Zinsschwund plagt Naspa
fir Frankfurt
– Die Nassauische Sparkasse (Naspa) hat im vergangenen Jahr wegen deutlich sinkender Zinseinnahmen weniger verdient. Das Betriebsergebnis vor Bewertung gab um gut 4% auf 66,6 Mill. Euro nach, obwohl die Kreditvergabe boomte, die Kosten um mehr als 10 Mill. Euro gedrückt wurden und der Provisionsüberschuss weitgehend stabil blieb. Dass der Zinsüberschuss um mehr als 6% auf 193 Mill. Euro nachgab, führte Vorstandsvorsitzender Günter Högner bei der Online-Bilanzpressekonferenz am Donnerstag auf Niedrigzinsen, harten Wettbewerb und auf die entfallenen Ausschüttungen der Helaba und der DekaBank zurück. Wegen des von der EZB verhängten faktischen Ausschüttungsverbots seien dem Institut, das mit einer Bilanzsumme von 14,3 Mrd. Euro zu den größten Sparkassen Deutschlands zählt, rund 5 Mill. Euro entgangen. Wie bereits der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Helmut Schleweis, und der geschäftsführende Präsident des Sparkassenverbands Hessen-Thüringen, Gerhard Grandke, in der vergangenen Woche machte Högner deutlich, wo das größte Problem der Institute liege: „Das Virus der Universalbanken ist nicht Corona, sondern dieses Virus heißt EZB-Geldpolitik. Es gibt leider noch keinen Impfstoff dagegen.“ Alles in allem zeigte er sich dennoch zufrieden mit dem Ergebnis. „Das vergangene Geschäftsjahr ist besser gelaufen, als mit Blick auf die Umstände zu erwarten war“, sagte Högner.
1 Mrd. Euro mehr Einlagen
Der allerorten zu beobachtende hohe Einlagenzufluss bei Banken und Sparkassen hat auch der Naspa im vergangenen Jahr 1 Mrd. Euro mehr an Kundeneinlagen beschert, ein Anstieg von 11% auf insgesamt 10,5 Mrd. Euro (s. Grafik). Auch das Kreditvolumen wuchs, wenn auch nicht so stark, auf 9,7 Mrd. Euro. Für die bei der Notenbank geparkte Überschussliquidität wurden Strafzinsen von unter 1 Mill. Euro fällig, führte Högner aus. Damit könne er zwar noch gut leben, doch sei absehbar, dass dieser Wert 2021 auf ein Vielfaches anschwellen werde.
Den Anstieg des Bewertungsergebnisses von gut 4 Mill. auf 16 Mill. Euro erklärte er zum Großteil mit den 11,2 Mill. Euro, die in die Vorsorge für allgemeine Bankrisiken nach § 340f HGB gestellt worden seien. Hinzu kam eine Kreditrisikovorsorge von 4 Mill. Euro – ein Wert, den er als unauffällig bezeichnete, zumal die Hälfte davon auf Pauschalwertberichtigungen zurückgehe, ohne dass dahinter konkret drohende Ausfälle stehen. „Das ganz große Horrorszenario ist bislang ausgeblieben, was angesichts der gigantischen staatlichen Rettungsmaßnahmen kein Wunder ist“, sagte Högner. Er spekulierte darauf, dass sich daran absehbar bis mindestens zur Bundestagswahl nichts ändern werde.
Appell an die Politik
Wenngleich von großen Pleiten bislang nicht viel zu sehen sei, bangten viele Gastronomen, Einzelhändler und Hoteliers um ihre Existenz. Es müssten deshalb dringend Modelle für weitergehende Öffnungsschritte gefunden werden, appellierte der Naspa-Chef an die Politik. Dass der Provisionsüberschuss in etwa auf Vorjahresniveau lag, bezeichnete Högner als erfreulich. Schließlich hätten die Kunden in der Pandemie weniger konsumiert, was zu geringeren Erträgen im Zahlungsverkehr geführt habe, und es sei wegen der schwächeren Kundenfrequenz in den Filialen auch zu weniger Produktabschlüssen gekommen. Einsparungen von 10,5 Mill. Euro entfielen etwa je zur Hälfte auf Personal- und Sachkosten. Wesentlich für den Rückgang seien schlankere Geschäftsprozesse und ein straffes Kostenmanagement gewesen, hieß es. Die Zahl der Mitarbeiter nahm um fast 50 auf gut 1600 ab.
Das Geschäftsgebiet der Naspa mit Sitz in Wiesbaden erstreckt sich über 4200 km² und umfasst die Städte Wiesbaden und Frankfurt sowie vier Landkreise in Hessen und zwei in Rheinland-Pfalz.
Wertberichtigt Seite 8
Nassauische Sparkasse | ||
Kennzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Zinsüberschuss | 193,0 | 206,2 |
Provisionsüberschuss | 71,5 | 71,9 |
Verwaltungsaufwand | 191,3 | 201,8 |
Betriebsergebnis vor Bewertung | 66,6 | 69,5 |
Bewertungsergebnis | −16,2 | −6,4 |
Betriebsergebnis nach Bewertung | 50,4 | 63,1 |
Jahresüberschuss | 36,2 | 40,3 |
Cost-Income-Ratio (%) | 69,6 | 68,6 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 14,3 | 12,2 |
Beschäftigte (31.12.) | 1609 | 1657 |
Börsen-Zeitung |