Zahlungsausfälle bei Grenke nehmen zu
igo Stuttgart – Der Finanzdienstleister Grenke hat in Erwartung steigender Aufwendungen für die Schadenabwicklung das Ergebnisziel für 2019 gesenkt. Nach Steuern soll nun ein Gewinn von 138 Mill. bis 148 Mill. Euro erreicht werden, nachdem bisher bis zu 156 Mill. Euro angepeilt worden waren. Das neue Ziel entspricht einem Plus von 5 % bis 13 % gegenüber dem Vorjahr. Der Kurs der MDax-Aktie brach am Dienstag nach der ersten Gewinnwarnung seit zehn Jahren um bis zu 15 % ein.Grenke-Chefin Antje Leminsky und Finanzvorstand Sebastian Hirsch berichteten in einer Telefonkonferenz von einem aufgrund der Wirtschaftslage veränderten Zahlungsverhalten der Kunden in mehreren Ländern. Dies gelte für laufende Ratenzahlungen aus Leasingverträgen und bei der Forderungseintreibung. Ein Problem sieht Hirsch in den berichteten Anstiegen der Aufwendungen für Schadensabwicklung und Risiko um 43 % im ersten Halbjahr und der Schadenquote von 1,52 % auf 1,59 % im Quartalsvergleich noch nicht. Grenke habe in den vergangenen Jahren trotz starken Wachstums sehr niedrige Schadenquoten vorgewiesen. Nun müsse der Konzern die Zahlungsunregelmäßigkeiten “wahrnehmen, messen und nach vorne einpreisen”, so Hirsch. Das drücke sich bereits unter anderem in der selektiveren Annahme von Händlern, Objekten und Kunden in Italien, einem der größten Märkte für Grenke, aus. “Wir verzichten auf das ein oder andere Basispünktchen Wachstum und berücksichtigen das Risiko stärker”, so Hirsch.Grundsätzlich ist der Vorstand für das weitere Wachstum des Konzerns zuversichtlich. So wurde das Ziel für das Neugeschäftswachstum im Leasing für 2019 von einem Plus um 14 % bis 19 % auf 16 % bis 19 % eingegrenzt. Das Neugeschäft im Factoring soll weiterhin um 25 % zulegen. Im ersten Halbjahr wuchsen das Leasing-Neugeschäft um 21,3 % auf 1,4 Mrd. Euro und das Factoring-Neugeschäft um 29,6 % auf 305 Mill. Euro. Im Leasing sank die Marge allerdings von 17,7 % im Vorjahreszeitraum auf 16,6 %. Das Zinsergebnis kletterte um 14,2 % auf 157 Mill. Euro. Nach Schadenabwicklung und Risikovorsorge lag das Plus noch bei 1,4 % auf 96,4 Mill. Euro. Inklusive der Ergebnisse aus dem Service- und Neugeschäft stiegen die operativen Erträge um 10,6 % auf 191 Mill. Euro. Der Gewinn nach Steuern nahm um 7,2 % auf rund 68 Mill. Euro zu.Einen Wachstumsimpuls erhofft sich Grenke in den nächsten Jahren durch den lange geplanten Markteintritt in den USA, den Grenke über ein Franchise-Modell 2020 anpeilt. “Wir wollen mit einem Standort starten und damit in drei bis vier Jahren profitabel sein, um die Gesellschaft dann bestenfalls in den Konzern zu integrieren”, so Leminsky.