Versicherung

Zurich folgt einer gefährlichen Spur

Der Aktienkurs der Zurich ist seit Anfang 2020 kaum mehr vorangekommen. Dabei hat der Konzern seither zweimal die Dividende erhöht und Aktien zurückgekauft. Um gegen die Kursstagnation Abhilfe zu schaffen, legte CEO Mario Greco am Kapitalmarkttag in London deshalb ein weiteres Scheit ins Feuer.

Zurich folgt einer gefährlichen Spur

Zurich folgt gefährlicher Spur

Dem verdächtig ehrgeizig klingenden Versprechen einer Eigenkapitalrendite von mehr als 20 Prozent bis 2025 mag die Börse nicht glauben – aus guten Gründen

Der Aktienkurs der Zurich ist seit Anfang 2020 kaum mehr vorangekommen. Dabei hat der Konzern seither zweimal die Dividende erhöht und Aktien zurückgekauft. Um gegen die Kursstagnation endlich Abhilfe zu schaffen, legte das Management am Kapitalmarkttag in London deshalb ein weiteres Scheit ins Feuer.

Von Daniel Zulauf, Zürich

Zurich, der gemessen an der Marktkapitalisierung zweitgrößte Versicherer Europas hinter der Münchner Allianz, will seinen etwas träge gewordenen Aktienkurs antreiben. Das war die eindeutige Kernbotschaft, die Vorstandschef Mario Greco und dessen Finanzchef George Quinn am Kapitalmarkttag in London den Investoren übermitteln wollten.

Aktie schwächelt

Doch an der Six Swiss Exchange sanken die Zurich-Aktien zeitweise um fast 1% unter die Marke von 430 sfr und blieben damit hinter dem ebenfalls schwachen Gesamtmarkt zurück. Offensichtlich zweifeln die Investoren an den ehrgeizigen Zielen, mit denen das Management Eindruck zu machen hoffte. Dabei verspricht die Konzernführung für den Planungshorizont 2023 bis 2025 immerhin eine Eigenkapitalrendite von mehr als 20% pro Jahr. Gewiss, für 2023 wurde dieses Ziel schon früher ausgegeben.

Kaum vergleichbar

Es sollte heuer mit Blick auf den zur Jahresmitte erreichten Wert von 22,9% auch relativ gut zu schaffen sein. Dennoch sollten Zielvorgaben in dieser Größenordnung die Akteure in der Finanzindustrie aufhorchen lassen. Über Eigenkapitalrenditen von mehr als 20% in der Finanzindustrie sprachen letztmals die großen Banken – unmittelbar bevor die globale Finanzkrise die Welt auf den Kopf stellte.

Es gibt denn auch gute Gründe, weshalb die Zurich mit ihrer ehrgeizigen Ansage auf wenig Anklang im Markt zu stoßen scheint. Zunächst ist der Business Operating Profit (BOP), den der Konzern in den Zähler seiner Renditerechnung stellt, ein rein internes Leistungsmaß, das sich mit den Ergebnissen anderer Versicherer nicht direkt vergleichen lässt. Von 2019 bis 2022 war der BOP mit einem Wachstum von 22% mehr als doppelt so stark gestiegen wie der Reingewinn (+10%), und 2022 war der BOP mit 6,5 Mrd. Dollar rund 30% höher als der Reingewinn.

Schwer fassbar

Schwer fassbar ist auch der Nenner in der Renditegleichung. Während die globale Zinserhöhung und die gefallenen Kurse der Anleihen das Eigenkapital des Konzerns im vergangenen Jahr um rund 20% auf 26,6 Mrd. Dollar abschmelzen ließen, erhöhte sich die regulatorische Schweizer Solvenzquote (SST) binnen Jahresfrist ebenfalls als Folge der Zinserhöhung von 212% auf 265%. Die Quote liegt nun weit über der strategischen Zielquote von mindestens 160%, weshalb die Zurich nun eine Möglichkeit sieht, mehr Kapital an die Aktionäre zurückzuführen. Das jüngste Aktienrückkaufprogramm über 1,8 Mrd. sfr soll erneuert werden, damit die Zurich die Gewinnausschüttungsquote auf 100% erhöhen kann. Weiterhin sollen 75% der Gewinne als Dividenden an die Aktionäre gezahlt werden. Die versprochene Steigerung des Gewinns pro Aktie um 8% pro Jahr soll suggerieren, dass die Dividende auch in der Zukunft steigen wird. Freilich beißt sich die Katze hier in den Schwanz, denn bekanntlich steigt der Gewinn pro Aktie dann, wenn es weniger Aktien gibt.

Das geplante Kapitalmanagement der Zurich sieht technisch einfach aus, aber was passiert, wenn der Markt eine markant tiefere Solvenzquote doch nicht goutieren sollte? Dann müsste die Zurich real mehr Geld verdienen, was im kompetitiven Versicherungsmarkt nicht so einfach geht, wie auch die Investoren zu Recht vermuten.

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