Serie Förderbanken (5)Wohnkreditneugeschäft

Wohnkreditflaute bremst KfW im Kerngeschäft aus

Darlehen für Immobilien sind in Deutschland kaum noch gefragt. Das Neugeschäft der KfW bricht daher im ersten Halbjahr ein.

Wohnkreditflaute bremst KfW im Kerngeschäft aus

Serie Förderbanken (5): Immobiliendarlehen

Wohnkreditflaute bremst KfW im Kerngeschäft aus

Nachfrage nach Immobiliendarlehen bricht ein – Förderbank im Branchentrend – Geringe Risikovorsorge stabilisiert Gewinn

Von Jan Schrader, Frankfurt

Nicht nur Banken und Sparkassen, sondern auch der Förderriese KfW reicht kaum noch Darlehen für Woh- nimmobilien aus. Vor einem Jahr lag das Volumen etwa viereinhalbmal so hoch wie im jüngsten Halbjahr. Die Förderbank macht über alle Sparten hinweg gleichwohl eine „erfreuliche Normalisierung“ aus.

Die Flaute im Immobilienkreditgeschäft hat auch die Förderbank KfW erwischt: Im ersten Halbjahr sagte die Bank für Wohnkredite an Privatleute nur noch etwas mehr als 5 Mrd. Euro zu und erreichte damit weniger als ein Viertel des Vorjahresniveaus, wie aus den Förderzahlen der Bank hervorgeht. Hinter dem Einbruch steht zum einen eine deutliche Kürzung von Förderhilfen im vergangenen Jahr, zum anderen das insgesamt schwache Geschäft in der Zinswende. Auch das Energieeffizienzprogramm für Nichtwohngebäude brach ein, und zwar auf 0,6 Mrd. Euro von zuvor 9,1 Mrd. Euro.

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Gerade die Zusagen im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), die an strenge Baustandards geknüpft ist, fielen im Laufe des Halbjahres weiter ab. Inzwischen habe sich die Nachfrage im Privatkundensegment allerdings normalisiert, schreibt die KfW. Eine schwache Nachfrage nach Wohneigentumskrediten im Segment „Wohnen & Leben“ führt die Bank auf den Effekt der Zinswende zurück. Das ausschlaggebende Programm gab hier im Halbjahresvergleich auf 1,6 Mrd. Euro von zuvor 2,0 Mrd. Euro nach.

Schwaches Geschäft erfasst gesamte Kreditbranche

Ein schwaches Geschäft ist für die gesamte Branche ein Problem: Im ersten Halbjahr sagten Banken und Sparkassen für gewöhnliche Wohnkredite an private Haushalte 81 Mrd. Euro zu und damit lediglich halb so viel wie in der ersten Hälfte 2022, wie die Bundesbank berichtet. Auch im jüngsten Berichtsmonat Juni kam die Kreditvergabe nicht in Schwung.

Bund und KfW ändern die Programme aber laufend: Im Januar 2022 lief ein üppig gefördertes Programm für energieeffiziente Neubauten aus. In den Wochen zuvor hatte sich Torschlusspanik breitgemacht, so dass die Zusagen der KfW Anfang 2022 durch die Decke gegangen und die Fördertöpfe des Bundes rasch geleert waren. Die Effizienzvorgaben für das im März dieses Jahres aufgelegte Programm „Klimafreundlicher Neubau“ sind strenger als damals. Seit Juni gibt es eine Variante mit besonders niedrigen Zinsen für Familien und Alleinerziehende.

„Erfreuliche Normalisierung“

Auch über alle Sparten hinweg fiel das Neugeschäft, und zwar auf 58,7 Mrd. Euro von zuvor außergewöhnlich hohen 95,1 Mrd. Euro. Die Bank will den Rückgang als „erfreuliche Normalisierung“ verstanden wissen. In den Jahren vor der Pandemie waren die Gesamtzusagen im ersten Halbjahr noch geringer als heute.

Nicht nur Immobiliendarlehen, sondern auch Energiehilfen gaben im Neugeschäft spürbar nach: Im ersten Halbjahr sagte die KfW 11,5 Mrd. Euro zu, womit Unternehmen vor allem bestehende Darlehen verlängerten. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres hatte die Förderbank noch 33,4 Mrd. Euro bereitgestellt, damit Unternehmen zum Beispiel Sicherheiten im Energiehandel stellen oder Gasspeicher füllen können.

Das internationale Geschäft florierte derweil. So sagte die KfW Ipex-Bank, die etwa Schiffe, erneuerbare Energien, Industrieprojekte und Infrastruktur finanziert, im ersten Halbjahr 14,4 Mrd. Euro zu nach zuvor 6,0 Mrd. Euro.

Risiken oft ausgelagert

Unterm Strich fuhr die Bank ein Konzernergebnis von 885 Mill. Euro ein nach zuvor 949 Mill. Euro. Die Erträge gaben leicht nach, der Aufwand stieg moderat. Kreditausfälle verzeichnet die KfW nur selten. Die Risikovorsorge steht daher im ersten Halbjahr mit einer Auflösung von 109 Mill. Euro in den Büchern – nach einer Belastung von 52 Mill. Euro im Jahr zuvor. Die KfW sieht eine „generelle Verbesserung der makroökonomischen Faktoren und des positiven Ausblicks für Unternehmen in Westeuropa“.

Nur wenige Risiken

Im gewöhnlichen Förderkreditgeschäft trägt die KfW allerdings nur wenige Risiken, da sie viele Darlehen über Banken und Sparkassen ausreicht und dort auch die Ausfallrisiken belässt. Darüber hinaus kommt der Bund für Verluste in sogenannten Zuweisungsgeschäften auf – darunter fallen auch Energiehilfen für Unternehmen. Anfang Februar hatte Risikovorstand Stefan Peiß das Volumen fauler Darlehen hier auf rund 2 Mrd. Euro beziffert.

Wertberichtigt Seite 2

Zuletzt erschienen: Geteilte Meinung zu Social Bonds (8. August) Kaum Förderbankwächter mit Bankfunktion (1. August) NRW.Bank: „Bauträger wechseln in ­geförderten Wohnungsbau“ (26. Juli)

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