Zertifikate im Schaufenster

Aktiva der Deutschen Bank stoßen im Markt auf Interesse - BNP Paribas gilt als Favorit

Zertifikate im Schaufenster

Drei Monate nachdem die Deutsche Bank ihr Zertifikate-Geschäft ins Schaufenster gestellt hat, zeichnen sich Interessenten ab. Gute Chancen für den Zuschlag werden BNP Paribas eingeräumt. Der Deutschen Bank könnte eine Veräußerung 400 Mill. bis 500 Mill. Euro bringen, wie es bei Analysten heißt. Von Bernd Neubacher, FrankfurtFür das von der Deutschen Bank schon vor drei Monaten ins Schaufenster gestellte Zertifikategeschäft haben sich nach Informationen der Börsen-Zeitung Interessenten gefunden. Wie es im Markt heißt, hat BNP Paribas gute Chancen, den Zuschlag zu erhalten. Die französische Großbank ist bereits beim Geschäft mit Hedgefonds und dem elektronischen Aktienhandel des Instituts zum Zuge gekommen. Leer ausgehen würde damit HSBC Deutschland, die ebenfalls mit den Aktivitäten liebäugeln soll. Chefin Carola von Schmettow hatte im August erklärt, man verfolge den Prozess mit Interesse.Als ein weiterer Interessent wird im Markt Société Générale (SocGen) ins Spiel gebracht. Die Bank verleibt sich gerade das entsprechende Geschäft der Commerzbank ein, muss dieses allerdings auch erst einmal verdauen. Personalpolitisch ist dabei durchaus Musik drin, sind die zum Haus stoßenden Commerzbanker, wie zu erfahren ist, doch mit einem Kündigungsschutz ausgestattet, den ihre neuen Kollegen nicht genießen. Bei der Bank Vontobel, zu welcher im November 2017 der damalige Global Co-Head der Deutschen Bank für strukturierte Produkte, Stefan Armbruster, gewechselt war, steht unterdessen der deutsche Markt zwar im Fokus, allerdings weniger das Zertifikategeschäft als vielmehr das Asset- und Wealth-Management. Alle genannten Banken äußern sich auf Anfrage nicht, ob sie interessiert sind.Die Deutsche Bank teilt mit: “Wie wir im Juli gesagt haben, überprüfen wir das Geschäft nach unserer Entscheidung, aus dem Aktienhandel auszusteigen. Diese Überprüfung dauert an, und wir fühlen uns verpflichtet, unsere Kunden normal weiter zu bedienen.” Hunderte Stellen wenigerDem Institut winkt mit einem Verkauf die Möglichkeit, wie im Falle der Veräußerung des Geschäfts mit Hedgefonds und des elektronischen Aktienhandels samt Middle und Back Office die Zahl der Stellen im Investment Banking auf einen Schlag um Hunderte zu reduzieren, entsprechende Abfindungen einzusparen und dazu noch Geld zu bekommen. 400 Mill. bis 500 Mill. Euro könnte das Geschäft durchaus für die Bank einspielen, wie es bei Analysten heißt. Die Käuferin könnte mit dem Geschäft der Deutschen Bank unterdessen Größeneffekte realisieren und mit den in die Zertifikate eingebetteten Optionen das eigene Derivategeschäft füttern, soweit sie sich das eigenkapitalintensive Geschäft leisten will. Entsprechende Dissynergien stehen der Deutschen Bank ins Haus.Ihren Rückzug aus dem Zertifikategeschäft hatte die Deutsche Bank im Zuge ihrer jüngsten Restrukturierung Anfang Juli signalisiert. Man werde keine neuen strukturierten Produkte für externe Kunden mehr emittieren, seinen Marketmaking-Verpflichtungen in bestehenden Produkten aber nachkommen sowie Angebotspreise in allen Produkten stellen und in den kommenden Wochen mit den Kunden zusammenarbeiten, um Kontinuität zu gewährleisten, hieß es damals. Entgegen ihrer ursprünglichen Ankündigung hat die Bank seitdem weiter Zertifikate emittiert – allein am gestrigen Donnerstag nach Angaben des Instituts knapp 500 Produkte. Dies hat Sinn, würde die Bank andernfalls doch ohne Not den Wert eines Assets drücken, das es möglichst teuer am Markt unterzubringen gilt. Ohnehin sitzen potenzielle Käufer am längeren Hebel, seitdem das Haus Interesse an einer Veräußerung gezeigt hat. Schon bevor die Aktivitäten auf den Verkaufsblock wanderten, hatte die Bank im Markt an Bedeutung eingebüßt: So vereinigte sie nach Angaben des deutschen Derivateverbands DDV Ende Juni einen Marktanteil von 7,5 % auf sich und war damit die Nummer 5 hinter Deka, DZ Bank, LBBW und Helaba (siehe Grafik). Ende 2014 hatte die blaue Bank den Markt mit einem Anteil von 18,1 % noch angeführt.