Private Geldvermögen

Zweite Coronawelle führt zu Sparschwemme

Weil Konsummöglichkeiten in der Pandemie fehlen, haben private Haushalte im Schlussquartal 102 Mrd. Euro beiseite gelegt. Das Geldvermögen steigt auf ein Rekordvolumen von knapp 7 Bill. Euro.

Zweite Coronawelle führt zu Sparschwemme

jsc Frankfurt

Die Wellen der Pandemie und die zugehörigen Lockdown-Regeln übertragen sich auch auf das Sparverhalten der Deutschen: Im Schlussquartal 2020, als die Corona-Inzidenzwerte wieder in die Höhe schnellten und Bund und Länder mit diversen Einschränkungen gegensteuerten, haben die privaten Haushalte ähnlich wie bereits im zweiten Jahresviertel deutlich mehr zur Seite gelegt als sonst, wie aus Zahlen der Deutschen Bundesbank zur Geldvermögensbildung hervorgeht. Über alle Kategorien hinweg legten Privatleute netto 102 Mrd. Euro neu an. Das sind ungefähr 35 Mrd. Euro mehr, als die Entwicklung der Vorjahre nahelegt (siehe Grafik).

Nahezu drei Viertel der Mittel, nämlich 74 Mrd. Euro, kamen im Schlussquartal der Kategorie des Bargelds und der Einlagen zu – ähnlich viel Geld war bereits im zweiten Quartal, also infolge der frühen Pandemiephase, auf die Konten geflossen. Eine höhere Sparsumme im vierten Quartal entspricht zwar dem üblichen saisonalen Muster, doch lag der Vergleichswert für Bargeld und Einlagen im Vorjahr mit 52 Mrd. Euro deutlich niedriger.

Über das Gesamtjahr hinweg haben die privaten Haushalte insgesamt 389 Mrd. Euro in ihre Geldvermögen gesteckt – dazu zählen neben den Einlagen insbesondere auch Aktien und Fonds, Versicherungen und Altersvorsorgesysteme. Eine Fortschreibung der Jahre 2013 bis 2019 ergibt hingegen nur eine Sparsumme von ungefähr 278 Mrd. Euro. Somit ergibt sich ein Überschuss von rund 111 Mrd. Euro, aufgeteilt auf vier Quartale (siehe Grafik). Weil in der Pandemie die Konsummöglichkeiten schwinden, sparen Privatleute notgedrungen mehr. „Unfreiwillige Konsumzurückhaltung“ nennt die Bundesbank das Phänomen, das die Konjunktur erheblich belastet hat.

Zwar haben die Sparer die Aktie in der Pandemie wiederentdeckt: Auf Gesamtjahressicht investierten sie rund 40 Mrd. Euro in börsennotierte Papiere, etwa dreimal so viel wie im Jahr 2019. Mit 6 Mrd. Euro fiel das Schlussquartal aber wieder etwas schwächer aus. Ausländische Aktien blieben gefragt, während deutsche Titel unterm Strich sogar knapp unter der Nulllinie landeten. Investmentfonds sammelten mit 14 Mrd. Euro im Schlussquartal wieder etwas mehr Geld ein. Versicherungen und Altersvorsorgesysteme kommen auf 21 Mrd. Euro, womit sie im langjährigen Durchschnitt liegen.

Zugelegt hat das Geldvermögen der Haushalte aber nicht nur wegen der insgesamt hohen Zuflüsse, sondern auch wegen der Wertzuwächse an den Börsen. Insgesamt schwoll der Betrag um 211 Mrd. Euro auf 6,95 Bill. Euro zum Jahresende an und erreichte damit einen neuen Rekord. Anders als von den Analysten der DZBank noch im Januar prognostiziert, blieb der Betrag aber unter der Schwelle von 7 Bill. Euro. Im Durchschnitt besitzt jeder Bürger ein Geldvermögen von 83600 Euro. Werden die Schulden von insgesamt 1,96 Bill Euro abgezogen, ergibt sich ein Gesamtbetrag von 4,99 Bill. Euro oder 60000 Euro pro Kopf.

Schwarze Zahlen, rote Zahlen

Deutsche Unternehmen schreiben derweil rote Zahlen. Per Jahresende kommen nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften zwar auf ein Geldvermögen von 5,23 Bill. Euro, doch weisen sie zugleich Verbindlichkeiten von 7,31 Bill. Euro aus, so dass unterm Strich ein Fehlbetrag von 2,08 Bill. Euro stehen bleibt. Zu den Verbindlichkeiten der Unternehmen zählen die Statistiker allerdings auch ausgegebene Aktien und sonstige Anteilsrechte in Höhe von 3,19 Bill. Euro. Das führt zu einem kuriosen Effekt: Während steigende Aktienkurse das Vermögen der Privatleute anschwellen lassen, erhöhen sie zugleich den Fehlbetrag der Unternehmen.