Worauf es jetzt im Supply Chain Finance ankommt

Die 17. Unternehmensfinanzierungsmesse Structured Finance hat es jüngst gezeigt: Der Megatrend Digitalisierung macht auch im Supply Chain Finance (SCF) nicht halt, richtig ausgeführt ist die Lieferantenfinanzierung sogar ein Paradebeispiel für...

Worauf es jetzt im Supply Chain Finance ankommt

Die 17. Unternehmensfinanzierungsmesse Structured Finance hat es jüngst gezeigt: Der Megatrend Digitalisierung macht auch im Supply Chain Finance (SCF) nicht halt, richtig ausgeführt ist die Lieferantenfinanzierung sogar ein Paradebeispiel für digitale, automatisierte und nachhaltige Prozesse. Doch auch bei Plattformen liegt der Teufel im Detail.

Die Erkenntnisse der diesjährigen Structured Finance sind: „Cash is [still!] King“, und an der Digitalisierung von Instrumenten zur Cash-Generierung führt kein Weg vorbei. Das erklärten in ihren Vorträgen unter anderem die CFOs der Jahre 2020, Matthias Zieschang, Fraport, und 2021, Melanie Kreis, Deutsche Post DHL, mantraartig. So legte Melanie Kreis dar, wie sie den Cash-flow des weltweit operierenden Dax-Konzerns deutlich verbessert und eine Reihe von Digitalisierungs- und ESG-Projekten angestoßen hat. Beim Award „Treasury des Jahres“ konnte sich Audi mit seiner Zahlungs- und Abrechnungsplattform für digitale Services und Produkte „AudiPay“ durchsetzen und die Wichtigkeit des Themas Digitalisierung unterstreichen.

Außerdem wurde auf der erstmals hybrid stattfindenden Messe in vielen Vorträgen und Panel-Diskussionen immer wieder betont, dass eine ganz wesentliche Messgröße für Liquidität der sogenannte „Cash Conversion Cycle“ (Geldumschlagsdauer) ist. Dieser wiederum berechnet sich bekanntermaßen wie folgt: Cash Conversion Cycle = Days Sales Outstanding (Forderungslaufzeit) + Days Inventory Outstanding (Lagerreichweite) minus Days Payables Outstanding (Kreditorenlaufzeit). Plattformen für die Lieferkettenfinanzierung sollten Unternehmen also entlang der gesamten Wertschöpfungskette begleiten. Sie sollten quasi ein 360°-Working-Capital-Management ermöglichen, vom Risikomanagement bis zur Liquiditätsbereitstellung für alle Lieferanten, unabhängig von Unternehmensgröße, Währung und bei jeder Liquiditätssituation.

Vertrauen digitalisieren

Innovative Produkte wie Dynamic Discounting, Digital Forfaiting, Reverse Factoring und Digital Guarantees können hier flexibel kombiniert werden und erzielen in ihrer Kombination deutlich mehr Wert als bei ihrer Einzelnutzung. SCF-Plattformen können hochperformante und intuitiv benutzbare digitale SCF-Instrumente zur Generierung von Liquidität liefern.

An dieser Stelle lohnt es sich zu hinterfragen, aus welchen Quellen sich diese überhaupt speist. Wir unterscheiden grob zwischen indirekter und direkter Liquidität. Um Letztere zu gewinnen, bieten sich sämtliche Kreditprodukte und Anzahlungen sowie der Verkauf von Forderungen an. Instrumente wie (Reverse) Factoring und Forfaiting kommen hierfür zum Einsatz. Produkte der indirekten Liquiditätssicherung sind Dokumenten-Inkassi und -Akkreditive, Kreditversicherungen sowie Garantien. Garantien bieten dabei den besonderen Vorteil gegenüber Kreditversicherungen, dass sie laufzeit- und betragsspezifisch sowie anlassbezogen eingesetzt werden können.

Das Beste daran ist, dass der Käufer – wie bei Reverse-Factoring-Programmen – seine gute Bonität einsetzen kann. Denn zusammen mit einer oder mehreren Hausbanken kann er seinen Lieferanten aktiv und selbstbestimmt eine verlässliche und einfach zu nutzende Absicherung gegen Zahlungsrisiken zur Verfügung stellen. In Kombination mit Reverse-Factoring- und/oder Dynamic-Discounting-Programmen reduziert sich für die Garantiebank dabei das Risiko, ungerechtfertigt in Anspruch genommen zu werden, erheblich, da die Bezahlung der Rechnungen über die SCF-Plattform sichergestellt wird.

