Zimmerer ist in Welt der Kapitalanlage angekommen
Von Michael Flämig, FrankfurtEs mag eine Ehre sein, inmitten der Euro- und Schuldenkrise die Verantwortung für rund 500 Mrd. Euro Kapitalanlagen zu übernehmen – eine Wellness-Kur ist es aber nicht. Maximilian Zimmerer weiß das. Seit Juni des laufenden Jahres führt er das Ressort Kapitalanlage des Versicherungsriesen Allianz. “Entspannt bin ich selten, weil mich manches am Kapitalmarkt nervös macht”, bekennt der 54-Jährige bei seiner ersten Pressekonferenz auf dem neuen Posten. Und doch: Wohlgelaunt, offen und trotz unterschwelliger Aufgeregtheit geradezu lässig absolviert der Manager die Tour d’horizon, die ihm bei diesem “Capital Markets Roundtable 2012” abverlangt wird.Es ist spürbar: Zimmerer ist kein Novize auf dem Terrain. Sechs Jahre lang hatte der promovierte Jurist den deutschen Lebensversicherer des Konzerns geleitet, auch dort gehört das Anlegen von Milliarden zum Kerngeschäft. Seit 1988 arbeitet er für den Versicherer. Währenddessen hat er drei Jahre lang in das Asset Management der Münchner hineingeschnuppert, unter anderem als Managing Director der Allianz Asset Advisory and Management. Nach zweieinhalb Jahrzehnten kennt er die meisten Entscheider im Konzern, eine wichtige Voraussetzung auch für seine heutige Funktion: “Da ist mir kaum einer entgangen.” Das Team habe ihn gut aufgenommen, erklärte er denn auch in Frankfurt.Was als Finance-Chef neu sei? Fast alles, lacht der hochgewachsene Düsseldorfer. Beispielsweise sei er wesentlich stärker durchgetaktet als bei seiner bisherigen Tätigkeit, viel mehr Diskussionen würden auf Englisch geführt. Natürlich hat Zimmerer auch seinen Arbeitsort gewechselt: Unter der Woche ist sein Standort nun München, am Wochenende reist er zu seiner Familie zum bisherigen Arbeitsort Stuttgart. Trotzdem ist der Allianz-Manager relativ wenig auf Achse. Eigentlich sei er davon ausgegangen, viel in der gesamten Welt unterwegs zu sein, sagt er. Warum dies nicht der Fall sei? “Die Leute kommen zu mir.” Investment Banking adeKarriere hat eben vielerlei Vorteile. Auch ohne andauernde Ortsbesuche beherrscht Zimmerer sein Metier, er geht mit ordentlichem Selbstbewusstsein zur Sache. Da er neu sei in der Funktion, fange er erst einmal damit an, die Erfolge der Vergangenheit darzustellen, leitet er seine Präsentation “Investieren im Niedrigzinsumfeld” zwar ein – erwähnt aber im Folgenden den Namen seines Vorgängers nicht ein einziges Mal. Inhaltlich allerdings wird die Linie von Paul Achleitner durchaus fortgesetzt. Ein bisschen mehr alternative Anlagen hier, ein Team für Infrastrukturkredite dort – das war’s dann schon. Brüche in der Investmentphilosophie gibt es nicht, was allerdings auch ein Armutszeugnis wäre für einen Kapitalanleger dieser Größenordnung. Vereinzelt hat Zimmerer bei Nachfragen Details nicht zur Hand, hat aber zugleich keine Scheu, dies einzugestehen. Das Flair des Investment Banking, der Achleitner bei seinen Auftritten umhauchte, ist an diesem Tag im Gebäude der Allianz Global Investors im Frankfurter Bankenzentrum nicht zu spüren. Klare Aussagen und Meinungsfreude aber werden das Ressort Kapitalanlage der Allianz weiterhin begleiten.