Konsumgüter

Beiersdorf enttäuscht Anleger mit vagem Ausblick

Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf hat nach einem Umsatz- und Gewinnrückgang im Coronakrisenjahr 2020 Anleger mit einem wenig anregenden Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr auf Distanz gehen lassen. Nach Veröffentlichung der Geschäfts- und...

Beiersdorf enttäuscht Anleger mit vagem Ausblick

ste Hamburg

Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf hat nach einem Umsatz- und Gewinnrückgang im Coronakrisenjahr 2020 Anleger mit einem wenig anregenden Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr auf Distanz gehen lassen. Nach Veröffentlichung der Geschäfts- und Ergebniszahlen durch das Unternehmen am Vorabend gab die Aktie des Hamburger Dax-Konzerns am Mittwoch in der Spitze um 8,7% nach, ehe sie bei 86,00 Euro mit einem Minus von 5,9% aus dem Handel ging.

Beiersdorf kündigte an, in den kommenden fünf Jahren zusätzlich 300 Mill. Euro für Nachhaltigkeitsprojekte, eine beschleunigte Digitalisierung sowie die Erschließung von Wachstumsmärkten zu investieren und basierend auf den Investitionen in diesem Jahr im Konzern und im Kernsegment Consumer operative Renditen auf dem Niveau von 2020 bei positivem Umsatzwachstum zu erwarten. Für die Klebstoff-Tochter Tesa wird 2021 ebenfalls mit einer Erlössteigerung gerechnet, aber wegen signifikanter Investitionen auch mit einer bereinigten Ebit-Marge unterhalb des Vorjahresniveaus.

Konkrete Prognosezahlen lieferte der Konzern, dessen Aktie 2020 mit einem Minus von mehr als 11% zu den schwächsten Werten im Dax gehörte, mit Verweis auf die bestehenden Unsicherheiten infolge der Corona-Pandemie nicht. Es sei aus heutiger Sicht schwierig, eine zuverlässige Prognose für das laufende Jahr zu geben, sagte das neue Vorstandsmitglied Astrid Hermann, die nun die CFO-Aufgaben von Dessi Temperley übernimmt, gegenüber Medienvertretern. In dem Unternehmen geht man davon aus, dass es im Hautpflegemarkt, der infolge der Pandemie im Frühjahr des vergangenen Jahres kräftig schrumpfte, bis Ende 2021 besser laufen wird.

Unabhängig vom Wachstum des Hautpflegemarktes strebt Beiersdorf Marktanteilsgewinne an. Im vergangenen Jahr habe man bei allen strategischen Marken, in allen Hautpflegekategorien und in allen Regionen Marktanteile „signifikant“ ausgebaut, unterstrich Vorstandschef Stefan De Loecker. Dieser hatte kurz nach seinem Antritt Anfang 2019 die neue Strategie „Care+“ vorgestellt, die neben zusätzlichen Investitionen von 70 Mill. bis 80 Mill. Euro pro Jahr in Internationalisierung, Innovationen, Digitalisierung sowie Mitarbeiterqualifizierung vorsah, bis 2023 neben einer Steigerung des organischen Wachstums im Consumer-Bereich von 4 bis 6% eine Ebit-Marge in dem Segment, das für gut vier Fünftel des Konzernumsatzes steht, von 16 bis 17% zu erreichen. Zu diesen Zielen bekennt sich Beiersdorf inzwischen nicht mehr. „Wir haben uns neue Mittelfristziele gesetzt, sie sind nur nicht so konkret“, sagte die künftige Finanzchefin Hermann. Das ursprüngliche Ziel sei zu einer Zeit gesetzt worden, „wo wir von Covid nichts gehört haben“.

Im Berichtsjahr sank der Umsatz des Consumer-Segments mit Marken wie Nivea, Eucerin, Hansaplast und La Prairie auf 5,7 Mrd. Euro organisch um 6,6%, die bereinigte Ebit-Marge landete bei 12,3 (i.V. 14,1)%. Tesa verbuchte nach einer zügigen Erholung in der zweiten Jahreshälfte einen Erlösrückgang um 1,5% sowie eine Ebit-Marge von 15,4 (15,3)%, wodurch der Konzern insgesamt mit 7,03 Mrd. Euro auf einen organisch um 5,7 (nominal: 8,2)% gesunkenen Umsatz und eine um Sondereffekte bereinigte Ebit-Marge von 12,9 (14,3)% kam. Damit lag Beiersdorf im Rahmen der Markterwartungen.

Weiter forcieren will der Konzern die Digitalisierung. So soll etwa der Anteil des 2020 um 50% gewachsenen Onlinegeschäfts am Gesamtumsatz bis 2025 von einem hohen einstelligen auf einen „signifikant“ zweistelligen Prozentsatz steigen. Zudem will Beiersdorf die personalisierte Hautpflege vorantreiben und 2021 eine Partnerschaft mit Google eingehen. Als Regionen für weiteres Wachstum gelten für den Konzern China, die USA sowie Schwellenmärkte von besonderem Interesse.

Bei einer um gut 10% auf 4,7 Mrd. Euro erhöhten Nettoliquidität teilte Beiersdorf mit, erneut eine Dividende von 0,70 Euro je Aktie zu zahlen. Das Niveau ist seit 2009 unverändert.

Wertberichtigt Seite 6