Hedgefonds

Zusammenbruch folgt auf Zusammenbruch

Archegos Capital ist nicht der erste Hedgefonds, der in Schwierigkeiten geraten ist, wie ein Überblick über einige Schieflagen und Zusammenbrüche der vergangenen Jahre zeigt:

Zusammenbruch folgt auf Zusammenbruch

Reuters

Archegos Capital ist nicht der erste Hedgefonds, der in Schwierigkeiten geraten ist, wie ein Überblick über einige Schieflagen und Zusammenbrüche der vergangenen Jahre zeigt:

September 1998: Long Term Capital Management (LTCM) bricht zusammen, nachdem seine mathematischen Berechnungsmodelle die russische Schuldenkrise nicht vorhersahen. Um ein Chaos an den Finanzmärkten zu verhindern, ist eine von der US-Notenbank koordinierte Rettungsaktion notwendig – mehrere große Finanzinstitute stellen zusammen 3,5 Mrd. Dollar bereit. Die Schweizer Großbank UBS verbucht einen Verlust von 1,25 Mrd. Dollar aus ihrem Engagement bei LTCM.

September 2006: Der Hedgefonds Amaranth Advisors kollabiert, weil er rund 6,4 Mrd. Dollar durch Wetten auf Erdgas verloren hat.

Juli 2007: Der Hedgefondsbetreiber Sowood Capital, der unter anderem Geld für die Harvard University verwaltet, verliert in weniger als einem Monat etwa die Hälfte seines Kapitals von 3 Mrd. Dollar und wird damit eines der ersten prominenten Opfer der Finanzkrise.

Dezember 2008: Bernard Madoff wird als einer der größten Finanzschwindler der Geschichte entlarvt. Sein Hedgefonds veruntreute bis zu 65 Mrd. Dollar an Kundengeldern mit einem Schneeballsystem.

Mai 2009: Pequot Capital schließt seinen rund 3 Mrd. Dollar schweren Fonds inmitten einer staatlichen Untersuchung wegen Insiderhandels.

Oktober 2009: Die Galleon Group, die sich auf Technologie- und Gesundheitsunternehmen spezialisiert hat, muss ihr 3,7 Mrd. Dollar schweres Portfolio auflösen. Ihr Gründer Raj Rajaratnam wird angeklagt, der Drahtzieher des bisher größten Insiderhandels mit Hedgefonds zu sein.

November 2013: SAC Capital Advisors mit einem Vermögen von 16 Mrd. Dollar wird zur Auflösung gezwungen, nachdem sich das Unternehmen in fünf Betrugsfällen im Zusammenhang mit einem weitreichenden Insiderhandelssystem schuldig bekannt hat.

Juni 2019: Aufsichtsbehörden kritisieren Investor Neil Woodford, dass ein 3,85 Mrd. Dollar schwerer „LF Woodford Equity Income Fund“ in nicht börsennotierte, schwer verkäufliche Aktien investiert. Der auf Großbritannien fokussierte Fonds wird daraufhin vom Handel suspendiert und schließlich abgewickelt.

Januar 2021: Kleinanleger, die sich in Internetforen koordinieren, treiben bestimmte Aktienkurse in die Höhe und bringen Hedgefonds in die Bredouille, die auf sinkende Kurse gewettet hatten. Die Hedgefonds Citadelund Point72 müssen Melvin Capital mit 2,75 Mrd. Dollar unter die Arme greifen, um einen Kollaps des Konkurrenten zu verhindern. Dem „Wall Street Journal“ zufolge hat sich Melvin auch mit Aktien des Videospielehändlers Gamestop verzockt.

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