Wirecard weist erneute Vorwürfe zurück

"Financial Times" führt Rechtsgutachten ins Feld

Wirecard weist erneute Vorwürfe zurück

mic München – Die Konfrontation zwischen Wirecard und der “Financial Times” ist am Freitagnachmittag eskaliert. Nachdem die Wirtschaftszeitung ihren Betrugsvorwurf gegen den Zahlungsabwickler bekräftigt und mit Zitaten aus dem vorläufigen Untersuchungsbericht einer Rechtsanwaltskanzlei untermauert hatte, wies das Unternehmen die Kernaussagen als ungenau und irreführend zurück.Im Handel mit der Wirecard-Aktie kam es zu extremen Ausschlägen. Der Kurs des Dax-Wertes sank zeitweise um 31 % auf das Tagestief von 99,86 Euro. Damit übertraf das prozentuale Minus die Ausschläge bei der erstmaligen Veröffentlichung der Anschuldigungen am Mittwoch deutlich. Damals war die Aktie zeitweise um 25 % abgesackt. Der Freitags-Schlusskurs von 108,50 Euro liegt so niedrig wie im April vergangenen Jahres. Im darauffolgenden Spätsommer war Wirecard in den Deutschen Aktienindex aufgestiegen. “Fälschen von Konten”Die “Financial Times” berichtet in ihrem um 15 Uhr online veröffentlichten Artikel, eine von Wirecard beauftragte Anwaltskanzlei namens Rajah & Tann aus Singapur habe ein Fehlverhalten des Unternehmens festgestellt. Dieser Report – er liegt der Zeitung offenbar nicht vor, sondern wurde nach eigener Aussage eingesehen – sei dann die Grundlage für jene hausinterne Präsentation gewesen, über die das Blatt bereits am Mittwoch berichtet hatte. Der Präsentation zufolge sollen vermutlich in betrügerischer Absicht rund 37 Mill. Euro geflossen sein.Rajah & Tann hat in dem vorläufigen Report laut FT festgestellt, dass es sich bei den Handlungen um das Fälschen von Konten bzw. Dokumenten gehandelt habe. Diese Fälschungen seien absichtlich geschehen. Es gebe Gründe zu vermuten, dass dadurch anderes Fehlverhalten habe verborgen werden sollen.Diese Gründe werden nicht näher erläutert. Als Fehlverhalten genannt werden unter anderem Geldwäsche und Korruption. Der Report habe Rechtsverstöße in mindestens fünf Ländern identifiziert, heißt es in dem Online-Bericht: Singapur, Hongkong, Indien, Malaysia und Deutschland. Die Wirtschaftszeitung berichtet darüber hinaus, dass die interne Präsentation am 8. Mai vergangenen Jahres dem obersten Wirecard-Management zugänglich gemacht worden sei.Wirecard reagierte eine knappe halbe Stunde nach Veröffentlichung des FT-Berichts des Journalisten Dan McCrum mit dem Satz, es gebe einen weiteren “ungenauen, irreführenden und diffamierenden Medienbericht von Dan McCrum (FT)”. Fast wortgleich hatte der Zahlungsabwickler sich zu der ersten Veröffentlichung am Mittwoch geäußert.Eineinhalb Stunden nach der zweiten FT-Veröffentlichung – die Aktie hatte zu diesem Zeitpunkt ihr Tagestief erreicht – legte Wirecard nach, indem einerseits die Rolle der Rechtsanwaltskanzlei relativiert wurde. Sie sei eine von vielen Rechtsberatern von Wirecard, hieß es. Rajah & Tann berate das Unternehmen regelmäßig zu Compliance- und Regulationsthemen. Andererseits wurden die Aussagen des Reports bestritten. Es sei unwahr, erklärte Wirecard, dass Rajah & Tann jemals materielles Fehlverhalten irgendeines Wirecard-Beschäftigten in Bezug auf Buchführungspraktiken aufgedeckt habe.Wirecard erklärte darüber hinaus, in der fraglichen Angelegenheit sei keine Präsentation für das obere Wirecard-Management am 8. Mai 2018 gehalten worden.Am Donnerstag hatte Wirecard erklärt, es sei klar, dass der Journalist der “Financial Times” mit falschen Informationen versorgt worden sei. Vor der Veröffentlichung habe es verstärkte Short-Aktivitäten gegeben.—– Seite 18