Versicherungskonzerne

Zurich hält Kurs – auch ohne Viridium-Deal

Mit CEO Mario Greco war die Zurich auch 2023 auf Rekordfahrt. Der Italiener wird heuer aber 65 Jahre alt, und manch einer fragt sich schon, wer ihm dereinst nachfolgen könnte.

Zurich hält Kurs – auch ohne Viridium-Deal

Zurich hält Kurs – auch ohne Viridium-Deal

125 Prozent des Gewinns werden ausgeschüttet – Versicherer will Marktanteile gewinnen

dz Zürich

Das Wirtschaftswachstum stockt in vielen Ländern und die Unsicherheit ist groß. Trotzdem hat die Zurich 2023 so gut verdient wie noch nie. Im Moment gelingt es den Versicherern eben besonders gut, höhere Prämien durchzusetzen. Die Zurich hat die Tarife 2023 im Durchschnitt um rund 6% erhöht.

Auf einer Telefonkonferenz räumte Finanzchef George Quinn ein, dass sich das Prämienwachstum über der Inflationsrate bewege. Das sei aber ein "Aufholeffekt", nachdem man vorher vom schnellen und heftigen Anstieg der Teuerung überrascht worden sei.

Schadenträchtige Naturereignisse

Für die im zweistelligen Prozentbereich steigenden Raten auf amerikanische Gebäudeversicherungen machte Quinn den langfristigen Trend schadenträchtiger Naturereignisse verantwortlich. Weil auch die Rückversicherer ihre Deckungen in Hochrisikogebieten wie zum Beispiel Florida einschränkten, komme es dort zu einer Verknappung der Kapazitäten, was höhere Preise zur Folge habe, erklärte der Manager.

2023 war freilich ein Jahr mit vergleichsweise geringen Schäden aus Naturkatastrophen, weshalb die Prämienerhöhungen nun zu einem guten Teil den Aktionären der Zurich zugutekommen werden. Vom Rekordgewinn in Höhe von 4,35 Mrd. Dollar oder etwa 3,9 Mrd. sfr sollen 26 sfr pro Aktie oder rund 3,8 Mrd. sfr in Form von Dividendenzahlungen an die Eigentümer fließen.

Darüber hinaus hat die Zurich ein weiteres Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 1,1 Mrd. sfr angekündigt, in Summe schüttet der Konzern damit ein Viertel mehr aus, als er 2023 verdient hat. Die Zurich sagt, sie habe mit einer Solvenzquote von 233% ohnehin viel mehr Eigenkapital, als sie gemäß ihrer eigenen Zielgröße (160%) anstrebe.

Marktanteile gewinnen

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die Zurich will weiter Marktanteile gewinnen, was ihr gerade gut zu gelingen scheint. Dafür benötigt der Konzern aber Eigenkapital, das er mit der Ende Januar gescheiterten Viridium-Transaktion freisetzen wollte. Die Zurich wollte 720.000 geschlossene Lebenpolicen des einstigen Deutschen Herold an Viridium übertragen und so eine Verbesserung ihrer Solvenzquote um 8 Prozentpunkte erreichen. Aber der Deal scheiterte an der Eigentümerstruktur von Viridium. Größte Aktionärin ist die britische Private-Equity-Gesellschaft Cinven.

Unter den Aufsichtsbehörden hat sich offenbar die Auffassung verbreitet, dass die auf kurzfristige Shareholder-Value-Maximierung ausgerichteten Investoren vom Schlage Cinven nicht die richtigen Eigentümer für sehr langfristig angelegte Lebenversicherer sind. Nachdem im vergangenen Jahr in Italien die mehrheitlich von Cinven kontrollierte Eurovita von anderen Versicherern vor dem Konkurs gerettet werden musste, sehen manche Beobachter in den Private-Equity-Investoren sogar ein gewisses Systemrisiko für die Branche.

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