Zwei Banken streiten um Schadenersatz

Deutsche Handelsbank und Fidor Bank im Clinch

Zwei Banken streiten um Schadenersatz

sck München – Verluste infolge einer verfehlten Expansion in den britischen Konsumentenkreditmarkt haben für zwei Banken ein juristisches Nachspiel. Die Deutsche Kontor Privatbank, hinter der die Unternehmerfamilie Reimann steht, und die Fidor Bank liegen seit Monaten im Clinch. Die Deutsche Kontor Privatbank fordert vom Münchner Internetgeldhaus Schadenersatz. Dabei dürfte eine Wertberichtigung von 16 Mill. Euro auf ein Gebrauchtwagenkreditportfolio in England einen Anhaltspunkt liefern. Wie zu hören ist, sind beide Seiten bestrebt, sich außergerichtlich zu einigen. Sollte es dazu kommen, dürfte wohl nur ein Bruchteil des Schadens erstattet werden. Sowohl die Deutsche Kontor Privatbank, die nach außen unter der Marke Deutsche Handelsbank auftritt, als auch die Fidor Bank halten sich zu dem Thema bedeckt. Ein Sprecher der Deutschen Kontor Privatbank räumte ein, dass es gegenüber dem anderen Institut Forderungen gibt. Ein Vertreter der Fidor Bank verneinte hingegen, dass Klagen oder Zahlungsaufforderungen der anderen Seite eingegangen seien. Der Streit geht auf das Geschäftsjahr 2016 zurück. Seinerzeit musste die Deutsche Kontor Privatbank 16 Mill. Euro aufgrund der “Schieflage eines großen Factoring-Engagements” abschreiben, was zu einem Jahresverlust von 14,4 Mill. Euro führte (vgl. BZ vom 11. Januar). Die Reimanns mussten daraufhin 17 Mill. Euro frisches Kapital nachschießen, um eine Schließung des Instituts zu verhindern. Für den Schaden macht die Deutsche Kontor Privatbank die Fidor Bank verantwortlich. Das Geldhaus unter Leitung von Matthias Kröner fungierte damals als “Partnerbank”, die das Kreditportfolio für die Deutsche Handelsbank vermittelte und überwachte. Die Deutsche Handelsbank wirft Kröners Institut vor, bei der Risikosteuerung versagt zu haben. Auch die Fidor Bank selbst erlitt durch das Kreditportfolio einen schweren Schaden. Hohe Abschreibungen sorgten 2016 für einen Verlust von 24 Mill. Euro (vgl. BZ vom 8.12.2017). Kröner war gezwungen, die Bank mit Hilfe von außen zu stützen. Die französische Großbank BPCE erwies sich als rettender Anker. Die Franzosen übernahmen 2017 Fidor und gaben Haftungsgarantien ab für weitere Verluste aus den in Schieflage geratenen Portfolios. Ursache für die Probleme waren die Pleiten von zwei englischen Kreditvermittlern. Wie es heißt, soll zuvor ein amerikanischer Finanzinvestor dort ausgestiegen sein. Das führte zu Liquiditätslücken. In den Strudel gerieten die beiden deutschen Finanzhäuser, die erst kurz zuvor in dieses Geschäft eingestiegen waren, obwohl es für sie Neuland war. In ihren Geschäftsberichten 2016 warnten beide Adressen vor weiteren Fehlbeträgen aus diesen Kreditportfolios. Sie veröffentlichen ihre Geschäftsberichte 2017 in der laufenden zweiten Jahreshälfte 2018.