Rückgang um 4 Prozent

Fusionsdruck auf deutsche Banken wächst

Während Kreditinstitute in Frankreich, Spanien und Italien schon vor Jahren in großer Zahl verschwanden, kam die Konsolidierung in Deutschland erst später in Fahrt. Mittlerweile ist der Bankenschwund hierzulande viel stärker ausgeprägt als in der gesamten Eurozone.

Fusionsdruck auf deutsche Banken wächst

Fusionsdruck auf deutsche Banken wächst

Konsolidierung hält unvermindert an In der Eurozone nimmt die Zahl der Geldhäuser nur noch langsam ab

Während Kreditinstitute in Frankreich, Spanien und Italien schon vor Jahren in großer Zahl verschwanden, kam die Konsolidierung in Deutschland erst später in Fahrt. Mittlerweile ist der Bankenschwund hierzulande viel stärker ausgeprägt als in der gesamten Eurozone.

jsc Frankfurt

Der hohe Fusionsdruck auf deutsche Banken und Sparkassen hält an: 2023 sank die Zahl der Geldhäuser hierzulande um 56 auf 1.333 Institute, wie die EZB festhält. Das entspricht einem Rückgang um 4,0%. Bereits 2022 verschwanden 56 Adressen, 2021 sogar 63. Im ersten Coronajahr 2020 war die Anzahl lediglich um 25 geschrumpft.

Damit schreitet die Konsolidierung in Deutschland schneller voran als in der gesamten Eurozone. So haben Spanien, Italien und Frankreich tiefe Einschnitte bereits hinter sich. Die absolute Zahl der Geldhäuser ist dort viel geringer als in Deutschland, die Zahl nimmt aber viel langsamer ab. Umgekehrt in Österreich: Wie in Deutschland gibt es in dem Land auffällig viele Kreditinstitute, doch fiel die Zahl 2023 um 21 auf 423 (minus 4,7%) ab. Gerade Volksbanken fusionierten hier im Laufe der Jahre, während es weiter viele Raiffeisenbanken gibt.

Der Fusionstrend werde in Deutschland weiter anhalten, vermutet das Research-Haus Barkow Consulting, das die Daten analysiert. „Die Struktur schreit nach Konsolidierung“, sagt Geschäftsführer Peter Barkow. Sein Argument: Je mehr Geldhäuser es gibt, desto mehr gut bezahlte Personen sitzen in Vorständen und Beiräten und desto mehr Aufgaben fallen mehrfach an. Fusionswillige Banken verweisen derweil häufig auf die Last der Regulierung. Auch der nahende Ruhestand altgedienter Vorstände geht erfahrungsgemäß zuweilen einer Fusion voraus.

Die anderen großen Länder der Eurozone haben bereits eine tiefgreifende Konsolidierung hinter sich: In Spanien und Frankreich sank die Zahl der Institute allein 2014 um 22,1% und um 20,4%, Italien büßte 10,6% der Banken im Jahr 2017 ein. So verschwanden in Spanien viele Sparkassen (Cajas de Ahorro), nachdem sie sich in der Immobilienkrise verhoben hatten, während in Italien zahlreiche strauchelnde Volksbanken (Banca Popolare) von größeren Instituten übernommen worden sind.

Kreditgenossen gehen zusammen

Besonders rege fusionieren hierzulande die Volks- und Raiffeisenbanken. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Genossenschaftsbanken um 40 auf 697, wie der Verband BVR mitteilt. So entstand mit der Volksbank Darmstadt Mainz ein neuer Riese. Aus den Instituten in Koblenz und Neuwied ging die VR Bank RheinAhrEifel hervor, die Volksbank Kraichgau in Wiesloch übernahm die Nachbarin in Bretten. Nicht immer glückt das Projekt. So sagten die Institute in Wolfsburg und Magdeburg sowie in Rosenheim und Ingolstadt eine Fusion wieder ab.

Im neuen Jahr schluckt die Frankfurter Volksbank die Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg. Auch die Genossenschaften in Siegburg und Rheinbach, in Bielefeld und Herford oder in Görlitz und Cottbus gehen zusammen. Im Sparkassen-Lager fusionieren die Häuser Münsterland-Ost und Beckum-Wadersloh.

Der Fusionstrend erstreckt sich bereits über Jahrzehnte. 1970 gab es allein in der genossenschaftlichen Gruppe 7.096 Geldhäuser. Seit gut zwei Jahrzehnten fällt in der gesamten deutschen Branche zudem die Zahl der Beschäftigten, die Ende 2022 bei rund 536.000 lag nach 775.000 im Jahr 2000, wie der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes festhält.

Wertberichtigt Seite 2
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.