 Bei Traxpay haben wir jedoch die Erfahrung gemacht, dass SCF-Instrumente wie Reverse Factoring nur funktionieren, wenn Finanzierungspartner ohne schriftliches Commitment verlässlich Liquidität zur Verfügung stellen. Dies ist unserer Überzeugung nach nur durch tragfähige, partnerschaftliche Beziehungen zu Banken gewährleistet.

Die Bankenkrise nach der Lehman-Pleite und die leider immer noch andauernde Corona-Pandemie haben eindrucksvoll bewiesen, dass das Vertrauen in eine verlässliche Liquiditätsbereitstellung eine ganz wesentliche Stärke von Banken ist. Daher ist es unser oberstes Ziel, gemeinsam mit Banken Vertrauen zu digitalisieren. Ich bezeichne Traxpay daher gerne als „Vertrauensdigitalisierer“.

 Ansätze, die Vertrauen konterkarieren, halten wir für wenig zielführend. So eignen sich aus unserer Sicht zum Beispiel Auktions-Modelle nicht, um wiederkehrenden Liquiditätsbedarf von Zulieferern zu sichern. Zweifelsohne haben Auktionen ihre Berechtigung, aber eher für einmalige Transaktionen wie die Vergabe von Mobilfunklizenzen oder in intransparenten Märkten wie beim Online-Marketing. Bei Forderungsverkäufen können jedoch die Risiken der Debitoren und Forderungsverkäufer sehr gut bewertet werden. Hierfür haben Finanzinvestoren und Banken leistungsfähige Kreditprozesse etabliert. Dabei gilt für Investoren und Finanzpartner die Gleichung: „Auktion=Angst“, Angst davor, einen Kreditgenehmigungsprozess für Debitoren-Risiken und die damit einhergehenden Kosten angestoßen zu haben, um dann doch leer auszugehen.

Verlockung „bester“ Preis

Aus Sicht von Forderungsverkäufern mag es verlockend erscheinen, den „besten“ Preis im Wege einer Auktion zu erzielen. Doch ist dieser Preis keinesfalls planbar und in keiner Kostenrechnung abbildbar außer vielleicht als außerordentlicher Ertrag. Man sollte in diesem Zusammenhang ebenfalls nicht vergessen, dass sehr häufig nur eine beschränkte Anzahl von Bietern zur Verfügung steht. Diese passen im Zeitverlauf sehr wohl ihre Preisstrategie an, womit sich der ursprüngliche vermeintliche Preisvorteil nivelliert. Bei kommodisierten Produkten wie Währungs- und Zins-Hedging mag es eine ausreichende Anzahl von Anbietern geben.

Im Fall von Kreditprodukten verhält es sich anders. Dies gilt nach unserer Erfahrung auch für den Forderungsverkauf als Quelle einer verlässlichen Liquiditätsgenerierung. Dies ist das Ziel von Digital Forfaiting. Digital Forfaiting ermöglicht es, dass Forderungsverkäufer und -käufer die Bedingungen sowie den Umfang selbst definieren.

Unsere Rolle sehen wir darin, maximale Transparenz und digitale Automation sicherzustellen. Durch die Digitalisierung des Forderungsverkaufs ist die Betragshöhe der jeweiligen Transaktion nicht relevant. So können auch geringe Rechnungsbeträge für die Liquiditätsgenerierung verwendet und die Liquiditätsgenerierung optimiert werden. Dies ist vor allem für Forderungsverkäufer mit kleinen Forderungsvolumina von Bedeutung. Wir haben uns bei diesem Produkt nicht auf Forderungsverkäufer beschränkt, bei denen eine Integration des Enterprise-Resource-Planning (ERP) wirtschaftlich und technisch sinnvoll ist.

Wir ermöglichen den digitalen Forderungsverkauf auch ohne ERP-Integration und bieten unsere Lösungen nicht nur für große Forderungsvolumina großer Käufer an, sondern auch für deren Zulieferer. Daneben werden die Instrumente zur Risikoanalyse von Trade Assets erweitert: Investoren können neben der klassischen Bilanzanalyse historische, aktuelle und künftige Zahlungsverhaltensdaten verwenden, um neue Risikobewertungsparameter zur Minimierung von Ausfallrisiken zu nutzen. All dies dient dem Ziel, das Spektrum der Instrumente zur Liquiditätsgenerierung konsequent zu erweitern, um so nachhaltig zu gewährleisten, dass Cash immer King ist und bleibt.

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