Zahlungsdienstleister als Lackmustest
Von Walther Becker, FrankfurtNachdem Volkswagen den Börsengang der Lkw-Tochter Traton auf die lange Bank geschoben hat, schauen Investoren jetzt auf Italien. In Mailand steht mit dem Zahlungsdienstleister Nexi ein Milliarden-IPO an, das zu einem der größten 2019 auf dem Alten Kontinent zählen könnte. Jetzt aber schnellNexi plant nach bisherigen Informationen, in diesem Frühjahr an die Borsa Italiana zu gehen. Dabei stehen eine Bewertung von gut 5 Mrd. Euro und ein Emissionsvolumen von 2,2 Mrd. bis 2,5 Mrd. Euro im Raum. Außerdem wird über eine Kapitalerhöhung von 600 Mill. bis 700 Mill. Euro diskutiert. Die in dieser Branche europaweit erfahrenen US-Finanzinvestoren Advent und Bain sowie die heimische Clessidra wollen vor allem umplatzieren. IPO-Berater ist die Investmentbank Evercore.Der Enterprise Value wird auf etwa 7,5 Mrd. Euro veranschlagt, bei Nettoschulden von 2,4 Mrd. Als Bewertungsmultiple wird das 12- bis 15-Fache des operativen Ergebnisses (Ebitda) aufgerufen. Um noch vor Ostern den Kurszettel zu verlängern, müsste Nexi in diesen Tagen ihre “Intention to Float” herausgeben, um das Verfahren einzuhalten. Banca IMI, BoA Merrill Lynch, Credit Suisse, Goldman Sachs und Mediobanca sind Koordinatoren; Banca Akros, Barclays, Citi, HSBC, Banca Monte dei Paschi di Siena, UBI Banca, UBS und Unicredit sind ebenfalls mit von der Partie.Nexi entstand 2015 aus dem Kauf des Istituto Centrale delle Banche Popolari Italiane, das an Bain, Advent und Clessidra ging. Verkäufer für 1,04 Mrd. Euro war Intesa Sanpaolo. 2017 wurde das Kartengeschäft von Monte dei Paschi für 520 Mill. Euro gekauft und dann das Wertpapierverwahrgeschäft ausgegliedert. Vor diesem Spin-off gab es eine Refinanzierung von Anleihen im Volumen von 2,2 Mrd. Euro.Nexi wurde mit einer Reihe von Akquisitionen ausgebaut. Der Marktanteil in Italien soll inzwischen über 60 % ausmachen. 2018 stiegen die Gesamterlöse um 15 % auf 942 Mill. Euro, und das bereinigte Ebitda wuchs um 8 % auf 419 Mill. Euro. Trotz der erreichten Größe will Nexi von der weiteren Verlagerung weg vom Bargeld hin zu digitalen Lösungen profitieren. Als der niederländische Zahlungskonzern Adyen von General Atlantic 2018 an die Börse geführt wurde, verdoppelte sich der Kurs am ersten Tag und ist seitdem weiter geklettert. Immer dieselbe Masche Advent und Bain haben mit Zahlungsdienstleistern in Europa schon Milliarden gemacht. Die Masche: günstig von vielen Banken als Altgesellschaftern kaufen, aufs Kerngeschäft ausrichten und rasch an die Börse bringen.In Deutschland hatten sie Anfang 2017 Concardis von rund 30 Eignern aus der Kreditwirtschaft für geschätzt 700 Mill. Euro übernommen. Diese wurde 2018 in die dänische Nets eingebracht, an der die beiden Investoren noch beteiligt sind. Nets hatten Advent und Bain 2016 an die Börse Kopenhagen gebracht mit einer Bewertung von 4,8 Mrd. Dollar. Sie wurde schon im Jahr darauf von Hellman & Friedman samt Schulden für 5,5 Mrd. Euro übernommen. Das Duo Advent-Bain hatte Nets 2014 günstig von einer Gruppe nordischer Banken erworben. Vor allem aber kauften die beiden 2014 der Royal Bank of Scotland den Zahlungsabwickler Worldpay für gut 2 Mrd. Pfund ab. Dieser wurde 2015 in einem der größten Börsengänge des Jahres mit einer anfänglichen Marktkapitalisierung von 4,5 Mrd. Pfund platziert. Vom Emissionsvolumen von 2,5 Mrd. Pfund strichen die Finanzinvestoren 1,2 Mrd. Pfund ein.Indes bereitet einer der größten Zahlungsdienstleister in Afrika und dem Nahen Osten sein IPO in London vor: Network International, die jetzt mit Ron Kalifa ihren neuen Chef beim gelisteten Rivalen Worldpay geholt hat. Bei der Gesellschaft aus Dubai soll es um eine Bewertung von 3 Mrd. Dollar gehen. Hier stecken die US-Finanzinvestoren General Atlantic und Warburg Pincus dahinter.