der Rüge von KPMG aufgrund mangelhafter Prüfmöglichkeiten im umstrittenen Drittlizenzgeschäft unter anderem mit arabischen Partnern (“Untersuchungshemmnis”) musste Vorstandschef Markus Braun diese Zuständigkeit an seinen Kollegen abtreten (vgl. BZ vom 9. Mai). Aktie büßt 6,4 Prozent einDie Anleger reagierten auf die jüngsten Nachricht vergrätzt. Die Aktie von Wirecard geriet am Dienstag erneut in Turbulenzen. Das Papier büßte zeitweise bis zu 6,4 % ein, reduzierte im weiteren Tagesverlauf die Kursverluste und beendete den Xetra-Handel bei 86,90 Euro (-0,3%). Die Sonderprüfung von KPMG sorgte zuvor für starke Kursausschläge des Titels. Ende April, kurz vor Bekanntgabe des Resultats von KPMG, schoss der Anteilschein auf über 140 Euro in die Höhe, um wenige Tage später auf 86 Euro einzubrechen. – Wertberichtigt Seite 6